Das erste mal nicht weiter

Heute ist der erste Tag, an dem wir beschlossen haben nicht weiter zu fahren und einfach am gleichen Ort zu bleiben. Abgesehen von Sydney im Hostel natürlich. Der Campingplatz ist nichts besonderes, aber doch recht hübsch im Wald gelegen und hat somit Sonne und Schatten. Am Morgen wird man aber auch durch Lärm geweckt. Pünktlich zum Sonnenaufgang machen die Kakadus einen höllen Krach, aber wir können ja einfach weiterschlafen.

Nadine digitalisiert alle unsere aufgeschrieben Ausgaben. Das haben wir schon lange vor uns hingeschoben und sind nun positiv überrascht. Ich stelle inzwischen eine Verkaufsdokumentation zusammen für unser Auto und putze den Kühlschrank.

Am Nachmittag gehen wir auf einen Spaziergang. Der Weg wurde wohl schon länger nicht mehr benutzt. Mitten durch den Wald führt der überwucherte Pfad, steil einen Hang hinab und über uns in den Baumkronen schwirren die Insekten. Fast schon unheimlich.

Wenn man diesen Baum anschaut, hat man das Gefühl, der kann unmöglich noch leben:

Tut er aber doch:

Auch etwas, dass wir schon lange aufgeschoben haben:

Das Kissen der Sitzbank mit Klett befestigen, damit es nicht ständig davon rutscht.

Aus Sydney hinaus

Am Morgen früh begrüsst uns eine Strassen Putzmaschine, die unablässig die Strasse auf und ab fährt und sie reinigt. Ausserdem wird der Rasen des Parks gemäht, die Wege mit einem Laubbläser gesäubert und die Vorbereitungen für ein Konzert heute Abend haben auch schon begonnen. Nicht gerade ein idyllisches Aufstehen.

Wir müssen noch kurz in die Stadt und verbringen dann mehr oder weniger den ganzen Tag damit, aus Sydney hinaus zu fahren. Unterwegs erledigen wir aber noch ein paar Dinge. Wir gehen in einem Unverpackt Laden einkaufen. The Source ist eine ganze Kette von Läden, wo man seine eigenen Behälter mitbringen kann. Die Auswahl ist etwas anders als beim Fürst Unverpackt zu Hause, aber das Prinzip ist ziemlich das selbe. Der Laden ist inmitten eines Shoppincenters. Irgendwie seltsam so ein Geschäft in einem solchen Konsumtempel zu sehen, aber es macht durchaus Sinn.

Sonst war parken nie ein Problem, bis wir nach Sydney kamen. Der Platz ist hier knapp und so gibt es Parkhäuser statt grosse Parkplätze wie an der Westküste. Wir kommen natürlich nicht hinein, aber wir finden einen direkt an der Strasse. Auf der äussersten Spur zu parken ist ohnehin normal, man muss aber die unzähligen Schilder beachten und auch verstehen.

Als nächstes ist tanken angesagt. Natürlich wollen wir günstigen Diesel und suchen zuerst auf dem Handy eine Tankstelle nah an unserem Weg. Die Distanz ist wirklich nicht gross, aber die Zeit, die wir dafür benötigen um so mehr. Das Natel Navi sucht sich die komischsten Zickzack Wege durch die Quartiere. Aber auch wenn wir mal eine grössere Strasse erwischen geht es kaum voran. Meist sind es weniger als 100 Meter von einer Ampel zu nächsten und fast immer steht man oder erwischt die falsche Spur und so weiter. Finanziell lohnt es sich aber. Der Sprit ist fast 30 Cents günstiger als beim Konkurrent nebenan.

Jetzt haben wir langsam aber sicher Hunger. Wir steuern einen Park an, um uns dort etwas zu kochen, fahren prompt wieder falsch und landen direkt vor einem vietnamesischen Restaurant. Wir hatten ohnehin vor, in Sydney vietnamesisch essen zu gehen und auf kochen haben wir beide keine Lust. Dazu kommen noch die sehr moderaten Preise. 25 Dollar für zwei Personen, Gratis Tee inklusive, da können wir fast nicht anders.

Unser Wassertank ist auch noch leer. Nadine hat ein Park gefunden, der Wasseranschlüsse bei den Parkplätzen hat. Dieses mal nehmen wir die Navigation selbst in die Hand, zumal das normale Navi immer wieder hängen bleibt. Wir kommen tatsächlich viel schneller voran als zuvor, aber wir erwischen auch eine Toll Road. Eine Strasse auf der das Nummernschild gescannt wird und man dann bezahlen muss. Jetzt müssen wir uns doch noch online registrieren.

Nun brauchen wir nur noch einen Schlafplatz. In den Blue Mountains gibt es einen gratis Campingplatz im Nationalpark, wo man nur mit 4×4 hinkommt. Perfekt.

Wir verfahren uns noch ein letztes Mal, als Nadine vorliest und ich so gefesselt bin, das ich einfach geradeaus fahre, ohne auf das Navi zu achten.

Bondi Beach

10 Uhr Checkout fühlt sich nach dem gestrigen Abend brutal früh an. Ich fahre mit dem Bus in die Werkstatt um unser Auto abzuholen und treffe mich dann mit Nadine und den anderen am Bondi Beach. Der ist zwar auch in Sydney, aber durch den Verkehr, die vielen Lichtsignale, die geparkten Autos auf der äussersten Spur fühlt es sich an wie eine halbe Weltreise.

Die Parkplatz Gebühr am Strand kann gut mit der an der Zürcher Bahnhofstrasse mithalten. Wir bleiben trotzdem den ganzen Nachmittag und faulenzen im Sand. Wir haben in den letzten Tagen ohnehin mehr Geld ausgegeben, als wir sonst in einem Monat brauchen, da kommt es nicht mehr darauf an. Wir haben dafür auch mehr Bier getrunken und Fleisch gegessen, als auf der gesamten Reise bisher und hatten eine richtig tolle Zeit hier.

Um zu übernachten fahren wir nicht mehr weit. Nadine hat eine Internetseite entdeckt, auf der Parkplätze neben Parks verzeichnet sind und herausgefunden, dass man in New South Wales legal im Auto schlafen darf. Beim dritten angesteuerten Park im Stadtteil Alexandria finden wir ein mehr oder weniger ruhiges Plätzchen direkt am Park mit WC.

Sydney

Am Morgen erkunden wir zu zweit Chinatown und das Gebiet um unser Hostel und besuchen die Markthalle. Fast wie die Markthalle in Vietnam, nur mit viel weniger Leuten, weniger Hektik und um Welten entspannter.

Und Nadine bekommt noch eine Massage:

Bevor wir uns mit den anderen treffen, probieren wir noch die Sauna des Hostels aus. Wenn es schon eine hat, wollen wir sie auch nutzen. Ausprobieren ist da wirklich das richtige Wort, denn wir haben eine Weile, bis wir sie endlich in Gang bringen und es schön heiss wird.

Am Nachmittag holen uns die anderen bei uns ab, müssen dann aber gleich nochmals zurück um einen Pullover zu holen. Es ist momentan empfindlich kühl. Wir machen die Free walking Tour. Eine geführte Tour durch die Stadt, bei der man am Schluss dem Guide einfach das zahlen kann was man will.

Sydney ist, für Australische Verhältnisse eine alte Grossstadt. Das sieht man überall an den Alten gebäuden, sogar die Wolkenkratzer scheinen älter zu sein, als anderswo.

Irgendwie fühlt sich Weihnachten im Sommer einfach ein wenig falsch an.

Wir stärken uns mit einem Bier, oder zwei, für den Weg zurück Richtung China Town und zu einem Koreanischen Barbecue. Das angesteuerte all you can eat Restaurant ist leider schon ausgebucht, aber nicht weit davon finden wir ein anderes koreanisches Restaurant.

Auch heute gehen wir noch weiter auf ein paar Bier. Diese Bar schlisst nicht wie die gestern um zwei Uhr, aber irgendwann bekommen einfach nichts mehr zu trinken. „You had enough.“ Hää?! Was?! Warum? Wir verstehen die Welt nicht mehr, wir sind nicht mehr nüchtern, aber so betrunken sicher nicht! Aber hier ist es anscheinend so, das wenn die Polizei jemanden findet, der zu viel getrunken hat, gehen sie mit Bussen auf die Bar los, die den Alkohol ausgeschenkt hat. So kommen wir dann auch in die nächste Bar nicht hinein. Ist vielleicht auch besser so. Dafür finden wir noch Doughnuts und und anderes super gesundes Essen auf dem Nachhauseweg.

Hostel, essen und trinken

Wir brauchen den gestellten Wecker nicht und sind genug früh wach um noch gemütlich am Ufer zu frühstücken. Dann fahren wir zum Travel Car Center. Von dort stammt unser Auto ursprünglich und bekommt dort heute einen Service. Wir sind sogar noch zu früh, aber Nadine hat ja ihr Buch dabei…?

Wir fahren mit dem Bus in die Stadt hinein durch den dichten Berufsverkehr. Er braucht eine halbe Ewigkeit. Es wird schnell klar, das Sydney ein ganz anderes Kaliber Stadt ist, als alle anderen bisherigen Städte. Eine richtige Grossstadt mit vielen hohen Häusern. Nicht nur im Zentrum sondern schon weit aussen ist kaum ein einstöckiges Haus zu sehen und es herrscht sehr geschäftiges Treiben.

Unser Hostel Zimmer ist noch nicht bereit, erst ab 13.00 Uhr, aber wir dürfen bereits die Aufenthaltsräume nutzen und das W-Lan. Wir schauen uns etwas in dem risigen Gebäude um und fahren dann ins oberste Stockwerk zum Pool.

Wir erledigen alles mögliche an unseren Handys und am Laptop, essen unser mitgebrachtes Mittagessen, bis wir ins Zimmer können. Wir duschen und bekommen dann schon den dritten Anruf von der Werkstatt. Die Achse ist jetzt doch nicht so schlimm dran wie befürchtet, es musste nur ein Radlager getauscht werden. Der Service ist bereits fertig und wir müssen das Auto bereits wieder holen. Müssen, weil sie nicht genügend Platz haben um es bei sich zu behalten. Wir haben noch keine Ahnung wohin damit. Alle Parkhäuser in Sydney sind zu nieder und Parkplätze in der Nähe sind alle zeitlich beschränkt…

Wir fahren mit dem ÖV zur Werkstatt und fragen dort ob sie eine Idee haben. Nach kurzem hin und her geht es dann trotzdem mit hier stehen lassen. Wir sind extrem froh, aber den weiten Weg hätten wir uns sparen können.

Der Doppelstöckerbuss ist oben etwas nieder:

Am Abend sind wir mit drei ehemaligen Arbeitskollegen von Nadine verabredet. Sie waren gerade für fünf Wochen an der Ostküste unterwegs und geniessen jetzt die letzten Tage in Sydney. Nach einem Bier bei uns im Hoteleigenen Kaffee gehen wir Thailändisch essen. Die andern sind schon ein paar Tage hier, und wissen wo es lecker ist.

Komplett überessen gehen wir noch ein paar Häuser weiter auf ein paar Bier, bis die Bar seine Türen schliesst.

Nach Sydney

Weiter gehts auf dem Freeway. Nicht besonders spannend, aber es sind doch noch einige Kilometer. Um die Zeit etwas spannender zu gestalten, liest mir Nadine vor. Unser Hörbuch ist fertig, und Nadine konnte das nächste als eBook von der Bibliothek ausleihen.

Mir fällt während der Fahrt wieder ein Mal auf, wie gerne die Australier Schilder aufstellen. Einfach alles wird beschildert und das nicht einfach mit einem Symbol, nein es braucht auch immer einen halben Roman dazu.

Ein Highway ist das selbe wie eine Autobahn bei uns. Ein Freeway ist ebenso vergleichbar, jedoch hat es ab und an Lichtsignale und sogar eine Velospur. Zu unserer Verwunderung sehen wir sogar zwei Velofahrer.

Wir kommen in die, wie es aussieht, besseren Vororte von Sydney. Sehr langsam schleichen wir uns durch den Verkehr bis an die Küste. Wir steuern einen Parkplatz an, auf dem man angeblich ungestört, aber nicht offiziell übernachten kann. Er wird gerade umgebaut, aber ein bisschen weiter hat es einen anderen direkt an einer Lagune.

Auf einer Parkbank geniessen wir die Sonne, verputzen eine Tüte Chips, Nadine liest vor und wir schauen dem Fischer, den Spaziergängern, Picknickern und den Enten, die den Frühling spüren, zu.

Nimbin

Eigentlich wollten wir ja noch einen Aussichtspunkt und einen Baumwipfelpfad besuchen. Sie wären auch ganz in der Nähe, ungefähr 10km, aber um dort hin zu gelangen, hätten wir je einen Umweg von eineinhalb Stunden auf uns nehmen müssen und danach das Ganze wieder zurück, weil wir von dort aus nicht weiter Richtung Süden gekommen wären. Also lassen wir es und fahren weiter durch die hübsche Gegend, über die Grenze in den Bundesstaat New South Wales.

Das war unsere Route in Queensland:

In Nimbin machen wir halt, nachdem wir noch einen Autostöppler von hier aufgelesen haben. Es ist ein kleines, sehr alternatives Nest. Am Sonntagmorgen ist hier noch nicht viel los. Der grosse Permakultur Garten, der mich sehr interessiert, ist heute ohnehin zu. Der Markt wäre jeweils Sonntags, aber nur jeden 2. im Monat. So schlendern wir einfach durch die eine Strasse die es hier gibt. Sie ist gesäumt von lauter lustiger Shops. Sie verkaufen jede menge Krimskrams, Produkte aus Hanf und alles was mit dem Kiffen zu tun hat. Man wird auch gleich auf der Strasse angesprochen, ob man was zu rauchen will. Es gibt sogar eine „Hemp Embassy“, also eine Botschaft für Gras. Sie setzt sich ein für eine Legalisierung und Bekanntmachung des Hanf als Baustoff (als Beton und Holzersatz), für Kleider, Medizin, Essware, Seile und so weiter und natürlich auch als Rauschmittel.

Wir setzen uns in ein Kaffee und gönnen uns ein zweites Frühstück, wie es die Hobbits zu tun pflegen und schauen dem Dorf beim erwachen zu. 

Weiter gehts auf den kleinen Strassen durch das viele Grün. Es werden immer mehr Kühe und Pferde, bis sie langsam von Eukalyptuswäldern abgelöst werden und wir auf den Freeway gelangen.

Bei einem Golfclub soll es ein Parkplatz geben, auf dem man übernachten darf. Das einzige, was wir finden ist aber ein Schild, das genau das verbietet. Rest Areas, auf denen man über Nacht bleiben darf, sind Mangelware in dieser Gegend und auch sonst ist es schwierig etwas zu finden. Das Land ist nicht richtig dicht besiedelt,  aber man ist nie weit von einem Haus entfernt und das Land wird genutzt. Mehr durch Zufall als durch Absicht gelangen wir in einen State Forest und auf einen alten Holzerweg.

Ein schönes Plätzchen, finden die Mücken und Bremsen leider auch.

Eine Entscheidung

Je weiter wir kommen, desto weniger heiss und feucht ist es. Es ist schon angenehm kühl beim Sonnenaufgang und gleichzeitigem Monduntergang. Mann kann sich sogar wieder zudecken! Die Vögel klingen heute Morgen viel „normaler“ als auch schon und machen nicht so ein mordskrach. Sie sind es dann auch nicht, die uns wecken. Seit Wochen haben wir wieder ein Mal einen Wecker gestellt. Wir sind ein bisschen später ins Bett als sonst, wollen aber trotzdem einige Kilometer hinter uns bringen.

Am frühen Morgen sehen wir noch ein paar lebende Kängurus, dann lange nur tote auf und neben der Strasse. Meist angekündigt von einer Vogelschar, die aufsteigt, wenn man angebraust kommt. Nadine hat 14 tote in einem Kilometer gezählt. Das lässt uns nicht ganz kalt und es tut gut am späteren Nachmittag wieder ein paar Lebendige zu sehen.

Die Landschaft ist wieder flach und mehrheitlich dürr. Kühe werden seltener und werden irgendwann von Schafen abgelöst.

In Winton machen wir einen kurzen Stopp. Begrüsst wird man von einem Schilderwald. Viele heissen willkommen, aber die meisten buhlen darum, den Touristen ein Quartier zu geben. Die Stadt sieht aus wie aus einem Western Film, man müsste nur die Autos durch Pferde ersetzen. Hier in der Nähe gibt es Dinosaurier Funde was die Stadt stolz überall verkündet. Die Fossilien sind aber 100km weit weg und ein Dino Museum haben wir im Zürcher Oberland auch. Darum bleiben wir nur kurz im Info Center fürs Internet und um die herzigen Kinderbüchlein an zu schauen und fahren dann weiter.

Wir werden bald wider in richtig besiedeltes Gebiet kommen und müssen uns überlegen, was wir auf dem Weg nach Sydney noch sehen wollen. Wir sind in den letzten Tagen gut vorwärts gekommen und haben jetzt genug Zeit wieder gemütlich zu reisen und zu entdecken. Die Ostküste ist enorm viel dichter besiedelt als die Westküste. Entsprechend überfordert sind wir und vor allem ich, was die Planung anbelangt. Es kristallisieren sich zwei Optionen heraus.

Gehen wir wirklich nach Fraser Island, dem Weltkulturerbe, was sehr cool klingt, aber 120$ für zehn Minuten Fähre fahren kostet, oder bleiben wir im Landesinneren und besuchen eine Auffangstation für Bilbies (herzige Mausartige, vom Aussterben bedrohte Tierchen). Wir sind völlig unentschlossen. Nach einer CD Herr der Ringe aber haben wir uns beide für die Insel entschieden. Ein teures Touristen-Ding, aber wir würden es wahrscheinlich bereuen, wenn wir es nicht machen.