Sändälä Erg Chegaga und Tee im Iriki

Wenn wir unsere Stühle draussen haben, versorgen wir sie abends immer unter dem Bus. Ausser gestern. Ausgerechnet heute erwachen wir inmitten eines kleinen Sandsturmes. Die Stühle sind nicht mehr am gleichen Ort, aber leicht zu finden. Nur die Fackeln müssen wir ausbuddeln. Verständlicherweise dauert es heute etwas länger, bis wir nach draussen gehen und so sind wir recht spät unterwegs. Eigentlich hatte ich vor, den Campbesitzer zu fragen, ob wir nicht seinen Quad für eine Weile ausleihen können um über die Dünen zu heizen, aber bei diesem Wetter wäre das nicht so toll geworden. Stattdessen spielen wir in geschützterem Rahmen, also im Bus, im Sand. Ganz so lustig wie im Erg Chebbi ist es leider nicht, weil die Dünen weit auseinander stehen und dazwischen harter, holpriger Boden ist. Zum Schluss erwische ich noch eine längere Düne und kann ein ganzes Stück auf ihr entlang fahren. Bis hinüber reicht der Schwung nicht und ich muss rückwärts, plötzlich gerät der Bus in Schieflage. Das mag ich gar nicht und ist gefährlich, es wäre nicht der erste Bus, der sich auf die Seite legt. Vorwärtsfahren geht auch mit etwas schaufeln nicht. Also müssen wir irgendwie retour runter. Ein Helfer ist auch schon da und mit vereinten Kräften schaufeln wir so viel Sand um, bis ich ganz einfach rückwärts hinabfahren kann.

Er fragt, ob wir zum Tee kommen wollen, aber wir lehnen ab, da unsere Mägen bereits knurren. Wir fahren aus den Dünen heraus und essen zu Mittag. Hier liegt einiges an trockenem Holz herum. Ein Teil davon binden wir uns aufs Dach für ein späteres Feuer. Unser Weg führt nun durch sehr sandige Passagen und immer wieder über einen Sandhügel hinüber, bis wir auf eine riesen grosse, weite Ebene heraus kommen. Hier fallen wir fast auf die erste Fatamorgana herein. Wir meinen, den auf der Karte verzeichneten Iriki See zu sehen, doch er kommt und kommt nicht näher.
Hier geht es schon schneller voran. Dazu müssen wir aber erst die Räder wieder aufpumpen. Die Wartezeit überbrücken wir mit Wüsten-Puzzle.

Dann bekommen wir Besuch von zwei Männern auf einem Motorrad. Der Lenker trägt keine Schuhe, sondern, sehr zu unserer Belustigung, nur pink/weiss getupfte Socken. Sie fragen ob wir Probleme haben und Hilfe benötigen. Da dies nicht der Fall ist, bieten sie uns einen Tee an, in einer Auberge nicht weit entfernt. Jetzt haben wir Zeit und nehmen an. Neben des gewöhnlichen Smalltalks erfahren wir, dass heute eine Rally stattfindet und dass ganz in der Nähe das einzige Dorf auf unserer Strecke liegt, das wir uns mit einem Feldstecher anschauen können. Ausserdem zeigt der Betreiber der Auberge uns antike Speerspitzen, die er gefunden hat. Auf die Frage, wo denn der See sei, sagt er: „ja der ist hier.“. Wir sind also mittendrin. Letzte Woche hatte er noch etwas Wasser, weil es geregnet hat.
Er bietet uns natürlich auch ein Zimmer an, aber wir können auch gerne einfach so neben dran stehen, wenn wir wollen. Wahrscheinlich ist er recht einsam hier, den seine beiden Brüder, die noch da waren, haben sich schon verabschiedet. Wir sind dann doch lieber alleine, aber der Gedanke im Restaurant zu essen war schon sehr verlockend. Wir verabschieden uns und fragen was der Tee kostet. Er schaut nur verlegen drein und sagt: „Comme vous voulez.“.
Auf der Suche nach ein wenig Windschatten (es ist längst nicht mehr so schlimm wie am Morgen) stellen wir uns an den Fuss einiger Hügel und müssen erst mal abwaschen, bevor wir kochen können.

Sitzen macht Aua!

Erneut heisst es früh aufstehen. Um 7.00 klingelt der Wecker und wir kommen wenig später aus dem Zelt, um uns den Sonnenaufgang anzusehen. Wir sind schon ganz gespannt darauf, was es hier zum Frühstück gibt. Entäuscht werden wir nicht, wenn auch die Zusammenstellung ein wenig merkwürdig erscheinen mag. Sehr süsses Joghurt, ein Madlaine, Butterkeckse, Brot mit Streichkäse und dazu Kaffee und heisse Milch. Und ein wenig später noch ein Tomaten-Eieromlett aus der Tajine. Während dem Essen merken wir, dass in unserem Esszimmer (ein grosses Zelt) noch zwei Jungs von gestern schlafen. Die waren wohl noch länger wach…

Der Hintern tut uns mächtig weh, aber wir müssen gleich wieder aufsitzen und zurück geht es. Dieses Mal an einem Wasserkanal entlang, mitten durch grüne Felder und unzählige Palmen.
Der Bus ist schon gepackt und so müssen wir nur noch bezahlen und können gleich weiter Richtung Süden fahren. Seit langem fahre ich wieder ein Mal. Meinem Finger, wenn auch noch geschient, geht es viel besser und Nadines Hintern macht ihr um einiges mehr zu schaffen als mir meiner. Wir sind beide ziemlich erschöpft und so legen wir nur kurze Zeit später eine lange Mittagspause ein. In einem kleinen Ort tanken wir noch voll auf, denn es wird die letzte Tankstelle für die nächsten 200 km Wüste sein. Auch mit Wasser, dass übermässig überteuert ist, decken wir uns ein. Wir fahren eine kleine Alternativroute zur Strasse nach M’Hamid. Sie führt zu einigen Dünen, wo ein verschwundener Jude herumspucken soll. Ihn sehen wir nicht, dafür ganz viele Leute. Das wollen wir nicht und fahren deshalb auch gleich weiter. Welches jetzt die eigentliche Piste ist, erkennt man wieder ein Mal nicht so genau. Unser Weg führt uns immer wieder durch sandige Passagen und über kleine Dünen. Wir kommen nicht beim geplanten Punkt wieder hinaus, dafür hatten wir unseren Spass und sind auch so nach M’Hamid gekommen. Hier hört die Teerstrasse auf und man kommt nur mit einem 4×4 weiter auf der Piste. Das schwerste an ihr ist für uns heute, den Einstieg zu finden, weil wir nicht auf der Strasse gekommen sind. Nach einem kurzen Krieg mit den Koordinaten finden wir ihn aber. Wir fahren nur kurz einem Fluss entlang, da hält uns ein Mann an. Er warnt uns vor dieser Strecke, es habe stark geregnet und gestern sei eine spanische Familie mit einem „richtigen“ Offroader stecken geblieben. Er bietet uns an, das er uns hindurch führen kann. Wir bedanken uns für die Warnung und schlagen sein Angebot aus. Wir wollen uns erst mal selbst ein Bild machen und wir haben ja jetzt seine Karte.
Die folgende Strecke ist sehr interessant zu fahren. Mal geht es durch Sand, vorbei oder über Dünen, dann wird man kräftig auf den holprigen Steinen durchgeschüttelt und plötzlich ist alles grün. Zwischendurch gibt es lange Kiespassagen, wo man mal wieder aufs Gas drücken kann, ganz zu meiner Freude. Vor den Bodenwellen muss man sich aber in Acht nehmen. Der Kaktus verliert sonst seine Erde.

Es herscht reger Verkehr hier für so eine verlassene Gegend. Vorallem geführte Touristentouren sind anzutreffen. Unser Bus kann sich gegen die mächtigen Offroader durchaus sehen lassen. Trotz mehreren Pausen holen wir immer wieder welche ein.
Die angeblich „typische Bilderbuchoase“ verpassen wir leider, dafür erreichen wir bereits den Erg Chegaga. Das ist das zweitgrösste Dünengebiet, beziehungsweise Sandkasten für die grossen, Marokkos. Auch hier gibt es einige Camps. Ein wenig abseits von ihnen stellen wir uns auf eine kleine Düne und der Besuch lässt nicht lange auf sich warten. Der Besitzer eines Camps kommt auf einen Schwatz vorbei und staunt nicht schlecht, das wir mit einem Bus hier unterwegs sind („Chapeau!“). Natürlich bietet er uns ein Zelt an, aber er lädt uns auch ein, einfach am Abend für Feuer und Musik vorbei zu schauen. Wenn wir etwas bräuchten, sollen wir einfach vorbeikommen. Wir gehen dann doch nicht mehr hin. Wir hören die Trommeln recht spät und sind müde.