Einmal quer durch Tasmanien

Es schüttet und schüttet. Trotzdem brauchen wir länger, bis wir mal los fahren. Wir probieren eine neue Nudelsuppen Kreation aus.

Wir fahren los, nach meinem Gefühl in die richtige Richtung, bis Nadine doch noch nachschaut. Wir sind völlig falsch, dafür gibt es eine gratis Stadrundfahrt durch das beschauliche Launceston. Wir wollen heute nach Hobart, oder mindestens in die Nähe davon. Es liegt an der Südküste, also auf der anderen Seite der Insel. Auf dem Highway wären das nur zwei bis drei Stunden. Wir machen immer mal wieder einen Abstecher, der erste wird länger als geplant und führt uns an unzähligen Schafen vorbei. Die Landschaft ist traumhaft. Zumindest in meinen Augen. Eigentlich sieht es gar nicht so spektakulär aus, aber es gefällt mir einfach.

Einmal füllen wir noch Wasser auf und ein anderes Mal schauen wir im Wool Center in Ross vorbei. Dort gibt es eine kleine Ausstellung über Merinowolle und jede Menge schöner Kleider zu kaufen. Wenn ich etwas aus Wolle kaufen wolte, dann müsste ich das fast hier tun, direkt an der Quelle, wo die Tiere viel Auslauf haben. Aber ich habe mir vorgenommen, grundsätzlich nichts neues mehr zu kaufen. Man findet fast alles, und vor allem Kleider aus zweiter Hand. Dann muss es nicht extra für mich produziert werden. Ausserdem, müssen wirklich Tiere (über-)züchtet werden, nur damit wir etwas weiches zum anziehen haben? Als Alternative Plastik Kleider zu kaufen und das Abwasser beim Waschen mit Mikroplastik zu verschmutzen ist natürlich auch doof…

Wir fahren schönerem Wetter engegen. Hie und da fallen noch ein paar Tropfen, aber auch die Sonne zeigt sich.

Plötzlich ist alles voller Häuser. Wir nähern uns der grössten Stadt Tasmaniens. Sie erinnert aber eher an ein überdimensionales Dorf mit all den Einfamilienhäusern. Wir kommen genau in den Feierabendverkehr. So können wir uns wenigstens all die Läden, Häuser und Restaurants am Strassenrand ansehen.

Wir fahren einen Weg ins Grüne hoch. Leider hat es dann doch einige Häuser in der Nähe, aber wir haben auch keine Lust wieder ins Getümmel zu fahren. So bleiben wir auf dem kleinen Parkplatz und machen noch einen Spaziergang um die letzten Sonnenstrahlen zu Suchen.

Regen

Es regnet. Und zwar so richtig. Das erste Mal, seit wir in Australien sind. Der Boden, die Tiere und vor allem der brennende Wald freut es sicherlich.

Wir haben bemerkt, das wir nur noch weniger als zweieinhalb Wochen auf Tasmanien haben. Darum ist heute fahren angesagt. Immer weiter gen Westen, zum Balfour Track hin. Zuerst geht es über verregnete, aber ausgedörrte Felder, die ein wenig an Rumänische erinnern.

Dann kommt die Sonne heraus und es wird bewaldeter. Die frisch gewaschenen Planzen leuchten in kräftigem Grün.

Wir gelangen in die Rocky Mountains. Kein Witz, die Australier sind echt nicht kreativ, was Ortsnamen angeht. Aber es hat Tatsächlich etwas vom Kanadischen Gebirgszug.

In der Nähe von Corinna biegen wir von der Kiesstrasse in einen kleinen Seitenweg ein und haben ein schönes Plätzchen für uns. Und die vielen Mücken. Denen trotzden wir und auch dem diesigen Regen.

Mount William Nationalpark

Wir müssen beide aufs Klo und in den Wald zu kacken ist einfach nicht ganz so entspannt. Auf der letzten Reise war das häufig der Fall, aber Australien hat so viele öffentliche WCs, dass wir es möglichst vermeiden. Wir fahren also noch vor dem Frühstück nach Scottsdale zum Visitor Center. Wir brauchen ohnehin noch einen Pass für die Nationalparks und ein paar Broschüren sind auch immer gut. Ausserdem gibt es hier gratis Internet. Es ist beschränkt auf 20 Minuten. Man würde meinen, das ist mehr als genug, aber die Zeit vergeht wie im Flug und so ist mein nächster Blog noch nicht einmal fertig hochgeladen, als die Zeit abläuft.

Der Mount William Nationalpark an der nordöstlichen Ecke Tasmaniens ist laut einem Flyer drei Stunden entfernt. Wir können das kaum glauben. Trotzdem fahren wir durch und schauen uns nichts am Wegesrand an, damit es nicht zu spät wird. Nach einer Stunde sind wir dort. Auf dem Weg ist alles trocken und verdorrt, ausser die Wälder oder es wird im grossen Stil bewässert.

Mount William ist selbst für australische Verhältnisse kein richtiger Berg. Aber ein schöner Spaziergang.

Es ist noch früher Nachmittag. Als nächstes wollen wir eigentlich den Kangaroo Track hier machen. Dort soll es ganz viele Tiere zu sehen geben. Aber eben erst am Abend. Wir fahren darum ans Nordende des Parks an den Strand.

Ein Spaziergang, Mittagessen, Nadine springt ins kalte Wasser, lesen, Fotos importieren und schon ist es Zeit mit dem Kochen zu beginnen. Wir probieren etwas neues aus. Pastinaken Gratin. Gelingt super?.

Wir haben immer noch Zeit und so ersetzen wir endlich die provisorisch montierte Schraube an der Seilwinde.

Und auch ein Rad wird noch mit dem Reserverad getauscht. Der Pneu ist mehr als abgefahren..

Und plötzlich sind wir im Stress. Wir haben den Sonnenuntergang völlig falsch geschätzt. Der Himmel verfärbt sich bereits stark und als wir anhalten, ist die Sonne bereits untergegangen.

Wir sehen tatsächlich viele Tiere aber es wird natürlich langsam dunkel. Wir haben uns in den Kopf gesetzt, morgen den Sonnenaufgang an der Bay of fire zu sehen. Keine Ahnung, ob das die Mühe wert ist, jetzt noch so weit im dunkel zu fahren. Den mühsam ist es, mit all den Tieren auf der Strasse. Aber auch toll, so vielen zu begegnen. Wir sehen Kängurus, Wallabies, Pademelons, Spotted Quolls, Tasmanische Teufel und grosse Possum ähnliche Dinger, die wir nicht identifizieren können.

Platypus und Echidna, Offroad, Launceston und ein Job

Wir wollen zum Platypus House. Dort kann man Schnabeltiere und Echidnas aus nächster nähe beobachten. Diese Tiere in natura zu sehen ist natürlich viel schöner, aber vor allem das scheue Schnabeltier sieht man nur aus grossen Entfernungen.

Einfach der grossen Strasse zu folgen wäre ja langweilig… wir nehmen den direkteren Weg durch den Wald, um das ganze etwas interessanter zu gestalten. Es wird schon fast zu interessant, den wir haben auch noch anderes vor heute. es wird immer unwegsamer und wir landen schlussendlich auf einem unglaublich steilen Enduro Track. Motorräder sind bekanntlich etwas schmaler, als ein Offroader mit Hochdach. Der Lack des Autos leidet.

Egal wie fest er leiden würde, hier kommen wir nicht durch:

Umkehren ist aber auch nicht wirklich möglich und alles rückwärts hinauf zu fahren traue ich mir auch nicht recht zu. Da bleibt nur Säge auspacken und alles zur Seite Räumen.

Wieder und wieder versperren uns Bäume den Weg, bis wir vor diesem enormen Haufen stehen:

Jetzt hätten wir Platz genug, umzudrehen, aber keine Lust, also ist wieder wegräumen angesagt. Danach geht es wieder zügiger voran und wir kommen am frühen Nachmittag zu unserem Ziel Beauty Point. Ganze 30 Km weit sind wir gekommen…

Das Platypus House nimmt verletzte Schnabeltiere und Echidnas auf, päppelt sie wieder auf lässt sie wieder frei, falls das möglich ist. Die, die nicht wieder ausgewildert werden können, sind für die Besucher auf einer spannenden Tour zu besichtigen.

Wirklich faszinierende Tiere. Beide legen Eier, sind aber Säugetiere. Schnabeltiere haben giftige Stachel, aber keine Nippel (die Milch kommt aus der Haut), sie sind die meiste Zeit im Wasser und orientieren sich dort durch Sensoren im Schnabel, die elektrische Impulse wahrnehmen, sie leben in Höhlen, haben nur als Baby Zähne und verlieren sie dann und so weiter… Sie sind verwandt mit den Echidnas, welche wiederum gar nichts mit Igeln zu tun haben. Das Schnabeltier ist ihr einziger Verwandter, von den anderen Echidna Arten auf dem Festland mal abgesehen. Sie laufen relativ behäbig auf ihren Knöcheln, können aber bis zu 35 km/h schnell rennen.

Entlag einer schönen Fjord ähnlichen Einbuchtung fahren wir weiter nach Launceston. Das hübsche Städtchen ist vorallem unser Ziel, weil es hier einen Unverpacktladen und einen Biogemüse-Laden gibt. Letzterer hätte auch unverpacktes Essen gehabt. Cool zu sehen dass es doch immer wieder solche Läden gibt. Sie sind nicht voll Zero Waste, aber das muss auch nicht sein. So spricht man auch Leute an die nicht voll auf Plastik und Verpackungen verzichten wollen.

Es geht schon gegen Abend zu. Die Stadt schauen wir uns nicht mehr gross an, denn Nadine hat heute noch ein Bewerbungsgespräch. Wir müssen uns also ein Parkplatz suchen, auf dem wir eine Weile stehen können, es einigermassen ruhig ist und vor allem guten Empfang hat.

Uuuuuuuund… sie hat den Job???

Feiern können wir noch nicht, wir müssen ja noch einen Nachtplatz finden. Auf wikicamps finden wir eine Restarea, einige Kilometer entfernt. Die ist aber vollkommen überfüllt mit reisenden Hippies. Also weiter. Hier selbst einen Platz zu finden ist gar nicht so einfach. Es ist alles in Privatbesitz und wird entweder Landwirtschaftlich oder Forstwirschaflich genutzt. Im Wald hat man aber viel bessere Chancen und so finden wir einen einsamen Weg mit einer kleinen Ausbuchtung. Leider wird die Einsamkeit offensichtlich genutzt, um hier illegal Müll zu deponieren. Und wir feiern eine Nudelsuppen und Bier Party?.

Schluchten, Flughunde, Wallabies, Schafe und Kühe

Aus der (unbegründeten) Angst, die Flut könne das Wasser in der Furt zu hoch ansteigen lassen, fahren wir früh und ohne den Abwasch zu machen los. Wie schade, das machen wir doch so gerne…

Wir nehmen uns zwei kleine Wanderungen entlang zweier Schluchten vor um Wallabies zu finden. Dieses mal top ausgerüstet:

Zuerst begegnen wir aber Kakadus und Flughunden:

Und geniessen die schöne Aussicht:

Und werden schlussendlich tatsächlich fündig:

Ich bin ziemlich faul und für uns reicht es nun mit dem Nationalpark. Wir fahren hinaus und besuchen kurz ein Infocenter über Meeresschildkröten. Leider bleibt es bei den Informationen. Die Tiere kommen erst nachts aus dem Wasser und die Tour die wir gerne gemacht hätten gibt es erst ab Dezember. Wir essen zu Mittag und fahren nach Exmouth und füllen unser Trinkwasser an einem Gratis Versorgungspunkt auf. Langsam wäre es knapp geworden und Trinkwasser ist rar hier. Das Visitorcenter hat nur Minuten bevor wir dort ankommen geschlossen. Halb so tragisch, wir wollen eigentlich eh nur ins Internet. Wir tanken ein wenig Diesel, damit wir die nächste etappe zu einer günstigen Tankstelle sicher schaffen und dann geht es weiter auf den langen geraden Strassen.

Schöne, karge sich immer wieder verändernde Landschaft zieht an uns vorbei und die Zeit vergeht wie im Flug. Wir haben das Hörbuch von Herr der Ringe wieder einmal angefangen. Das ist so fesselnd, da merkt man gar nicht, dass man so weit fahren muss.

Immer mal wieder muss man vom Gas, weil eine riesen Echse auf der Strasse sitzt oder eine Schaf oder Kuherde den weg versperrt.

Wir fragen uns, wie fängt der Bauer diese Tiere wohl wieder ein??

Auf einer der vielen Rest Areas machen wir halt für die Nacht und machen uns ein paar Gedanken, wo wir in den nächsten Wochen hinwollen.