Hochzeit auf vietnamesisch

Gleich nach dem Aufstehen gibt es ein Briefing von Nguyen, wie das ganze abläuft heute Abend mit unserem vietnamesischen Hochzeitsfest. Danach muss Nadine gleich etwas essen, denn bald ist nicht mehr viel Zeit dafür. Eine Stylistin kommt eigens für sie vorbei um sie zu schminken und die Haare zu machen.

Schön aufgebrezelt, haben wir anschliessend ein kleines Fotoshooting hier bei uns. Obwohl es regnet (wie könnte es anders sein an einem Hochzeitsfest von uns) ist es sehr heiss. Der Anzug wurde definitiv nicht für die vietnamesischen Temperaturen erfunden… Da habe ich es mit meinem Gewand schon viel besser.

Mit einem Kleinbus werden alle inklusive unserem Chauffeur Duong und der Köchin Nam ins Zentrum von Ho Chi Minh City gefahren zum edlen Rex Hotel Saigon. Nadine wird auf unserem Zimmer nochmals nachgeschminkt und ihre Frisur wird geändert.

Dann geht es auch schon los. Die Feier findet im Frühstückssaal, direkt neben der Rooftop Bar statt. Wir stellen uns davor auf um mit jedem Neuankömmling ein Foto zu machen. Zuerst müssen aber alle beim Geschenktisch vorbei und ihr Briefumschlag in eine Glasbox zu werfen. Darin ist das Geschenk. Traditionellerweise Geld, das Nguyen einem wohltätigen Zweck spenden wird.

Wir kennen kaum einen viertel der Gäste und Verständigen können wir uns auch kaum. Trotzdem macht es Spass, all „unsere“ Gäste zu begrüssen. Wobei selten die Hand gereicht wird. Meist (vor allem bei den Frauen) wird freundlich gelächelt und einander zugenickt. Manchmal mit einem „Hello“ oder „Happy wedding!“

Bis (fast) alle Gäste eingetroffen sind, dauert es eine Weile, wobei man sowieso nicht genau weiss, wie viele Personen tatsächlich kommen. Nadines Füsse schmerzen auf jeden Fallbereits und sogar mir ist heiss. Wir stehen ja auch vor dem klimatisierten Raum und nicht drin. Um uns wird sich aber super gekümmert, danke Sara!

Als es dann losgeht, geht alles ganz schnell. Wir kommen rein, setzen uns und die Wedding Planerin (vermutlich), fängt an zu erzählen. Auf vietnamesisch versteht sich. Dann müssen wir auf die Bühne, sie erzählt weiter. Die Familie kommt auf die Bühne und sie schwatzt weiter. Dann gehen alle wieder runter. Jetzt müssen wir die Torte anschneiden. Jetzt?!? Wirklich?! Ja wirklich und dann hinsetzen und Essen. Insgesamt sieben Gänge. Alle schnell aufeinander. Nach dem dritten müssen wir aufstehen und mit Nadines Eltern bei jedem Tisch vorbei gehen um mit Schnaps anzustossen und Fotos davon zu machen. Jan und Sara schenken ein. Oli hat uns währentdessen die nächsten zwei Gänge gesichert für uns. Auch die Gäste stehen immer mehr auf und gehen von Tische zu Tisch um anzustossen. Auch am eigenen Tisch wird einander eigentlich bei jedem Schluck zugeprostet.

Die traditionelle Band hört noch während des Essens auf zu spielen und wird von Duong als Karaokesänger abgelöst. Kaum ist der Dessert aufgetragen, gehen die ersten bereits wieder. Das ist nicht ungewöhnlich. im Gegenteil, es ist eher aussergewöhnlich, dass noch so viele Gäste bleiben und mit uns weiterfeiern. Und wie sie feiern. Es wird getrunken in einem Tempo, dass ich nur aus meiner besten Jugendzeit kenne und nicht von einem (bei uns) förmlichen Anlass wie einer Hochzeit. Ich drehe mit Nguyen nochmals eine Runde, stosse an und kommunizieren schon viel offener, wenn auch mit Sprachbariere. 

Schlussendlich stehen alle, die noch geblieben sind und haben es lustig zusammen, bis das Servicepersonal beginnt das Frühstücksbuffet aufzubauen. Vorallem der stark angetrunkene Duong unterhaltet uns mit dem Versuch „Sara“ richtig auszusprechen. Das Salat nicht umbedingt richtig ist kapiert er dann und verkündet das allen Anwesenden.

Die noch nicht verheirateten in unserem Alter ziehen noch weiter in den Ausgang und wir ziehen uns zurück in unser Zimmer, das in dem ganzen Packet inbegriffen ist.

Es war sehr spannend und super „lässig“ das Erleben zu dürfen. Danke Nguyen!