Im Zivildienst

Nun bin ich doch schon ein paar Wochen im Dienst und will mal zurückblicken.
Mit dem Zug und Bus fahren habe ich mich weitgehend angefreundet. Ich muss zwar immer noch jeden Tag nachschauen, welche Verbindung zu welcher Zeit wohin am besten ist, aber ich steig nicht mehr ständig in die falschen Verkehrsmittel ein. Es ist sogar so, dass ich das Pendeln geniessen kann. Die aufgezwungene, leere Zeit lässt sich super nutzen, wie jetzt zum bloggen, um Mails und sonstige Nachrichten zu beantworten, um Dinge zu organisieren, oder um ein Buch zu lesen und so weiter. Auch wenn es nur ein wenig Schlaf nachholen ist, ist damit schon viel gewonnen.
Meine Rolle habe ich mitlerweile auch recht gut gefunden. Sie variiert jedoch stark je nach LehrerInn, Klasse, Schulhaus und Stoff. Am Anfang war das nicht so einfach, weil es mir nicht wirklich kIar kommuniziert wurde und weil ich mir einen anderen Umgang mit Kindern aus dem Cevi gewohnt war.
Ich verstehe mich sehr gut mit den Lehrpersohnen und alle sind extrem Dankbar für meine Unterstützung.
Es wird ja sehr viel über unser Schulsystem gewettert, es wird kritisiert und schlecht gemacht. Das liegt mir eigentlich sehr fern, aber ich will doch ein paar Bemerkungen meinerseits mit euch teilen, wobei ich damit nicht behaupten will, dass es irgendwann ein mal besser war, oder ich eine bessere Idee hätte.
Meiner Meinung nach kommt die Pädagogik extrem zu kurz. Die Kinder müssen fast den ganzen Tag still sitzen, sich benehmen, sich nicht mit anderen raufen, aufpassen, ruhig sein und so weiter. Wenn ich das durchsetzen muss komme ich mir zum Teil vor wie ein Polizist, auf den keiner hört en will.
Es besteht kaum Raum, in dem sich die Kinder entfalten können, mal abgesehen vom stillen arbeiten im Zeichnungsheft. Sie werden ständig in eine Norm gezwängt und wer sie nicht erfüllt, bekommt eine Sonderbehandlung. Logopädie da, DaZ dort und individueller Förderuntericht und Betreuung durch den Zivi noch wo anders. Und und und…
Da ist das Ziel der Integration von „verhaltensauffälligen“ Schülern in Regelklassen nicht wirklich geglückt, als man die Kleinklassen abgeschafft hat. Aber natürlich hat es auch sein gutes, wenn alle gemeinsam aufwachsen können und keiner ausgeschlossen wird.
Auch im Mittagstisch gilt es sich richtig zu verhalten. Ansonsten wird bestraft, wobei es deutliche Unterschiede gibt, je nach Hort. Ich glaube, blauäugig wie ich bin, es könnte viel mehr mit Vertrauen und positiver Förderung statt mit Regeln und Sanktionen gearbeitet werden. Aber ich habe ja leicht reden. Es ist extrem schwierig eine Meute von 50 Kinder zu bändigen.
Was auch schwirig ist, vorallem für mich, ist sich so viele Namen zu merken. Ich habe mit gut 200 Kindern zu tun und die einen sehe ich eine Lektion die Woche. Die „wichtigen“ konnte ich aber bereits nach der ersten Woche.
Sehr schön ist, den Fortschritt zu sehen, den die Kinder in der kurzen Zeit bereits gemacht haben.
Mein Körper hingegen, hat bereits einen grossen Rückschritt gemacht. Nach einem Wochenende Gartenarbeit, habe ich bereits Muskelkater!

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