Sändälä

Wir lassen die Sonne durch die offene Heckklappe uns und das Bett wärmen bevor wir uns nach draussen wagen. Der Sand ist noch ganz kalt, aber es wird langsam wärmer und wir können uns fürs Frühstück erneut draussen auf eine Decke setzen.

Unsere Festlichkeiten geben einiges aufzuräumen und ich bin nur sehr beschränkt eine Hilfe. Der Marokkaner von gestern, kommt nochmals vorbei, dieses mal mit einem Freund. Der spricht aber genau so viele Sprachen, die wir verstehen wie er. Also keine.. Er sagt immer wieder etwas von pille. Der Französisch-Dictionaire hilft uns auf die Sprünge. Das heisst Batterie. Von denen haben wir genug und können gut ein paar abgeben. Damit weiss er, wie es scheint auch nicht viel anfangen. Irgendwann kommen wir darauf, das er gerne eine Taschenlampe hätte. Nadine ist so grosszügig und schenkt ihm ihre alte. Sie wolle sich ohnehin bald eine neue kaufen.
Jetzt ist spielen angesagt. Spielen mit dem Bus im Sand. Auch ich komme zu meinem Teil Spass, denn in diesem Gelände muss man nicht schalten und deshalb fährt es sich ganz gut einhändig. Irgendwann hat Nadine genug von diesen kräfteraubenden extrembedingungen und mein Finger (obwohl nicht gebraucht) auch.

Wir suchen uns einen Weg hinaus zurück zur Piste und fahren so weiter. Mitten im Nirgendwo machen wir halt fürs Mittagessen und unsere Räder wieder aufzupumpen (mit weniger Luft fährt es sich viel besser im Sand). Von irgenwo her kommt ein Mädchen und beginnt nach einem scheuen bonjour einen Laden vor sich auf dem Boden auszulegen. Mega süss sitzt sie da und ordnet ihr Angebot. Es zerreisst einem fast das Herz ohne etwas zu kaufen wieder davon zu fahren. Aber erstens brauchen wir nichts und zweitens sollte man Kinderarbeit mit nichten unterstützen. Ihr etwas zu schenken wäre auch falsch, denn so verstärkt sich das Bettlerproblem immer mehr und schlussendlich „verdienen“ die Kinder mehr als der hart arbeitende Vater.
Bis jetzt was es immer wieder ein wer weissen, welche Piste zu nehmen ist, wobei es nicht so darauf ankam. Jetzt haben wir die Hauptpiste gefunden, doch diese führt immer weiter vom Erg Chebbi weg. Irgendwann trauen wir der Sache nicht mehr so ganz und fahren quer Feld ein in die gewünschte Richtung. Wir waren etwas übereifrig, warscheindlich hätte die Piste schon an den richtigen Ort geführt, aber wir treffen auf die Strasse und fahren in die nächste Stadt, Rissani. Wir müssen Geld holen und ein bischen einkaufen wäre auch nicht schlecht.
Auf der Suche nach einer Bank werden wir angesprochen, ob wir parken wollen. Wir verneinen und sagen, das wir einen Bankautomaten brauchen. Den zeigt der Mann uns auf seinem Fahrrad vorausfahrend. Es stellt sich heraus, dass er offizieller Fremdenführer ist und auch in der neueren Version unseres Reiseführers drin ist. Heute ist Markttag und er würde uns gerne die verschiedenen Märkte und den Eselparkplatz zeigen. Wir müssen ohnehin auf den Markt, der Eselparkplatz nimmt uns sowieso Wunder und der genannte Preis ist fast gar nichts. Also schlagen wir ein.
Wir sehen natürlich den Gemüse-, Gewürze-, Fleisch- und Warenmarkt, aber auch den Heilmittel-, den Getreide-, den Schaf/Ziegen- und den Kuhmarkt. Absolutes Highlight ist aber der Eselmarkt und Parkplatz. Leider sind die meisten schon mit ihren (neuen) Besitzen nach Hause gegangen, aber noch immer stehen da ungefähr hundert Tiere. Durch eine kleine Mauer die zu verkaufenden von den andern getrennt. Bei so vielen Eselinnen gerät der eine oder andere Esel ganz aus dem Häuschen. Für manchen Besitzer ist das auch der Grund, seine Eselsdame hierhin zu bringen.
Mohammed Nasser zeigt uns auch einige Handwerksbetriebe. Es wird sehr viel rezykliert. Zum Beispiel Schuhsohlen und Eimer aus Autoreifen oder kunstvolle Gartenzäune aus alten Armierungseisen.
Wir hätten es uns eigentlich denken können, dass wir zum Schluss in einem Laden landen. Alles was hier angeboten wird, so wird uns erzählt, wurde mit Karawanen, Nomaden und sonstigen Händlern vom Land getauscht. Beim Tee wird Nadine bei den Armbändern fündig, sie wollte schon lange so eines. Wir haben es wieder nicht geschafft ohne etwas zu kaufen einen Laden zu verlassen. Fast aber hätten wir nichts gekauft, doch als wir los wollten sind die Preise dann doch noch gepurzelt.
Jetzt müssen wir noch einkaufen, dabei werden wir auch geführt. Von Stand zu Stand und von Geschäft zu Geschäft. Bis wir alles beisammen haben.
Nun wird es aber Zeit einen Nachtplatz zu suchen. Ein wenig ausserhalb stellen wir uns prominent zu oberst auf einen Hügel.