Corona, ich muss kurz ausholen

Mich hat es nun auch erwischt. Ich hab mich hingesetzt und wollte darüber berichten, aber ich musste kurz ausholen:

Covid ist so omnipräsent und doch war das Virus für mich doch etwas in die ferne gerückt. Es begleitet uns schon so lange, dass das „neue Normal“ doch Einzug gehalten hat. Die Zahlen sind so hoch wie nie, trotzdem scheint sich das Leben einigermassen normalisiert zu haben. Auch dank Zertifikat und co. das heute zum Glück per Abstimmung im Gesetzt verankert wurde. Eine (leider nicht so grosse) Mehrheit ist geimpft. Für die ist das Ansteckungsrisiko erheblich kleiner, die Verläufe viel milder. Bei den Impfverweigerer sieht das ganze nicht so rosig aus. Aber bei aller Menschenliebe, ich habe kein Mitleid mehr mit schwurblern auf der Intensivstation. Da kommt das grosse Wort „Selbstverantwortung“ ins Spiel. Man ist selber dafür verantwortlich, sich zu schützen, und wenn man das nicht tut, ist man schlicht und einfach selber Schuld.

Als Schwurbler ist man aber nicht nur Schuld an seiner eigenen Misere, wenn es einem selbst trifft (wobei die Wahrscheinlichkeit dafür nicht einmal so hoch ist, bei all den Schutzmassnahmen). Nein, man ist auch mitverantwortlich für die momentane, epidemiologische Situation. Hätten wir eine höhere Impfquote,  müssten wir nicht über eine Impfpflicht diskutieren, die Gesellschaft würde sich nicht vermeintlich spalten, wir müssten nicht ständig Angst vor dem Kollaps des Gesundheitssystems haben, Chemoterapien und wichtige Operationen müssten nicht verschoben werden, Ich müsste viel weniger Angst um mein Kind haben, dass ich noch nicht gegen Covid impfen lassen kann, das Personal im Gesundheitswesen müsste nicht ständig auf dem Zahnfleisch gehen, es gäbe weniger psychische Krankheiten und Suizide, wir hätten längst viel mehr von unserem „normalen“ Leben zurück.

Es ist ein absolut egoistischer Akt, seine angebliche Freiheit höher zu Gewichten. Als die Freiheit der Gesamtbevölkerung. In Einer Demokratie darf jeder seine eigene Meinung haben. Man darf ein Arschloch sein, muss sich aber nicht wundern, wenn man auch wie eines behandelt wird. Man darf auch nur so fest Arschloch sein, wie das Gesetz erlaubt. Die ach so freie Schweiz, hat ganz viele Gesetze, die uns ein Zusammenleben mit den unterschiedlichsten Ansichten ermöglichen. Ja die können einzelne Individuen stark einschränken, um die Freiheit von uns allen zu gewährleisten.

Ich bin kein Freund von Überregulierung, von Gesetzen und schon gar nicht von Repression. Im herzen bin ich immer noch der fünfzehn jährige, mit dem Anarchismus liebäugelnde Springerstiefel tragende Irokese. Doch wir befinden uns hier in einer Pandemie, eine Weltweite, humanitäre, gesundheitliche Katastrophe. Jeder zweite Science Fiction Film handelt davon. Nur gibt es halt nicht so viel her als Blockbuster, wenn praktisch alle Regierungen auf der Welt, zusammen mit Wissenschaftlern und den grossen Pharma Multis (ja, sind mir auch unsympathisch) versuchen mit möglichst humanen Massnahmen die Menschheit zu schützen. Dazu gehören auch Massnahmen, die durch die Regierung erlassen werden. Regeln, die uns alle schützen, aber wie jede andere Regel, nicht allen passen.

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