Plage Blanche

Wir haben das gekaufte Öl bereits gebraucht und ohne Reserve weiter zu fahren trauen wir uns nicht. Wir wissen auch nicht, ob wir auf unserem Weg noch an einer Tanke vorbeikommen und fahren deshalb zurück nach Guelmim. So können wir auch die richtige Strasse an den Plage Blanche nehmen. Wir decken uns ordentlich ein und fahren direkt ans Meer.

Auf einer Düne gibt es Mittagessen und nach ein bisschen Faulenzen geht Nadine spazieren und ich folge ihr ein wenig später, mit dem Bus natürlich. Ich spiele ein wenig in den Dünen und bleibe prompt stecken. Ich bin schon fast fertig mit schaufeln als ein kleiner Mitsubishi Bus angerast kommt. Das spanische Pärchen zieht uns kurzerhand heraus aus dem Sand. Wir diskutieren noch ob es möglich ist, am Strand entlang zu fahren. Sie wollen eigentlich richtung Norden, den kleineren Abschnitt machen, weil sie morgen nach Marakkesch müssen. Mich würde hingegen die Strecke in den Süden reizen. Dafür müsste man aber zuerst einen Fluss überqueren. Die andern beiden essen zuerst einmal etwas und wir suchen uns einen windgeschützteren Platz. Hoch über dem Strand stehen bereits ein paar Camper. Viel windstiller ist es nicht, aber man hat eine schöne Aussicht. Wir müssten schon lange mal duschen, darum legen wir die Solardusche in die Sonne und machen uns einen gemütlichen Nachmittag.
Der Spanier kommt nochmals vorbei und fragt, ob wir nun mitkommen wollen. Wir sind noch etwas unentschlossen und er sagt, sie packen mal zusammen und wir können ja kommen, wenn wir wollen. Wir enscheiden uns dagegen und die andern gehen alleine los, kommen aber bald wieder zurück. Alleine trauen sie sich schlussendlich doch nicht. Die Sonne schien zwar den ganzen Tag, war aber trotzdem nicht stark genug, das Wasser entscheidend zu erwärmen. Fürs Haare waschen reicht es knapp. Beim Blick auf die Karte und das Datum müssen wir mit schrecken feststellen, dass wir gar nicht mehr viel Zeit haben. Eigentlich sind wir ab morgen auf dem Heimweg, wenn wir unseren Plan einhalten wollen.

marokkanische Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft

Wir sitzen gerade beim Frühstück im Bett, da schaut eine Frau durch die Frontscheibe. So wie wir es deuten, will sie Geld, Essen oder Kleider. Nach mehrmaligem Kopfschütteln und langem ignorieren geht sie endlich. Beim Zusammenräumen kommt sie abermals. Sie spricht kaum Französisch und was sie sagt, verstehen wir nicht. Aber sie will, so glauben wir, immer noch das gleiche. Eine Banane beruhigt sie nur wenig. Abermals hilft nur längeres ignorieren.

Wir erreichen nach nicht all zu langer Fahrt Assa. Es scheint irgend ein Fest im Gange zu sein, wir erkennen nicht genau was und fahren an die Tanke. Einkaufen müssten wir eigentlich auch noch, doch das verschieben wir in die nächste grössere Stadt und fahren weiter. Nach 30 Kilometern, Schock! Die Ölkontrolleuchte! Das hatten wir zu beginn unserer Reise doch schon ein mal.
Erst mal Ölstand kontrollieren… Es ist viel zu wenig! So können wir unmöglich weiter fahren und ausgerechnet jetzt haben wir kein Reserveöl dabei. Wir hätten an der Tankstelle kaufen müssen und es vergessen. Nach kurzem Überlegen wird uns klar, das jemand von uns irgendwie in die Stadt zurück muss. Wir machen uns an der Strasse bemerkbar und schon das zweite Auto nimmt mich prompt mit. Mit der vierköpfigen Familie komme ich kurz vor Assa in die Polizeikontrolle. Wir müssen herausfahren und die Papiere zeigen. Der Beamte fragt ob ich eine Panne habe und wo, verschwindet kurz und dann dürfen wir weiter fahren. Bei der Tankstelle halten wir an und ich will dem Vater etwas Geld geben, um Danke zu sagen, aber er will es nicht annehmen und beschenkt mich stattdessen mit Süssem. Ich hab kaum Zeit mich umzusehen und zu überlegen wie ich wieder zurück komme, als ich das Öl erstanden habe, da kommt schon jemand auf mich zu. Er fragt, ob ich derjenige sei, der eine Panne hat. Als ich bejahe sagt er, ich könne mit ihm kommen und wir steigen in sein Taxi ein. Auf die Frage was es denn koste lacht er nur und sagt „beaucoup“. Ist mir im Momment eigentlich auch egal. Bei ein wenig Smalltalk und Berbermusik rast er über die Strasse und so bin ich in weniger als einer Stunde schon wieder zurück beim Bus.
Er schluckt gleich die ganze Flasche und ist immer noch knapp dran. Für die Taxifahrt muss ich jetzt doch nichts bezahlen. Ich vermute, dass der Polizist mir diese Mitfahrgelegenheit verschafft hat. Wenig später hält das Taxi in einem Dorf. Es hätte demnach sowieso hier hin gemusst.
Auch wir halten bald und essen erst mal was. In meiner Abwesenheit hat Nadine erwas über die Rallye herausgefunden. Das Africa Eco Race. Sie hatte tatsächlich zwei Tage den gleichen Weg wie wir und geht nun weiter Richtung Süden bis nach Dakar. Da würde ich auch gerne mal mitmachen, aber das Startgeld ist etwa so hoch wie das ganze Budget meinerseits für unsere Reise. Da bin ich schon lieber ein halbes Jahr statt zwölf Tage unterwegs.
Wir brauchen also noch mehr Öl, müssen Geld holen und einkaufen. Das wollen wir in Guelmim erledigen. Ein Bankomat ist schnell gefunden und auch eine Tanke. Mein Öl haben sie aber nicht. Kein Problem, dann wird eben jemand geschickt und wir in ein Gespräch mit mehreren Männern verwickelt. Sie geben uns wertvolle Tips zur weiterreise in den Süden. So kann man zum Beispiel bei Landrovern, die ein Handzeichen machen, gegen Zigaretten Tanken. Wir wissen noch nicht ob wir überhaupt so weit in den Süden kommen aber interessant ist es allemal was sie erzählen. Mein Bus hätte der eine am liebsten gleich gekauft. Ein anderer, der recht gut deutsch kann, lädt uns zum Tee (natürlich in seinem Geschäft) ein und wir nehmen an. Ich kann es nicht lassen und kaufe abermals etwas. Aber eine antike Tuareg Teekanne ist eben schon was tolles.

Wir werden uns dann auch irgendwann beim Preis einig, nachdem wir noch eine Tafel Schokolade drauf legen. Jetzt werden wir auch noch zum Essen eingeladen. Es ist Freitag und das heisst in Marokko Couscous Tag. Wir gehen zusammen mit einem anderen zum Ladenbesitzer nach Hause und lernen seine Frau und sein Sohn kennen. Nach dem Essen zeigt er uns sein Haus. Er ist eigentlich Nomade und hat etwas Wüste in die Stadt mitgebracht. Im Hof steht sein Kamel, seine Schafe und eine Ziege und auf dem Dach hat er ein Zelt mit Dromedarfiguren aufgestellt und Kakteen und Kräuter gepflanzt.

Falls wir morgen noch da sind, wären wir auch bei einer Hochzeit wilkommen oder können bei einer Oase, die dem anderen gehört vorbeischauen und auch bleiben, wenn wir wollen. Fals wir wiederkommen wird uns auf jeden Fall eine Dromedar Tajine versprochen.
Auf dem Rückweg führen sie uns noch durch den Markt und zurück zum Bus. Sie erklären uns noch den Weg und wir verabschieden uns. Bevor wir aber zum Plage Blanche fahren, müssen wir noch einkaufen. Es gibt hier einen nigelnagel neuen Supermarkt, mit fast allem was das europäische Herz begehrt. Die richtige Strasse zu finden ist von hier aus nicht ganz einfach. Die Wegbeschreibung unserer neuen Freunde war vom Laden aus und auch der Reiseführer startet woanders. Wir landen Schlussendlich auf einer Parallelstrasse zur richtigen und finden im dunkeln mehr durch Zufall eine Piste, die vermutlich an den richtigen Ort führt. Wir fahren sie ein Stück entlang durch eine Kaktus-Baumschule (das habe ich auch noch nie gesehen!) und halten zum übernachten.