Pistenfahren im Atlas

Es war ziemlich kalt heute Nacht. Das lässt sich unschwer am verbliebenen Reif an den spärlichen Pflanzen im Schatten des Busses erkennen. Aber es scheint schon wieder die Sonne und einem Frühstück im Freien steht nichts im Wege.

Wir nehmen es sehr gemütlich und müssen auch noch die Räder wechseln und sind so trotz des frühen Aufstehens erst spät unterwegs.

In der Kleinen Stadt Midelt kaufen wir in einem Minimarché noch ein, zwei Dinge. Es ist ein kleines Geschäft mit fast ausschliesslich importierten Waren. Es gibt fast alles, was es bei uns auch gibt. Wir brauchen aber vorallem Wasser und so sind wir bald wieder auf der Strasse gen Süden.
Wir kommen nun in das Gebiet des Hohen Atlas. Es unterscheidet sich nicht gross vom Mittleren. Neben den weiten Hochebenen und den immer wieder aus dem Nichts auftachenden Siedlungen oder einzelnen Häusern, gibt es hier aber auch mal einen Pass zu überqueren.

Bei einem sehen wir ein Schild, das 1907 m. ü. M. anzeigt. Flussläufe sind auch vermehrt zu sehen. Meist aber ausgetrocknet. Beinahe das meiste Wasser findet man in Pfützen in den Furten, die Stellen, wo der Fluss die Strasse überquert. Wir haben es überhaupt nicht eilig, denn wir wollen erst am Heilig Abend im Erg Chebbi sein und Weihnachten in den Sanddünen feiern. So legen wir neben der Fonduebrot-Mittagspause auch mal spontan eine Zvieri-Pause ein und verdrücken bereits die letzten geschenkten Mandarinen.

Wir beschliessen auch, noch einen Abstecher auf eine Route durch eine Schlucht zu machen. Den Einstig dazu zu finden stellt sich als nicht ganz einfach heraus. In der Ortschaft Rich braucht es mehrere Anläufe, bis wir die richtige Strasse erwischen. Sie wird immer kleiner. Im Moment ist die Mitte noch Asphaltiert, doch finden nur knapp zwei Autos nebeneinander Platz. In einem kleinen Dorf steht ein Traktor, der gleichzeitig als Gütertransport und Sammeltaxi dient, im Weg. Da muss man sich auch mal ein paar Minuten gedulden, bis fertig aufgeladen ist. Etliche Kinder stehen neben der Strasse oder spielen auf ihr Fussball und winken strahlend, als wir vorbeifahren. Gleich darauf werden wir ins kalte Wasser geworfen, was marokkanisches Pistenfahren anbelangt. Der Weg ist zum Teil schwer zu erkennen und verlangt unserem Bus stellenweise einiges ab. Vorallem die etlichen Flussbett-Überquerungen sind nicht ganz einfach. Später ist der Weg sogar meist inexistent und man fährt dort, wo, in regenreicher Zeit, das Wasser fliesst. Das verlangt einiges an Konzentration, um die beste Spur zu finden. Viel schneller als Schrittempo sind wir nun nicht mehr und Nadine geht sogar ein Stück zu Fuss um mir die Richtung zu weisen. Aber es ist toll, nach langer Zeit wieder ein mal so richtig im Gelände unterwegs zu sein.
Auf einer Anhöhe in der breiten Rinne, die sich das Wasser im laufe der Jahre gefressen hat, parken wir und geniessen die letzten Sonnenstrahlen. Inspiriert vom gestrigen Mittagessen, machen wir unser eigenes gefülltes Fladenbrot und müssen schon bald wieder in den Bus verschwinden. Es wird schon wieder kühler.