Baden an Silvester

Wir werden heute von einem Vogel geweckt. Er tippelt und pickt auf unserem Bus herum. Seit Zagora haben wir immer mehr riesige Reisemobile gesehen. Offroad Lastwagen mit mächtigem Aufbau. Unser Bus ist im Vergleich einfach winzig. Noch ein wenig massiver sind die Begleitlastwagen irgend einer Rallye, die wir immer wieder sehen.

Langsam kommen wir ans Ende dieser Piste und sie wird immer holpriger. Das Holz auf dem Dach haben wir schon längst verloren, wie wir leider feststellen müssen. Mindestens die Hälfte von uns ist sehr froh, wieder auf die Asphaltstrasse zu kommen. Vorher müssen wir aber noch eine Passkontrolle passieren. Unsere Daten werden auf einem Papier notiert und wir können weiter fahren nach Foum Zguid.
Ein grösseres Dorf am Rande der Sahara, welches vom Tourismus kaum verändert wurde. So scheint es jedenfalls. Nadine ist nicht so fit und deshalb gehe ich alleine auf die Suche nach Brot. Spätestens als ich mich offensichtlich suchend umblicke, rechne ich damit, dass mich jemand anspricht. Nichts geschieht und ich muss selbst suchen. Natürlich werde ich fündig und gerade als ich den Laden wieder verlassen will, sehe ich gekühltes Cola. Wir wollten schon lange mal wieder etwas ungesundes zu trinken. In letzter Zeit gab es nur Wasser oder Tee..
Nur wenig nach dem Dorf halten wir für die Mittagspause. Es gibt Kartoffelstock-Tätschli im Fladenbrot mit Spiegelei.  Wir fahren an einem abgestorbenen Baum vorbei und drehen sofort um. Wir brauchen ja erneut Holz für unser Silvester-Feuer. Er wehrt sich mit seinen stachligen Dornen, aber für ein kleines Feuer wird das gewonnene schon reichen.
Im Reiseführer ist ein schöner Übernachtungsplatz beschrieben. Obwohl es noch früh ist, steuern wir ihn an und werden nicht enttäuscht. Er liegt direkt am Fluss zwischen Felsen und ist von der Strasse nicht einsehbar und wir haben unseren eigenen Natur Swimmingpool. Der Fluss füllt hier nämlich ein Becken, tief genug, das man darin schwimmen kann.

Und genau das machen wir. Bad an an Silvester.

Danach wärmen wir uns ausgiebig an der Sonne und machen später z’Vieri.

Irgendwie überkommt es uns und wir räumen einige Stellen im Bus auf. Erstaunlich wie viel Platz man wieder hat, wenn alles unnötige weggeräumt ist und so können wir geordnet ins neue Jahr starten. Das geht aber noch eine Weile. Wir haben uns im Vorfeld schon überlegt, ob wir ein Nachmittagsschlaf machen sollen, oder normal ins Bett gehen und kurz vor zwölf nochmals aufstehen. Wir sind es uns nicht mehr gewohnt so lange auf zu bleiben, aber keins von beiden wird nötig sein, wie sich herausstellen wird. Ich sammle noch mächtig Holz, denn davon liegt hier genügend herum. Unsere beiden Holz-mitnehm-Aktionen waren also ziemlich für die Katz.
Zum Abendessen opfern wir unser letztes Käsefondue und entzünden das Feuer und die Resten unserer Fackeln. Bis Mitternacht machen wir nicht viel mehr als ins und zum Feuer zu schauen. Die Palmenblätter brennen super und dem entschprechend braucht es Nachschub.

Genau um zwölf Uhr flammt das Feuer auf, die Rival Kings klingen durch die Wüste und wir stossen mit dem letzten Tropfen Alkohol (Champagner, wie es sich gehört), den wir noch haben an. Ein gutes neues Jahr euch allen!
Als „Bettmümpfeli“ gibt es über dem Feuer gekochte Zimtäpfel und bald darauf kriechen wir ins Bett.

Sändälä Erg Chegaga und Tee im Iriki

Wenn wir unsere Stühle draussen haben, versorgen wir sie abends immer unter dem Bus. Ausser gestern. Ausgerechnet heute erwachen wir inmitten eines kleinen Sandsturmes. Die Stühle sind nicht mehr am gleichen Ort, aber leicht zu finden. Nur die Fackeln müssen wir ausbuddeln. Verständlicherweise dauert es heute etwas länger, bis wir nach draussen gehen und so sind wir recht spät unterwegs. Eigentlich hatte ich vor, den Campbesitzer zu fragen, ob wir nicht seinen Quad für eine Weile ausleihen können um über die Dünen zu heizen, aber bei diesem Wetter wäre das nicht so toll geworden. Stattdessen spielen wir in geschützterem Rahmen, also im Bus, im Sand. Ganz so lustig wie im Erg Chebbi ist es leider nicht, weil die Dünen weit auseinander stehen und dazwischen harter, holpriger Boden ist. Zum Schluss erwische ich noch eine längere Düne und kann ein ganzes Stück auf ihr entlang fahren. Bis hinüber reicht der Schwung nicht und ich muss rückwärts, plötzlich gerät der Bus in Schieflage. Das mag ich gar nicht und ist gefährlich, es wäre nicht der erste Bus, der sich auf die Seite legt. Vorwärtsfahren geht auch mit etwas schaufeln nicht. Also müssen wir irgendwie retour runter. Ein Helfer ist auch schon da und mit vereinten Kräften schaufeln wir so viel Sand um, bis ich ganz einfach rückwärts hinabfahren kann.

Er fragt, ob wir zum Tee kommen wollen, aber wir lehnen ab, da unsere Mägen bereits knurren. Wir fahren aus den Dünen heraus und essen zu Mittag. Hier liegt einiges an trockenem Holz herum. Ein Teil davon binden wir uns aufs Dach für ein späteres Feuer. Unser Weg führt nun durch sehr sandige Passagen und immer wieder über einen Sandhügel hinüber, bis wir auf eine riesen grosse, weite Ebene heraus kommen. Hier fallen wir fast auf die erste Fatamorgana herein. Wir meinen, den auf der Karte verzeichneten Iriki See zu sehen, doch er kommt und kommt nicht näher.
Hier geht es schon schneller voran. Dazu müssen wir aber erst die Räder wieder aufpumpen. Die Wartezeit überbrücken wir mit Wüsten-Puzzle.

Dann bekommen wir Besuch von zwei Männern auf einem Motorrad. Der Lenker trägt keine Schuhe, sondern, sehr zu unserer Belustigung, nur pink/weiss getupfte Socken. Sie fragen ob wir Probleme haben und Hilfe benötigen. Da dies nicht der Fall ist, bieten sie uns einen Tee an, in einer Auberge nicht weit entfernt. Jetzt haben wir Zeit und nehmen an. Neben des gewöhnlichen Smalltalks erfahren wir, dass heute eine Rally stattfindet und dass ganz in der Nähe das einzige Dorf auf unserer Strecke liegt, das wir uns mit einem Feldstecher anschauen können. Ausserdem zeigt der Betreiber der Auberge uns antike Speerspitzen, die er gefunden hat. Auf die Frage, wo denn der See sei, sagt er: „ja der ist hier.“. Wir sind also mittendrin. Letzte Woche hatte er noch etwas Wasser, weil es geregnet hat.
Er bietet uns natürlich auch ein Zimmer an, aber wir können auch gerne einfach so neben dran stehen, wenn wir wollen. Wahrscheinlich ist er recht einsam hier, den seine beiden Brüder, die noch da waren, haben sich schon verabschiedet. Wir sind dann doch lieber alleine, aber der Gedanke im Restaurant zu essen war schon sehr verlockend. Wir verabschieden uns und fragen was der Tee kostet. Er schaut nur verlegen drein und sagt: „Comme vous voulez.“.
Auf der Suche nach ein wenig Windschatten (es ist längst nicht mehr so schlimm wie am Morgen) stellen wir uns an den Fuss einiger Hügel und müssen erst mal abwaschen, bevor wir kochen können.

Sitzen macht Aua!

Erneut heisst es früh aufstehen. Um 7.00 klingelt der Wecker und wir kommen wenig später aus dem Zelt, um uns den Sonnenaufgang anzusehen. Wir sind schon ganz gespannt darauf, was es hier zum Frühstück gibt. Entäuscht werden wir nicht, wenn auch die Zusammenstellung ein wenig merkwürdig erscheinen mag. Sehr süsses Joghurt, ein Madlaine, Butterkeckse, Brot mit Streichkäse und dazu Kaffee und heisse Milch. Und ein wenig später noch ein Tomaten-Eieromlett aus der Tajine. Während dem Essen merken wir, dass in unserem Esszimmer (ein grosses Zelt) noch zwei Jungs von gestern schlafen. Die waren wohl noch länger wach…

Der Hintern tut uns mächtig weh, aber wir müssen gleich wieder aufsitzen und zurück geht es. Dieses Mal an einem Wasserkanal entlang, mitten durch grüne Felder und unzählige Palmen.
Der Bus ist schon gepackt und so müssen wir nur noch bezahlen und können gleich weiter Richtung Süden fahren. Seit langem fahre ich wieder ein Mal. Meinem Finger, wenn auch noch geschient, geht es viel besser und Nadines Hintern macht ihr um einiges mehr zu schaffen als mir meiner. Wir sind beide ziemlich erschöpft und so legen wir nur kurze Zeit später eine lange Mittagspause ein. In einem kleinen Ort tanken wir noch voll auf, denn es wird die letzte Tankstelle für die nächsten 200 km Wüste sein. Auch mit Wasser, dass übermässig überteuert ist, decken wir uns ein. Wir fahren eine kleine Alternativroute zur Strasse nach M’Hamid. Sie führt zu einigen Dünen, wo ein verschwundener Jude herumspucken soll. Ihn sehen wir nicht, dafür ganz viele Leute. Das wollen wir nicht und fahren deshalb auch gleich weiter. Welches jetzt die eigentliche Piste ist, erkennt man wieder ein Mal nicht so genau. Unser Weg führt uns immer wieder durch sandige Passagen und über kleine Dünen. Wir kommen nicht beim geplanten Punkt wieder hinaus, dafür hatten wir unseren Spass und sind auch so nach M’Hamid gekommen. Hier hört die Teerstrasse auf und man kommt nur mit einem 4×4 weiter auf der Piste. Das schwerste an ihr ist für uns heute, den Einstieg zu finden, weil wir nicht auf der Strasse gekommen sind. Nach einem kurzen Krieg mit den Koordinaten finden wir ihn aber. Wir fahren nur kurz einem Fluss entlang, da hält uns ein Mann an. Er warnt uns vor dieser Strecke, es habe stark geregnet und gestern sei eine spanische Familie mit einem „richtigen“ Offroader stecken geblieben. Er bietet uns an, das er uns hindurch führen kann. Wir bedanken uns für die Warnung und schlagen sein Angebot aus. Wir wollen uns erst mal selbst ein Bild machen und wir haben ja jetzt seine Karte.
Die folgende Strecke ist sehr interessant zu fahren. Mal geht es durch Sand, vorbei oder über Dünen, dann wird man kräftig auf den holprigen Steinen durchgeschüttelt und plötzlich ist alles grün. Zwischendurch gibt es lange Kiespassagen, wo man mal wieder aufs Gas drücken kann, ganz zu meiner Freude. Vor den Bodenwellen muss man sich aber in Acht nehmen. Der Kaktus verliert sonst seine Erde.

Es herscht reger Verkehr hier für so eine verlassene Gegend. Vorallem geführte Touristentouren sind anzutreffen. Unser Bus kann sich gegen die mächtigen Offroader durchaus sehen lassen. Trotz mehreren Pausen holen wir immer wieder welche ein.
Die angeblich „typische Bilderbuchoase“ verpassen wir leider, dafür erreichen wir bereits den Erg Chegaga. Das ist das zweitgrösste Dünengebiet, beziehungsweise Sandkasten für die grossen, Marokkos. Auch hier gibt es einige Camps. Ein wenig abseits von ihnen stellen wir uns auf eine kleine Düne und der Besuch lässt nicht lange auf sich warten. Der Besitzer eines Camps kommt auf einen Schwatz vorbei und staunt nicht schlecht, das wir mit einem Bus hier unterwegs sind („Chapeau!“). Natürlich bietet er uns ein Zelt an, aber er lädt uns auch ein, einfach am Abend für Feuer und Musik vorbei zu schauen. Wenn wir etwas bräuchten, sollen wir einfach vorbeikommen. Wir gehen dann doch nicht mehr hin. Wir hören die Trommeln recht spät und sind müde.

Wüstenschifffahrt

Wir müssen heute früh auf. Auf uns wartet eine Kameltour, denken wir. Es ist noch sehr kalt und wir stehen bibbernd vor der Rezeption. Wir sind die marokkanische Pünktlichkeit ja gewohnt, aber allmählich warten wir doch schon lange. Wir fragen mal einen Angestellten, aber der weiss auch nichts, wir sollen uns doch zu ihm setzen und einen Tee trinken und auf den Chef warten. Mit ihm kommt auch der Tourenanbieter, aber er weiss nichts von uns. Der Hilfsangestellte von gestern hat es offensichtlich nicht weitergeleitet. Er könne aber heute ein Ausritt organisieren, oder wir können morgen mit zwei anderen Gästen mit auf einen ganztägigen Ausflug. Wir überlegen lange und fragen dann, ob es auch möglich wäre eine Tour mit Übernachtung zu machen. Das wollten wir eigentlich von Anfang an machen. Es könne sogar schon heute Nachmittag los gehen, sagt er. Er erklärt uns kurz wann, wo und wie viel und wir schlagen ein.

Jetzt haben wir genug Zeit, um zu Fuss in die Stadt zu gehen. Heute ist grosser Markt und zusätzlich findet ein Marathon statt. Wir gehen also los und suchen die Sonne und allerlei anderes. Wir werden in fast allen Belangen fündig. Auch Geld holen klappt beim vierten Automaten. Der Markt ist wie gewohnt vollgestopft mit allem möglichen, aber vor allem Gemüse und Früchte. Wir kaufen natürlich ein. Es ist ein interessantes Schauspiel, aber bei all den vielen Menschen auch ermüdend. Mit vollen Taschen machen wir uns nach einer Guetzlipause auf den Rückweg. In einem Souvenirladen schauen wir noch schnell vorbei, wie versprochen. Den Tee nehmen wir dankend an, aber kaufen tun wir diesmal nichts. Die Läufer mühen sich nun auf den Strassen ab und werden im Ziel beklatscht.
Zurück auf dem Campingplatz gibt es erst mal etwas zu essen und dann heisst es abwaschen, duschen, zusammenpacken und so weiter. Überpünktlich, erwarten uns zwei Dromedare und ein Führer. Ohne viel Gerede heisst es aufsitzen und los. Wir wissen jetzt, dass sie nicht ohne Grund Wüstenschiffe heissen. Es schaukelt ganz schön. Wir werden am Zügel aus der Stadt hinausgeführt und dann geht es quer Feld ein durch die Wüste und durch einen Fluss. Diese Tiere sind einfach faszinierend und es ist auch mal schön, etwas langsamer vorwärts zu kommen. Man bekommt so viel mehr mit von der unmittelbaren Umgebung.

Bei ein paar Sträuchern machen wir halt, damit dieTiere etwas fressen und wir uns die Beine vertreten können. Gehen fühlt sich nun ganz komisch an. Nach gut zweistündigem Ritt kommen wir in unser Camp und werden natürlich mit einem Tee begrüsst. Wir führen ein bisschen Smalltalk mit den Angestellten, denn Gäste hat es keine anderen heute, und überbrücken die Zeit am Feuer.
Zum Essen gibt es aus der Tajine reichlich und mit vollen Bäuchen setzen wir uns erneut ans Feuer. Ein bisschen später gesellen sich vier junge Männer zu uns und sorgen für Unterhaltung. Sie machen auf Trommeln und einer Gitarre traditionelle Musik, interpretieren aber immer wieder ein aktuelles Lied hinein. Es wird viel herumgealbert und gelacht. Vielleicht nicht zuletzt, wegen dem, was sie Rauchen. Jedenfalls ist es ein sehr vergnüglicher Abend. Als es ruhiger wird, kocht der eine Tee über dem Feuer und erzählt von seinem Leben, das in einem Berberzelt begann. Nach dem Schlummertrunk ist es schon sehr kalt und wir kriechen in unser Bett. Ja ein richtiges Bett! In einem Zelt.

Wäsche waschen in Zagora

Eine grosse, neue Piste verläuft paralell zu unserem Weg. Die nehmen wir und kommen so schnell nach Zagora. In dieser Stadt wollen wir auf einen Campingplatz, beziehungsweise eine Kameltour buchen. Camping la montagne bietet beides an. Nach einigem Suchen finden wir ihn, aber die Tore sind verschlossen. Im Internet erfahren wir, dass er vorläufig (seit ein paar Jahren) geschlossen ist, weil der Besitzer verstorben ist und die Erben ihn erneuern wollen. Das wäre unser absoluter Favorit gewesen. Nach einigem hin und her nehmen wir einen anderen, der auch Touren vermitteln kann.  Es wird uns sofort ein kleines Tischlein mit zwei Hockern aufgestellt und ein Tepich ausgerollt. Auch der Tee läst nicht lange auf sich warten. Nach den Formalitäten und der mündlichen Buchung für einen dreistündigen Kamelritt, essen wir die Reste von gestern und machen uns ans Wäsche waschen.

Sonst machen wir nicht mehr viel. Bloggen und Bilder hochladen natürlich. Nach stundenlangem probieren, merken wir, das der Camping W-Lan hat. So geht es viel schneller. Bis auf einen Tag sind nun alle Bilder oben.

auf der Piste durch die Wüste

Die Landschaft um uns herum sieht schon wieder völlig anderst aus. Es ist sehr steinig und zerklüftete Felsen ragen aus der Ebene empor. Vor langer Zeit war hier ein mal ein Korallenriff. Wir sind, nach dem Frühstück, gerade dabei aufzustehen, als ein Auto unter uns auf der Strasse hält. Ein Mann steigt aus und verstaut etwas auf der anderen Strassenseite. Dann kommt er in unsere Richtung und kramt etwas bei ein paar versteckten Fahrrädern heraus. Er kommt mit einem grossen Tablett voller Mineralien und Versteinerungen zu uns und setzt sich mit seinem portablen Laden neben den Bus. Wir grüssen ihn und beachten ihn nicht weiter und packen zusammen. Er ist enttäuscht, als wir aufbrechen, winkt aber freundlich mit einem Lachen im Gesicht. An Steinen haben wir kein Bedarf und wenn suchen wir sie uns selber.

Wir fahren weiter auf der Teerstrasse. Ursprünglich war geplant, die Offroad Variante direkt vom Erg Chebbi nach Zagora zu nehmen. Wegen meines Fingers (dem es heute schon viel besser geht) haben wir aber auf die etwas harmlosere Alternative umdisponiert. Nur asphaltierte Strasse fahren wollen wir dann doch nicht und biegen im Mecissi auf eine Piste ab. Dank den etlichen Kontrollpunkten im Reiseführer gelangen wir auf dem richtigen Weg durch wunderschöne Wüstenlandschaft, durch kleine Dörfer und vorbei an bewässerten Feldern und imposanten Felsformationen. Plötzlich hat es zwischendurch wieder Sanddünen. Auf eine fahren wir hinauf und essen zu Mittag.

Irgendwann finden wir keine dieser Punkte mehr und sind uns nicht mehr so sicher wo wir sind. Als wir anhalten, um auf die Karte zu schauen, hält ein spektakulär beladener Landrover neben uns und der Fahrer kann uns weiterhelfen. Wir sind ein gutes Stück von der Route abgekommen und werden schon bald eine andere erreichen, wenn wir ein bischen zurück fahren und dann abbiegen. Wir vermuten, das die Piste bis hierhin neu erstellt wurde und wir deshalb falsch gefahren sind. Nicht weiter tragisch. Auch hier ist es schön und es geht weiter. Zuerst müssen wir einen fast ausgetrockneten See überqueren und fahren dann einer schwarzen Bergkette entlang. Die hellen Sanddünen, die zum Teil bis weit oben angeweht wurden geben einen sehr speziellen Kontrast. Die Pistenvarianten, beziehungsweise die vielen Spuren, verteilen sich über eine weite Kiesebene und wir kommen schnell voran, bis die Bodenwellen wieder grösser weden. Mit nur einem neuen Stossdämper ist das nicht immer lustig. Vorallem für den frisch umgetopften Kaktus.

Wir können unseren Weg nun wieder mit dem Buch nachvollziehen und es wird holprig. Wie beschrieben. Der steinige Untergrund schüttelt uns mächtig durch. Erst als wir beginnen einen Pass hoch zu fahren wird es besser. Bevor wir zu weit hoch kommen, fahren wir querfeldein auf eine Ebene hinaus und packen die Stühle und den Tisch aus um die Karte nachzutragen die Finanzen zu machen, zu kochen und natürlich zu essen.

Sändälä

Wir lassen die Sonne durch die offene Heckklappe uns und das Bett wärmen bevor wir uns nach draussen wagen. Der Sand ist noch ganz kalt, aber es wird langsam wärmer und wir können uns fürs Frühstück erneut draussen auf eine Decke setzen.

Unsere Festlichkeiten geben einiges aufzuräumen und ich bin nur sehr beschränkt eine Hilfe. Der Marokkaner von gestern, kommt nochmals vorbei, dieses mal mit einem Freund. Der spricht aber genau so viele Sprachen, die wir verstehen wie er. Also keine.. Er sagt immer wieder etwas von pille. Der Französisch-Dictionaire hilft uns auf die Sprünge. Das heisst Batterie. Von denen haben wir genug und können gut ein paar abgeben. Damit weiss er, wie es scheint auch nicht viel anfangen. Irgendwann kommen wir darauf, das er gerne eine Taschenlampe hätte. Nadine ist so grosszügig und schenkt ihm ihre alte. Sie wolle sich ohnehin bald eine neue kaufen.
Jetzt ist spielen angesagt. Spielen mit dem Bus im Sand. Auch ich komme zu meinem Teil Spass, denn in diesem Gelände muss man nicht schalten und deshalb fährt es sich ganz gut einhändig. Irgendwann hat Nadine genug von diesen kräfteraubenden extrembedingungen und mein Finger (obwohl nicht gebraucht) auch.

Wir suchen uns einen Weg hinaus zurück zur Piste und fahren so weiter. Mitten im Nirgendwo machen wir halt fürs Mittagessen und unsere Räder wieder aufzupumpen (mit weniger Luft fährt es sich viel besser im Sand). Von irgenwo her kommt ein Mädchen und beginnt nach einem scheuen bonjour einen Laden vor sich auf dem Boden auszulegen. Mega süss sitzt sie da und ordnet ihr Angebot. Es zerreisst einem fast das Herz ohne etwas zu kaufen wieder davon zu fahren. Aber erstens brauchen wir nichts und zweitens sollte man Kinderarbeit mit nichten unterstützen. Ihr etwas zu schenken wäre auch falsch, denn so verstärkt sich das Bettlerproblem immer mehr und schlussendlich „verdienen“ die Kinder mehr als der hart arbeitende Vater.
Bis jetzt was es immer wieder ein wer weissen, welche Piste zu nehmen ist, wobei es nicht so darauf ankam. Jetzt haben wir die Hauptpiste gefunden, doch diese führt immer weiter vom Erg Chebbi weg. Irgendwann trauen wir der Sache nicht mehr so ganz und fahren quer Feld ein in die gewünschte Richtung. Wir waren etwas übereifrig, warscheindlich hätte die Piste schon an den richtigen Ort geführt, aber wir treffen auf die Strasse und fahren in die nächste Stadt, Rissani. Wir müssen Geld holen und ein bischen einkaufen wäre auch nicht schlecht.
Auf der Suche nach einer Bank werden wir angesprochen, ob wir parken wollen. Wir verneinen und sagen, das wir einen Bankautomaten brauchen. Den zeigt der Mann uns auf seinem Fahrrad vorausfahrend. Es stellt sich heraus, dass er offizieller Fremdenführer ist und auch in der neueren Version unseres Reiseführers drin ist. Heute ist Markttag und er würde uns gerne die verschiedenen Märkte und den Eselparkplatz zeigen. Wir müssen ohnehin auf den Markt, der Eselparkplatz nimmt uns sowieso Wunder und der genannte Preis ist fast gar nichts. Also schlagen wir ein.
Wir sehen natürlich den Gemüse-, Gewürze-, Fleisch- und Warenmarkt, aber auch den Heilmittel-, den Getreide-, den Schaf/Ziegen- und den Kuhmarkt. Absolutes Highlight ist aber der Eselmarkt und Parkplatz. Leider sind die meisten schon mit ihren (neuen) Besitzen nach Hause gegangen, aber noch immer stehen da ungefähr hundert Tiere. Durch eine kleine Mauer die zu verkaufenden von den andern getrennt. Bei so vielen Eselinnen gerät der eine oder andere Esel ganz aus dem Häuschen. Für manchen Besitzer ist das auch der Grund, seine Eselsdame hierhin zu bringen.
Mohammed Nasser zeigt uns auch einige Handwerksbetriebe. Es wird sehr viel rezykliert. Zum Beispiel Schuhsohlen und Eimer aus Autoreifen oder kunstvolle Gartenzäune aus alten Armierungseisen.
Wir hätten es uns eigentlich denken können, dass wir zum Schluss in einem Laden landen. Alles was hier angeboten wird, so wird uns erzählt, wurde mit Karawanen, Nomaden und sonstigen Händlern vom Land getauscht. Beim Tee wird Nadine bei den Armbändern fündig, sie wollte schon lange so eines. Wir haben es wieder nicht geschafft ohne etwas zu kaufen einen Laden zu verlassen. Fast aber hätten wir nichts gekauft, doch als wir los wollten sind die Preise dann doch noch gepurzelt.
Jetzt müssen wir noch einkaufen, dabei werden wir auch geführt. Von Stand zu Stand und von Geschäft zu Geschäft. Bis wir alles beisammen haben.
Nun wird es aber Zeit einen Nachtplatz zu suchen. Ein wenig ausserhalb stellen wir uns prominent zu oberst auf einen Hügel.

Weihnachten im Sand

Wir sind uns immer noch nicht sicher, was wir nun tun wollen und ob mein Finger vielleicht doch einen Arzt braucht. Nach Rücksprache mit medizinischem Fachpersonal in der Schweiz halten wir an unserem Plan fest Weihnachten im Sand zu verbringen.

Als endlich alles zusammen gepackt ist, wollen wir bezahlen. Die Dirham reichen aber nicht. Auch ein zweiter Versuch mit einem kleinen Rest an Euros klappt nicht, dafür meint der Rezeptionist nun, es gehe auch mit Kreditkarte, Analog versteht sich.
Vor der Abfahrt plaudern wir noch ein bischen mit unseren Nachbarn und beschliessen, das wir uns später nochmals sehen, weil wir eine ähnliche Route fahren. Da sie aber mit einem 2Wd unterwegs sind, bezweifeln wir das ein bisschen.
Wir fahren erneut durch Merzouga hindurch und werden dieses mal ganz in Ruhe gelassen. Dann geht es vorbei an etlichen Kasbahs (aus Lehm gebaute Hotels, Restaurants etc.). Nadine fährt, da ich stark eingeschränkt bin. Wir kommen weg von der Zivilisation und versuchen uns ein wenig im Sand. Der Boden wird plötzlich ganz weich und wir versinken. Sehr entmutigend für den Sandneuling. Wir müssen uns mit Schaufel und Sandblechen behelfen und sind so schnell wieder draussen und essen erst mal was. Fürs erste nehmen wir etwas Abstand von den Dünen und fahren auf der Strasse. Dann verläuft die Piste durch sandiges Gebiet. Hier kann man sich gut an den speziellen Untergrund gewöhnen und Mut für gewagtere Abenteuer schöpfen.

Nadine fährt wie ein Profi mitten hinein in die Dünen bis wir erneut (wegen einer falschen Anweisung von mir) stecken bleiben. Nicht so schlimm, denn wir hatten ohnehin vor, so weit zu fahren bis wir das erste mal festsitzen und dann Weihnachten zu feiern. Ich parke aber noch kurz um, weil der Bus sehr schräg steht. Viel besser ist es danach auch nicht, aber es reicht.
Dann beginnen die Festlichkeiten. Erster Punkt ist, sich zu sonnen und zu Faulenzen. Dann gibt es Zvieri und die erste Flasche Wein.
Dabei bekommen wir gleich doppelt Besuch. Zwei lustige deutsche mit ihrem Suzuki kommen vorbei und fragen, ob wir Hilfe benötigen. Es amüsiert sie sichtlich, dass wir zwar stecken geblieben sind, aber es voll geniessen. Ein wenig später kommt eine Marokkanerin vorbei. Sie spricht kaum irgend etwas, was wir verstehen und setzt sich einfach in der Nähe hin. Wir fühlen uns mehr als nur ein wenig beobachtet. Zum Glück geht sie bald wieder.
Nun ist Christbaum schmücken angesagt. Ja wir haben einen, wenn auch nicht ganz so traditionell. Statt einer Maria nehmen wir Fatima Busbus und der Tannenbaum fällt eher etwas stachlig aus.

Wir sind gerade beim nächsten Programmpunkt, dem marokkanischen Tee, angelangt, als wir erneut Besuch bekommen. Wir werden einfach nicht schlau aus ihm. Der Mann scheint irgend etwas zu wollen, kann sich aber nicht ausdrücken. Entäuscht verlässt er uns wieder.
Die Sonne versinkt hinter den Dünen und wir zünden Kerzen und Fackeln an. Es wird Zeit für unser Festessen. Käsefondue unter freiem Himmel im Sand.
In der Wüste wird es in der Nacht bekanntlich sehr kalt und so müssen wir rein ins warme. Spätestens jetzt ist alles im Bus voller Sand.

Stossdämpfer wechseln ist gefährlich

Etwas gibts noch zu sagen von gestern. Wir sind noch ins dazugehörige Restaurant essen gegangen. Erst waren wir etwas irritiert, als uns ohne zu fragen was wir wollen Speisen gebracht wurden. Später sahen wir im Reiseführer, dass es immer nur ein Menü gibt. Es hat uns auf jeden Fall nicht gestört, denn die vier Gänge waren köstlich.

Heute steht eigentlich nur etwas auf dem Programm: endlich die vorderen Stossdämpfer zu wechseln, die uns Jan mitgebracht hat. Nach einem gemütlichen Frühstück mache ich mich an die Arbeit. Es geht nur langsam voran, weil eine Schraube an einer Hülse des Stossdämpfers festgerostet ist. Als ich ihn endlich samt Feder draussen habe mache ich einen riesen Fehler. Ich löse das Spannset, mit dem ich die Feder zusammengezogen habe. Das steht so unter Druck, das es mir voll gegen einen Finger schlägt und mich ziemlich unschön verletzt. Nach der Verartztung sitzen wir tatenlos herum und überlegen was wir tun sollen.
Schlussendlich ringen wir uns dazu durch, einen Mechaniker kommen zu lassen um die Arbeit zu beenden. Ich muss mir eingestehen, dass ich so schlecht weiterarbeiten kann und die festgerostete Schraube hätten wir ohnehin nicht heraus gebracht. Der Mechaniker versteht sein Handwerk sehr gut und ist, als er endlich auftaucht sehr schnell. Dementsprechend will er auch übermässig bezahlt werden. Wir hatten ihn anfangs noch gefragt, wie viel er für seine Arbeit wolle, doch er ist immer ausgewichen und hat nichts verbindliches gesagt. Wir hätten hartnäckiger bleiben sollen…

Heute ist schon mehr betrieb hier. Es kommen und gehen immer wieder Gäste, aber auf dem Campingplatz kommt nur ein zweiter VW Bus mit einem deutschen Paar hinzu. Trotz der Geschäftigkeit der Angestellten werden wir in Ruhe gelassen und niemand will uns Kameltracking oder sonst etwas andrehen. Das geniessen wir sehr.
Nach der Aufregung von heute, gönnen wir uns noch ein Essen im Restaurant, obwohl wir nicht sicher sind, ob unser Geld jetzt noch reicht. Ein ähnliches Menü wie gestern, aber in abgewandelter Form, wird uns serviert.

erste Sandberührungen

Wir sind heute wieder ein mal früh auf den Beinen. Wir schlafen sonst viel zu viel und so haben wir beschlossen uns den Sonnenaufgang wieder mal anzuschauen. Es ist noch recht frisch, aber mit einem Kaffee in der Hand lässt es sich gut aushalten und es hat sich gelohnt, denn die Sonne geht schön rot hinter den grossen Dünen des Erg Chebbi auf.

Auf den letzten Metern gestern waren wir wohl etwas unkonzentriert, denn wir haben den letzten GPS Punkt auf der Piste verpasst. Wir müssen ein bisschen zurück und den Einstieg in eine andere Piste suchen. Das ist nicht so einfach. Wir sind uns nicht ganz sicher ob es die richtige ist, doch die Richtung stimmt ungefähr. Auch später wird es nicht einfacher, den richtigen Weg zu finden, denn es gibt etliche Spuren. Eigentlich spielt es aber gar keine grosse Rolle, solange die Himmelsrichtung stimmt. Wir erreichen die Ausläufer des Ergs und fahren ihm entlang. Ganz zu unserer Freude sehen wir viele Kamele über die weiten Ebenen ziehen. Scheinbar ohne Hirte, doch ich bin sicher, irgendwo ist jemand und passt auf.

Nadine bekommt sichtlich Freude am Pistenfahren und meistert ihre erste Dühne mit glänzenden Augen. So nahe am grössten Sandhaufen Marokkos wimmelt es nur so von Hotels, Aubergen, Campings, Restaurants und so weiter. Meist alles in einem. Sonst ist nicht viel von Zivilisation zu sehen. Das ändert sich deutlich, je näher wir nach Merzouga kommen. Dort hoffen wir eine Tankstelle zu finden, weil wir das Tanken gestern vor lauter Gequatsche mit Einheimischen total vergessen haben. Stattdessen werden wir angesprochen, von wegen Camping, Kameltouren, einem Laden und natürlich Tee trinken. Das wir kein Interesse an einem Camping haben (haben wir zwar, aber wir wollen ihn uns selbst aussuchen) können wir glaubhaft rüberbringen. Wir versprechen auf einen Tee wieder zu kommen, wenn er uns zuerst den Weg zur Tankstelle erklärt.
Der Tank ist nun voll, das Portemonnaie aber leer, also machen wir uns auf die Suche nach einem Geldautomaten. Wieder jemand, der ein Campingplatz vermitteln will, sagt uns, das es keinen in Merzouga gibt, aber wir können Geld wechseln und führt uns auf seinem Mofa in den Laden von demjenigen, der uns zuerst angesprochen hat. Unsere Vorstellungen des Wechselkurses gefallen ihm nicht und er verweist uns an die Post. Aber einen Tee gibt es natürlich und wir sollen uns im Laden umschauen. Und wir finden schon wieder etwas, obwohl wir doch eigentlich gar nichts wollten.
Unser Geld reicht aber nicht zum Bezahlen, deshalb gehen wir zur Post und kommen nochmals zurück.

Jetzt fahren wir zu einem Campingplatz, den wir aus dem Reiseführer heraus gesucht haben und dann gibt es nicht mehr viel zu berichten. Wir geniessen die Sonne, essen, lesen, trinken Tee, sehen uns den Sonnenuntergang von der Terrasse aus an und so weiter.