Typisch vietnamesisch

Vietnam hat natürlich eine ganz andere Kultur als die Schweiz. Ich kann hier nicht die ganzen Kulturen vergleichen. Das bräuchte ein langes Studium und würde viele Bücher füllen. Ein paar Details will ich euch aber nicht vorenthalten:

Der Verkehr

Es wird alles mit dem Roller transportiert, wirklich alles. Zum Beispiel ein halber Garten wie auf dem Foto, lebende Tiere, fahrende Take-away Stände oder fünf Personen auf ein mal. Dabei müssen die Erwachsenen einen Helm tragen und halten sich mittlerweile meistens daran. Für Kinder ist es aber weiterhin freiwillig.

Die Elektrizität

Dieses Bild ist noch harmlos und die Situation hat sich in den letzten Jahren auch stark verbessert. Trotzdem ist immer noch faszinieren in was für einem Chaos die Stromleitungen den Strassen entlang aufgehängt sind.

Billige Arbeit

Die Arbeitskraft ist in Vietnam so günstig, das überall und für alles jemand angestellt wird. An einer Tankstelle haben wir zum Beispiel ein mal mehr Tankwarte gesehen, als es Zapfsäulen gab.

Der Müll

Von vielen Ländern ist man sich ja gewohnt, dass überall Abfall herumliegt. An den meisten Orten trifft das auch hier zu, doch auf den Strassen ist es meist sauber. Das ist nicht der Bevölkerung zu verdanken, sondern den unzähligen Müllsammlern mit ihren Handkarren, die den ganzen Tag durch die Strassen ziehen. Zum Teil wird der Abfall sogar vor Ort auf dem Karren sortiert, wie auf dem obigen Bild zu sehen ist. Es ist für mich immer noch sehr seltsam, Petflaschen und Dosen in den normalen Müll zu schmeissen.

Ein trauriges Bild

Das finde ich hingegen recht lustig. Die Strasse wurde angehoben. Der Hydrant aber nicht.

Blog-Tag und Ausgang

Als wir aufstehen ist Oli schon lange weg. Er musste Hong zur Arbeit fahren. Auch Nguyen ist weg. Er ist am Golfen. Wir drei sind also mit Dylan alleine. Ihm geht es nicht so gut. Er kränkelt ein wenig vor sich hin. Die beiden Frauen verbringen viel Zeit am und im Pool und mit lesen, während ich endlich Zeit finde zu bloggen.

Zwischendurch werde ich vom Chauffeur mit dem Roller zu einem Coiffeur gefahren. Ich geniesse die Fahrt total, auch wenn der Verkehr manchmal ein wenig unheimlich ist. Ich habe das Gefühl viel näher am vietnamesischen leben zu sein, und alle Eindrücke sind viel stärker, als im Auto. Ich bin schon sehr lange nicht mehr Motorrad gefahren und merke jetzt wieder, wie toll das Gefühl von Freiheit und Fahrtwind im Gesicht ist.

Als ich den kleinen Coiffuresalon betrete, muss ich zwei mal schauen, was die Damen mit Stirnlampe ausgerüstet an den Ohren der Kunden herumdoktern. Bis mir wieder einfällt, dass in Vietnam keine Wattestäbchen gebraucht werden. Stattdessen werden die Ohren mit einem langen Miniatur-Löffel ausgekratzt. Das ist viel gesünder für das Hör-Organ und verursacht zudem kein Abfall. #zerowaste Ich lehne trotzdem dankend ab.

Der Chauffeur kann kaum ein Wort Englisch und der Coiffure sowieso nicht. Zum Glück hat Nadine bereits ein Bild herausgesucht, wie meine Frisur aussehen könnte. Der Coiffure wirft einen kurzen Blick darauf und fängt an zu schnipseln.  Das Resultat ist weit vom Bild entfernt, sieht aber im grossen und ganzen gut aus.  Danach darf ich auf eine Art Liege legen und mir werden die Haare gewaschen. Mehrfach, mit Kopfmassage, Gesichtsreinigung und Gesichtsmaske. Die Dame schrubbt ohne jeglichen Berührungsängste, drückt irgendwelche Energipunkte im Gesicht und klopft mit der Handfläche auf den Kopf. Klingt etwas rüpelhaft, ist aber super angenehm. Auch das kalte Wasser, ist bei den Temperaturen hier überhaupt nicht störend, im Gegenteil.

Poolfight

Susanne, Therese und Sandro kommen begeistert von ihrem Ausflug zurück. Nach einem gemütlichen Apéro auf dem Turm und dem Abendessen bricht die jüngere Fraktion auf in die Stadt. Wir wollen eins, zwei trinken gehen und danach Nadines anderen Bruder vom Flughafen abholen. Er kommt von einer Reise mit dem Zug nach Peking. Hier findet ihr seine Berichte. Ich fahre mit Oli mit dem Roller, welchen wir bei ihm zu Hause abstellen. Obwohl es um diese Zeit nicht mehr so viel Verkehr hat ist es trotzdem sehr eindrücklich über eine riesige Kreuzung zu fahren, wenn einem eine Horde Roller entgegenkommt.

In einer gemütlichen Bar mit sehr gutem Craftbier verbringen wir einen lustigen Abend. Es bleibt natürlich nicht bei einem Bier, schliesslich müssen wir um 12 Uhr auch noch auf Nadines Geburtstag anstossen. Dem entsprechend fröhlich werden wir um halb eins in der Nacht von Nguyen abgeholt und fahren an den Flughafen und empfangen Jan mit noch mehr Bier. Die Heimfahrt ist sehr amüsant und interessant, „gäll Sara“.

Ho Chi Minh City

Wir essen ein spätes Frühstück, beziehungsweise ein frühes Mittagessen, weil wir am Mittag in die Stadt fahren. Vom Gericht her kommt das sowieso nicht drauf an, weil das meiste zu jeder Tageszeit gegessen werden kann. Nudelsuppe als Morgenessen mag vielen seltsam vorkommen, ist aber super.

Wir müssen nochmals zum Schneider. Auf dem Weg dorthin laden wir Oli bei der Arbeit ab und nehmen Ha mit. Sie hat das ganze mit den Kleidern organisiert und auch sonst sehr viel für die Hochzeit vorbereitet. Die Kleider passen nun perfekt.

Ha nimmt uns mit in die Stadt. Wir haben sie gestern nach einem Schneider gefragt, um für Sara noch ein Kleid machen zu lassen. Daraufhin hat sie angeboten, mit uns Shoppen zu gehen und zwar dort hin, wo auch sie ihre Kleider kauft. Das ist natürlich auch ein Angebot, welches wir gerne annehmen.

Das Shoppingcenter ist eigentlich ein grosser Laden, der aus ganz vielen Ständen besteht. Alle sind vollgestopft mit Kleidern. Viele sind Markenkleider, manchmal sogar echt, aber meist gefälscht. Ha sagt, wenn man die VerkäuferInnen kennt, sagen sie einem auch die Wahrheit über die Herkunft der Ware. Niemand hier ist aufdringlich, nicht so wie wir uns das als Touristen gewohnt sind. Man wird wirklich in Ruhe gelassen. Es ist sogar so, dass man das Gefühl hat, die Verkäufer und Verkäuferinnen wollen gar nichts verkaufen. Denn viele liegen am Boden und schlafen, hören Musik, sind am Handy oder essen gerade zu Mittag. Wenn man dan aber etwas will sind sie sofort sehr hilfsbereit und zuvorkommend. Und man kann alles anprobieren hinter einem kleinen Vorhang in den engen Verkaufsständen, die meist kleinen Höhlen ähneln. Hier gehen wirklich die Einheimischen ihre Kleider kaufen.

Für Sara ist es nicht ganz einfach, etwas passendes zu finden. Vietnamesen sind halt im Durchschnitt doch einiges kleiner als eine eher grössere Europäerin. Ich muss mir immer das lachen verkneifen, wenn ich eine Toilette betrete und sehe, wie tief die Urinale hängen. Sie wird dann aber doch noch fündig und auch Ha kauft sich ein Kleid.

Wir „lädelen“ noch ein bisschen weiter. Zuerst in der Markthalle und dann in diversen Läden. Ha begleitet uns noch eine Weile, zum Schluss sind wir noch zu dritt unterwegs. Nadine und Sara müssen sich zusammennehmen, sich nicht gleich zu beginn der Ferien finanziell zu ruinieren. Der einen gelingt das besser als der anderen 😉

Ein bisschen Strassenbelag dient als Schneidebrett für Früchte.

Als wir in einem Kaffee Pause machen und etwas kleines essen, stösst Oli wieder zu uns. er hat fertig gearbeitet und der Ölwechsel am Roller hat er auch machen lassen. Wir machen uns wieder auf den Heimweg. Oli bleibt aber noch in der Stadt. Er muss noch warten, bis seine Freundin fertig ist mit der Arbeit und er sie mit zu uns nehmen kann.

In unserer Planung haben wir nicht bedacht, dass genau jetzt Stosszeit ist. Die ohnehin vollen Strassen platzen jetzt aus allen Nähten. Das erstaunliche ist aber, das der Verkehr fast immer rollt. Er ist zwar langsam, aber meist flüssig, auch wenn aus Europäischer Sicht ein totales Chaos herrscht. Tatsächlich ist es faszinieren wie alles funktioniert, alle aneinander vorbeikommen und Rücksicht nehmen. Auffallend ist, das man im Gegensatz zu vor zwei Jahren kaum mehr fünf Personen auf einem Roller sieht. Wir mutmassen, das sich die Familien jetzt eher zwei Motorräder leisten können und ausserdem nicht mehr so viele Kinder haben. Nach fast eineinhalb Stunden sind wir dann auch wieder zurück im Haus.

 

Nach dem Abendessen Spielen wir ein paar Runden Yatzy und Sara versucht sich im Züridütsch.