Abschleppen

Nadine und ich füllen hinter dem Haus die Gräben und bauen die Drainage ein. Von Hand! Denn die Batterie vom Bagger ist tot. Irgendwie ist in all der Hektik letzte Woche wohl die Zündung drin geblieben.. Sara arbeitet für die Uni und Jan wird von seinem Knie geplagt und liegt deshalb noch im Bett.

Nach dem Mittagessen müssen Sara und Nadine Aufbrechen. Sie haben beide noch Termine Morgen im Unterland. Ich begleite die beiden mit dem defekten Grabenstampfer auf der Karette und Jan holt seinen Bus auf dem oberen Parkplatz für die beiden Frauen. Bei diesem blinkt das Wasserlämpchen. Nach einem Blick in den Motorraum (dafür muss das Motorrad runter vom Heckträger und das Bett aus dem Kofferraum) und einigen Blicken von Unten ist klar, dass ein Plastik Verteilstück undicht ist. Den Bus abholen lassen durch die Versicherung dauert ewig. Jans Werkstatt hat morgen keine Zeit und der Bus wird am Wochenende gebraucht. Wir sehen gerade nur eine Möglichkeit und zwar, abschleppen nach Bülach und dort selbst reparieren. Vorher laden wir aber noch den Herd von meinem Bus auf den Muli, der muss nicht auch noch durch die halbe Schweiz gefahren werden. Das Motorrad wird wieder auf geladen und der Grabenstampfer geht zum Mech.

Bis unser Konvoi endlich in Bülach eintrifft, dauert es natürlich eine Weile (Glace Pause inklusive), aber schlussendlich schaffen wir es und die Zeit reicht auch noch das defekte Teil (unter lautem Fluchen) zu ersetzen. Jetzt haben wir uns die bestellte Pizza wirklich verdient.

Albanisches Abenteuer

Mehrere Kuherden ziehen an uns vorbei, bevor wir überhaupt aufgestanden sind. Wir sind mitten auf dem Weg zu den Weiden stehen geblieben und das nicht gerade eben. Das Telefon der VW Bus Werkstatt ist erst ab 10.00 Uhr besetzt. Wir probieren es schon vorher, erhalten aber keinen Rückruf. Nach zehn, erreichen wir dann jemanden. Die Diagnose ist endgültig, Zündspule… Dafür haben wir natürlich keinen Ersatz dabei. Also müssen wir mit der Versicherung schauen, dass die uns eine organisieren oder uns zu einer bringen. Um 11.00 Uhr telefoniere ich zum ersten mal. Was darauf folgt ist sehr mühsam. Langes Warten, unterbrochen von etlichen Telefonanrufen.

Die Nachwirkungen vom Alkohol gestern und die nicht gerade milden Temperaturen tun auch noch ihren Teil dazu. Das grösste Problem scheint zu sein, uns zu lokalisieren. Nach dem wir die Koordinaten durgegeben haben und noch ein paar Mal telefoniert haben, scheinen sie zu wissen wo wir sind.

Um 14.00 sind wir längst schon wieder ungeduldig und rufen noch mals an. Es habe ein Problem mit dem Kostendach gegeben, erfahren wir. Um halb zwei sei aber die Bestätigung raus, dass auch höhere Kosten gedeckt werden, da sie uns erst bis auf die nächste Strasse ziehen müssen und erst dann aufladen können. Hab ich ja gesagt, das sie mit einem Lastwagen nicht bis hierher können. Jetzt haben sie es also auch kapiert.

Unsere Hilfe sei gleich nach der Bestätigung losgefahren und benötigt ca 3 Stunden. Also haben wir genug Zeit,etwas zu kochen und alles wieder zu verstauen. Ziemlich pünktlich erhalte ich ein Telefon, das sie da seien, aber sie können mich nicht finden. Nach mehreren Erklärungsversuchen (alles auf englisch) sagt mir der Verantwortliche ich soll auf die Hauptstrasse kommen. Hauptstrasse ist viel zu viel gesagt. Nach mehrmaligen umherirren durch das ganze Dorf stelle ich fest, das wir eigentlich schon auf dem Hauptweg stehen. Ich rufe immer wieder an und suche alles ab, beschreibe die Markanten Orte, die ich sehe und erhalte immer wieder die gleiche Antwort: „Sie sind im Dorf und suchen mich“. Ich sage, das ich nicht glaube, das sie im selben Dorf sind und Tatsächlich, nach einiger Zeit merken sie, das sie woanders suchen. Eine junge Gruppe von Männern, die ein klein bisschen englisch können, sprechen mich an und telefonieren mit dem Abschleppdienst. Sie sagen, ich soll in einer Stunde nochmals ins Dorf herunterkommen. Also gehe ich wieder hoch und lasse mir ein wenig aus einem Buch vorlesen.
Wieder unten, ist noch gar nichts von einem Abschleppdienst zu sehen. In der Zwischenzeit ist es bereits dunkel geworden. Die andern aus dem Dorf tauchen wieder auf und nehmen mich mit in eine art Baracke, die wohl als Dorftreff und Bar dient. Sie versorgen mich mit Getränken und wir unterhalten uns in einem Mix aus albanisch, deutsch, englisch, potugisisch und italienisch. Zum Teil sogar mit Hilfe eines Freundes der in den USA wohnt, per Telefon. Ich lasse mich überreden, dass der Dorfmechaniker sich den Motor mal anschaut. Ich versichere ihnen, dass sie ohne eine neue Zündspule nichts ausrichten können, aber davon wollen sie nichts wissen. Es wird geschaut, gemacht und probiert. Sogar anschieben probiern sie. Ausser das der Bus jetzt im Dorf steht, hat es nichts gebracht und sie kommen zur gleichen Diagnose. So etwas wie der Bürgermeister, lässt uns noch etwas zu Essen bringen, was wir aber auf später verschieben. Diesmal kommt auch Nadine mit in die Barracke. Sie bieten uns mehr zu trinken und Nüsschen an und uns in die nächste Stadt zu ziehen. Wir müssen ablehnen (mehrmals..) da der Abschleppwagen schon unterwegs ist und sie etwas fürs abschleppen haben müssten.
Am Telefon wird mir immer wieder versichert, das sie unterwegs sind und ich werde immer wieder auf später vertröstet. Irgendwann trifft dann endlich ein grosser Mitsubishi Pick up ein. Wer genau zum Team gehört finden wir zuerst nicht heraus. Es sind mehrere Leute gekommen und haben sich zu uns gesetzt. Zuerst wird etwas getrunken und geraucht und vorallem viel geredet. Wir sind ein wenig verwirrt. Das Gefühl wird für die nächsten Stunden anhalten. Nach einer Weile geht’s dann doch los. Insgesamt vier Leute machen sich mit uns auf den Weg. Mindestens einer davon ist aber aus Marjan. Als Dankeschön wollten wir eine Tafel Schweizer Schokolade und ein paar Euros dalassen. Sie wollten es aber einfach nicht annehmen. Beim Abfahren gelingt es mir aber, sie unbemerkt aus dem Fenster zu werfen. Weit kommen wir nicht. An einem steilen Hang bleiben wir stehen. Das Zugfahrzeug hat einfach zu wenig Kraft. Wir versuchen es mit Anlauf. Das bringt uns aber nur ein bisschen weiter. die Abschleppcrew schaut sich den Motor auch noch an, natürlich vergebens. Also probieren wirs mit noch mehr Anlauf. Beim rückwärts schieben landet der Bus halb im Graben, aber wir kriegen ihn wieder raus, hinauf aber immer noch nicht. Es wird wild diskutiert und herum telefoniert, wir essen in der Zwischenzeit etwas des erhaltenen Brotes und des leckern Ziegenkäses. Schlussendlich taucht der allte klapprige Toyota von gestern auf. Mit ihm noch vorne dran ist es kein Problem hinauf zu kommen. Der Mitsubishi zwischendrin wird abgehängt und weiter gehts. Der Offizielle Abschleppwagen ist einfach zu schwach. Irgendetwas ist mit dem wohl nicht in Ordnung.

Es dauert sehr lange, bis wir endlich wieder an der Strasse sind. Zwischendurch wird noch ein Halt in einem Dorf gemacht. Wieso wissen wir nicht genau. Der Fahrer des Landcruiser, der dort wohnt, steigt aus, schwatzt kurz mit einem andern und holt sich eine Zigarette ab. Der Bus wird nun auf den Lastwagen aufgeladen. Der Typ aus Marjam und sein Nachbar verabschieden sich. Sie fahren an die nächste Tanke und wieder nach Hause. Wir steigen mit in den Lastwagen und der Rest folgt uns im Mitsubishi. Nach der nächsten Stadt gibt es erneut einen Halt. Der Fahrtenschreiber wird eingesetzt, Feuerlöscher und Warnweste werden eingeladen, eine neue Person kommt hinzu und übernimmt das Steuer, der Pickup wird gegen ein alten Mercedes getauscht und von einer Frau bekommen sie Geld zugesteckt. Keine zweihundert Meter fahren wir an eine Tanke, deswegen wohl das Geld… Danach warten wir. Irgendwann kommt der Besitzer des Lastwagens und fährt uns weiter nach Tirana, der Hauptstadt Albaniens, wo die nächste VW Garage ist. Unterwegs werden einige Stops eingelegt. Zwei Mal kommen wir in eine Polizeikontrolle, aber mit etwas Geld in den Fahrzeugpapieren können wir gleich weiterfahren. Einmal halten wir an und der Fahrer kauft uns zwei Gipfeli und Wasser, dass obwohl wir gesagt haben wir brauchen nichts. Er hält auch vor einem Kaffee und fragt nocheinmal ob wir einen Kaffee wollen. Lieber nicht, wir wollen möglichst schnell ans Ziel, uns fallen schon die Augen zu. Einmal halten wir noch und unser Chauffeur bespricht etwas mit den andern aus dem Mercedes, wir hatten nicht mal gemerkt, dass der noch da ist. Es steigt einer um, in unseren Bus und die anderen fahren weg. Mitten in der Nacht kommen wir dann doch noch nach Tirana. Wir halten erneut. Es wird etwas mit einem Mann besprochen und so viel wir verstehen wird der Weg erklärt. Bei der Garage müssen zuerst noch die Securitys überzeugt werden und dann dürfen wir endlich rein. Beim Abladen haben wir noch den letzten Schreckmomment. Unsere eigene Gurte reisst! Sie haben sie falsch befestigt. Nichts passiert und wir sind einfach nur froh, heil angekommen zu sein und ins Bett zu kommen. Es ist 6.00 Uhr früh.