Wüstenschifffahrt

Wir müssen heute früh auf. Auf uns wartet eine Kameltour, denken wir. Es ist noch sehr kalt und wir stehen bibbernd vor der Rezeption. Wir sind die marokkanische Pünktlichkeit ja gewohnt, aber allmählich warten wir doch schon lange. Wir fragen mal einen Angestellten, aber der weiss auch nichts, wir sollen uns doch zu ihm setzen und einen Tee trinken und auf den Chef warten. Mit ihm kommt auch der Tourenanbieter, aber er weiss nichts von uns. Der Hilfsangestellte von gestern hat es offensichtlich nicht weitergeleitet. Er könne aber heute ein Ausritt organisieren, oder wir können morgen mit zwei anderen Gästen mit auf einen ganztägigen Ausflug. Wir überlegen lange und fragen dann, ob es auch möglich wäre eine Tour mit Übernachtung zu machen. Das wollten wir eigentlich von Anfang an machen. Es könne sogar schon heute Nachmittag los gehen, sagt er. Er erklärt uns kurz wann, wo und wie viel und wir schlagen ein.

Jetzt haben wir genug Zeit, um zu Fuss in die Stadt zu gehen. Heute ist grosser Markt und zusätzlich findet ein Marathon statt. Wir gehen also los und suchen die Sonne und allerlei anderes. Wir werden in fast allen Belangen fündig. Auch Geld holen klappt beim vierten Automaten. Der Markt ist wie gewohnt vollgestopft mit allem möglichen, aber vor allem Gemüse und Früchte. Wir kaufen natürlich ein. Es ist ein interessantes Schauspiel, aber bei all den vielen Menschen auch ermüdend. Mit vollen Taschen machen wir uns nach einer Guetzlipause auf den Rückweg. In einem Souvenirladen schauen wir noch schnell vorbei, wie versprochen. Den Tee nehmen wir dankend an, aber kaufen tun wir diesmal nichts. Die Läufer mühen sich nun auf den Strassen ab und werden im Ziel beklatscht.
Zurück auf dem Campingplatz gibt es erst mal etwas zu essen und dann heisst es abwaschen, duschen, zusammenpacken und so weiter. Überpünktlich, erwarten uns zwei Dromedare und ein Führer. Ohne viel Gerede heisst es aufsitzen und los. Wir wissen jetzt, dass sie nicht ohne Grund Wüstenschiffe heissen. Es schaukelt ganz schön. Wir werden am Zügel aus der Stadt hinausgeführt und dann geht es quer Feld ein durch die Wüste und durch einen Fluss. Diese Tiere sind einfach faszinierend und es ist auch mal schön, etwas langsamer vorwärts zu kommen. Man bekommt so viel mehr mit von der unmittelbaren Umgebung.

Bei ein paar Sträuchern machen wir halt, damit dieTiere etwas fressen und wir uns die Beine vertreten können. Gehen fühlt sich nun ganz komisch an. Nach gut zweistündigem Ritt kommen wir in unser Camp und werden natürlich mit einem Tee begrüsst. Wir führen ein bisschen Smalltalk mit den Angestellten, denn Gäste hat es keine anderen heute, und überbrücken die Zeit am Feuer.
Zum Essen gibt es aus der Tajine reichlich und mit vollen Bäuchen setzen wir uns erneut ans Feuer. Ein bisschen später gesellen sich vier junge Männer zu uns und sorgen für Unterhaltung. Sie machen auf Trommeln und einer Gitarre traditionelle Musik, interpretieren aber immer wieder ein aktuelles Lied hinein. Es wird viel herumgealbert und gelacht. Vielleicht nicht zuletzt, wegen dem, was sie Rauchen. Jedenfalls ist es ein sehr vergnüglicher Abend. Als es ruhiger wird, kocht der eine Tee über dem Feuer und erzählt von seinem Leben, das in einem Berberzelt begann. Nach dem Schlummertrunk ist es schon sehr kalt und wir kriechen in unser Bett. Ja ein richtiges Bett! In einem Zelt.