Pause

Mir wird das ganze der letzten Tage langsam ein bisschen zu viel und so beschliesse ich, heute Abend zu Hause zu bleiben. Ich merke, wie es mir richtig gut tut, mal wieder für mich alleine zu sein. Ich führe in der Schweiz ein recht sparsames und bescheidenes Leben. Andere würden es sogar als geizig bezeichnen. Natürlich mit Ausnahmen (wie zum Beispiel dem VW Bus). Was ich hier erlebe, ist das pure Gegenteil. Es ist eine Welt, die ich vor Nadine so nicht gekannt habe. Ich kann das sehr gut geniessen und bin unheimlich dankbar, dass ich das alles erleben darf. Doch heute brauche ich einfach eine Pause. Eine Pause davon so verwöhnt zu werden, aber auch davon, immer so viele Leute um sich zu haben. Denn wenn alle da sind, kann ich mich im Gegensatz zu Nadine nicht so recht in mein Zimmer zurückziehen und für mich etwas machen. Ich will immer mittendrin sein, nichts verpassen, den anderen Gesellschaft leisten und ein Teil der Gruppe sein. Doch irgendwann wird mir das zu viel und ich muss mich ganz ausklinken. Ganz oder gar nicht.

Ich glaube ich habe im letzten Jahr während des Zivildienstes einen starken Wandel durchlebt. Genug Zeit zum Nachdenken hatte ich ja. Ich hatte schon immer grundsätzlich etwas gegen Konsum und war mir der Umwelt und dessen Schädigung bewusst. Ich war in meiner Jugend nicht durch Zufall, sondern aus Überzeugung ein grüner, anarcho-kommunistischer Punk. Die Überzeugungen haben sich nicht geändert, nur die Prioritäten. Ich muss mich nicht mehr gegen alles auflehnen, sondern handle stattdessen stärker nach meinen Prinzipien. Ich überlege mir vier mal, ob ich etwas wirklich brauche (statt zwei mal wie bisher). Kaufe bewusst fairer, nachhaltiger, biologischer, und verpackungsärmer ein und dafür weniger. Ich kaufe selber kein Fleisch mehr. Ich spare, um mehr arbeitsfreie Zeit zu haben und somit im Endeffekt viel weniger Geld für unnötigen Konsum ausgeben zu müssen.

Und jetzt bin ich hier. Überesse mich meist drei mal am Tag und trotzdem bleibt fast immer etwas übrig. Bei jeder Malzeit gibt es Fleisch aus einer Haltung die ich lieber nicht kenne. Schlafe in noblen Hotels, die alles waschen müssen, nachdem ich eine Nacht dort war. Plantsche in einem grossen Pool mit klarem Wasser, während andernorts Kinder verdursten. Und lasse mich bedienen wie ein König. Diese Scheinheiligkeit um nicht zu sagen Dekadenz, lässt mich an Tagen wie heute etwas nachdenklich stimmen.

Versteht mich nicht Falsch, es ist sau geil hier und ich werde sicher immer wieder gerne hierherkommen um das Leben in vollen Zügen zu geniessen. Das musste einfach mal raus. *Pause Ende*

Ein Gedanke zu „Pause“

  1. Das verstehe ich gut.Ich bin von Geburt an „melonengrün“ (Innen kommunistisch, aussen Umweltbewusst)! Lebe auch ziemlich ch bescheiden.

    Mein Luxus ist das reisen und die einsame Gegend

    Lg
    Dao

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