Mostar

Wir haben gestern auf einem alten Fundament eines Hauses geparkt. Fast wie auf einem Podest steht der Bus nun im Regen.

Bis zur Grenze ist es nicht mehr weit, aber hinübergelassen werden wir nicht. Der Beamte spricht kein einziges Wort englisch, aber er macht uns verständlich, das dieser Grenzübergang zu sei und wir einen andern nehmen müssen. Das haben wir gestern noch geahnt, aber es hatte Wegweiser nach Bosnien Herzegovina, leider ohne Zoll-Zeichen.
Auf dem Umweg, den wir nun fahren müssen, kommen wir durch einige Dörfer und hügeliges Tundragebiet, welches uns stark an Skandinavien erinnert. Am Zoll haben wir überraschenderweise gar keine Probleme. Wir müssen nur zweimal schnell die Heckklappe öffnen, dass sie sehen können, dass nur Campingmaterial drin ist.
Die Strassen sind in Bosnien Herzegovina überraschend gut und es ist erneut vieles beschildert. Abfall liegt fast keiner herum und es wirkt alles sehr geordnet und sauber. Wir sind nun noch im kroatischen Teil (Die Bevölkerung setzt sich aus Serben, Kroaten und Bosniern zusammen). Merken tun wir das vorallem an Plakaten mit Kroatischen Flaggen und Grafitis von kroatischen Fussbalvereinen.
Wir fahren nach Westen, Richtung Mostar. Eine Stadt mit einer Historischen Altstadt. Kurz davor essen wir zu Mittag, damit uns der Hunger nicht dazu verleitet auswärts zu essen. Die Wegweiser (das Navi auf dem iPhone hat die Karten gelöscht) führen uns ganz in die Nähe des Zentrums. Dann ist plötzlich Fahrverbot. Wir überlegen, was wir nun tun sollen und schon kommt ein junger Mann zu uns gerannt und spricht uns auf Deutsch an. Er bietet uns gleich nebenan einen Parkplatz mit Bewachung an. Natürlich gegen eine Gebühr. Da wir nicht viele Alternativen sehen und die Altstadt wirklich direkt vor unserer Nase liegt, bezahlen wir und schauen uns um. Die Gebäude und Gassen stammen aus dem 16. Jahrhundert und sind sehr schön anzuschauen. Im Erdgeschoss fast jeden Hauses ist ein Laden mit Souvenirs oder ein Restaurant. Die Auslagen sind sehr orientalisch. Viel Kupfergearbeitetes Handwerk, farbige Lampen und Schmuck. Von den Minaretten her weht der Gesang eines Muezzins und einige Frauen sind verschleiert. Wir sind also im Bosnischen Teil angelangt.
Das Wahrzeichen der Stadt ist eine Brücke, die im Jugoslavienkrieg von Bosnischen Kroaten zerstört und später wieder aufgebaut wurde. Der Krieg scheint hier noch sehr präsent zu sein. Es ist ja auch noch nicht so lange her, seit hier und in den umliegenden Ländern schreckliche Dinge passiert sind. Das vergisst man gerne und es ist gut es vor Ort einmal richtig vor Augen geführt zu bekommen. Auch die Buchhandlung ist voll mit Büchern über die Konflikte. Leider kein Band der die ganze Geschichte behandelt, sondern nur aus der Sicht jeweils eines Landes. So viele Bücher wollen wir dann doch nicht lesen, um informiert zu sein.

Wir fahren weiter, mit dem Ziel morgen in Sarajevo zu sein, aber mit einem Umweg über einen Nationalpark. Wir kommen noch mehr in die Berge. Wir fühlen uns schon fast wie zu Hause, nur die Häuser sind nicht ganz so schön und nicht so zusammengedrängt und man sieht mehr VW Busse.
Das Wetter ist noch immer regnerisch und immer wieder hängt Nebel in der Luft. Ab und zu sticht die Sonne hindurch und sorgt für eine schöne Stimmmung. Einmal sogar mit Regenbogen. Den Flaggen und der kyrillischen Schrift zu urteilen sind wir nun in einem serbischen Teil.
An einem kleinen Fluss erspähen wir einen Weg hinunter ans Ufer. Es ist zwar noch etwas früh, aber da es auch genügend Feuerholz am Wegesrand hat (das wir hinten am Bus nachziehen um es an den gewünschten Platz zu transportieren) beschliessen wir, uns ein gemütlichen Lagerfeuerabend zu machen. Unser Vorzelt kommt dank des Regens auch wieder ein mal zum Einsatz. Mit Bulgarischem Abfallholz bringen wir dem Wetter zum Trotz ein Feuer hin und brutzeln uns ein Festmahl.

Wir haben allenfalls die Möglichkeit nach unserer Reise und nach, oder während eines Umbaus in das Haus meines Vaters einzuziehen. Wir fragen unsere Untermieterin, ob sie unsere Wohnung übernehmen würde und plötzlich geht alles ziemlich schnell. Sie hätte eine andere Wohnung in Aussicht und muss bereits morgen Bescheid geben, aber das mit dem Umbau ist noch nicht ganz definitiv. Wir werden sehen…

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