Corona, es bessert


Die Zeit verfliesst irgendwie unwirklich. Schnell und doch sehr zäh. Zumindest geht es aufwärts. Nach drei Tage schaffe ich es endlich zu duschen und das Bettsofa mit einem Leintuch zu beziehen. Auch essen wird wieder mehr zum Thema. Zum Glück schmeckt es immer noch gleich. Aber der Geschmacksverlust kann immer noch kommen. Was sich allmählich bemerkbar macht ist der Husten. Covid ist ja eine Lungen Erkrankung. Mit der allmählichen Besserung rückt meine Arbeit immer mehr wieder in meinen Kopf. Die gerade anstehenden Termine konnte ich in meinen Wachphasen gerade noch absagen, aber alles weitere… Ich hatte alles schön durchgeplant, bis Weihnachten und im Januar gebe ich mein Autobillet ab und ich wollte mich an Buchhaltung, Reparaturen und co. machen. Irgendwie muss ich das alles neu ordnen und auf die Reihe kriegen.

Das Contact Tracing will auch Angaben von mir. Ich muss zusehen, dass ich eine Covid Entschädigung bekomme, bei Chruut und Rüebli gäbe es einiges zu tun und wenn ich schon mal zu Hause bleiben muss, muss ich die Zeit umbedingt nutzen, um endlich lange liegen gebliebene Rechnungen und Offerten zu schreiben. Stattdessen schreibe ich diesen Text.. und bin ja eigentlich noch krank.

Nadine umsorgt mich derweil mit Essen und was ich sonst noch alles brauche mittels kontaktloser Übergabe. Wir haben Fenster Dates, schreiben und telefonieren so viel wie nie zu vor.

 

Mein Kühlschrank:

und mein Kochherd:

Obwohl sie nicht krank ist hat es sie eigentlich noch viel schlimmer getroffen als mich. Sie ist (weil geimpft) nicht in Quarantäne, dafür aber Mara. Das heisst, sie zwei sind immer alleine, zusammen zu Hause. Nadine kann sie nicht mal für eine Minute mal abgeben. Immerhin, Spaziergänge sind erlaubt. Diese Situation macht Mara noch viel anhänglicher als sie ohnehin schon ist. An Arbeiten ist nicht zu denken, nicht einmal alleine aufs Klo gehen ist möglich. Einfach keine Pause. Ausser sie schläft, dann kann man kurz arbeiten, auch wenns im Keller ist.

Aufstehen um halb 4 Uhr morgens.. immerhin, macht sie dann noch einen ganz kurzen Powernap im wohnzimmer, das kompensiert die 4 Stunden Schlaf natürlich locker:

Babyschwimmen fällt aus, Die beiden wollten an einer Studie mitmachen, fällt aus, der Ausflug nach St. Moritz steht auf der Kippe, Weihnachtsmarkt besuchen ist auch nicht möglich.. Ein paar Lichter bestaunen in der Altstadt ist alles.

Mara macht gerade, gefühlt, den grössten Entwicklungsschritt überhaupt durch, und ich verpasse ihn.. Sie schnippt,

baut Türme,

geniesst ihre Höhle,

kann ihre Klötze an ins richtige Loch versorgen,

und läuft immer sicherer. Aber sie wünscht sich wieder mehr Action, mit Menschen, die auch mal in die Wohnung hineinkommen.

Corona, mich hat`s erwischt

Ìch war an einer Veranstaltung ohne 3G. Wir waren weniger als 30 Personen, darum geht das. Ganz wohl war mir dabei nicht, aber die Veranstaltung selber hat mich sehr interessiert. Am Anfang trugen die meisten noch Masken, aber spätestens beim Mittagessen haben sie natürlich alle abgelegt. Man sass an grosszügigen Tischen, in kleineren Gruppen, zu den andern hatte man viel Abstand. Also konnte ich das ganze einigermassen vor mir selbst rechtfertigen. Aber natürlich gehen auch mal Leute umher, einige wechseln den Platz, wir waren alle in einem Raum, einige davon ungeimpft…

Drei Tage danach, kurz nach dem Mittagessen machen sich covid Symptome bemerkbar. Der Schnelltest ist negativ. Das ungute Gefühl lässt mich aber nicht los. Ich bin mit Mara zu Hause. Unter anderem wegen ihr will ich Gewissheit. Ich sage den Besuch bei meiner Grossmutter ab und mache stattdessen einen PCR Test Termin noch am gleichen Nachmittag. Der Verdacht ist so gross, dass ich s nicht über s Herz bringe, Mara mit zum Doktor zu nehmen und bringe sie stattdessen zu Nadine ins Co-Working. Somit ist ihr Arbeitstag faktisch beendet. Nach dem Test gehen alle zusammen nach Hause. Ich mit Maske. Ich räume noch das totale Chaos in der Küche auf und schmeisse alles in den Geschirrspüler. So ist hoffentlich das gröbste meiner allfälligen Viren beseitigt. Der zweite Schnelltest ist positiv. Also begebe ich mich definitiv in Quarantäne. Da das Badezimmer der einzige Raum mit Türe in unserer Wohnung ist, muss ich mich ausquartieren. Ich kann zum Glück ins Büro in der Wohnung von meinem Bruder, zwei Stockwerke tiefer.

Ich lasse mich aufs Bettsofa fallen und bleibe dort, die nächsten 2 Tage liegen. Nur unterbrochen vom ganz zum WC und dem darauffolgenden desinfizieren von Türen, Lichtschaltern, Armaturen, Spülung und WC. Wenn ich krank bin, bin ich immer gefühlt halb tot, aber so schlimm hat es mich noch nie erwischt. Ich will mir gar nicht ausmalen wie es ohne Impfung wäre. Genau kann ich es nicht sagen, aber ich glaube ich bin jeweils eine knappe halbe stunde wach, schlafe eine Stunde und erwache wieder vor Schüttelfrost, vor Fieber oder Gliederschmerzen. Selbst ich als Medikamentenverweigerer schmeisse bereitwillig Schmerzmittel ein.

 

Corona, ich muss kurz ausholen

Mich hat es nun auch erwischt. Ich hab mich hingesetzt und wollte darüber berichten, aber ich musste kurz ausholen:

Covid ist so omnipräsent und doch war das Virus für mich doch etwas in die ferne gerückt. Es begleitet uns schon so lange, dass das „neue Normal“ doch Einzug gehalten hat. Die Zahlen sind so hoch wie nie, trotzdem scheint sich das Leben einigermassen normalisiert zu haben. Auch dank Zertifikat und co. das heute zum Glück per Abstimmung im Gesetzt verankert wurde. Eine (leider nicht so grosse) Mehrheit ist geimpft. Für die ist das Ansteckungsrisiko erheblich kleiner, die Verläufe viel milder. Bei den Impfverweigerer sieht das ganze nicht so rosig aus. Aber bei aller Menschenliebe, ich habe kein Mitleid mehr mit schwurblern auf der Intensivstation. Da kommt das grosse Wort „Selbstverantwortung“ ins Spiel. Man ist selber dafür verantwortlich, sich zu schützen, und wenn man das nicht tut, ist man schlicht und einfach selber Schuld.

Als Schwurbler ist man aber nicht nur Schuld an seiner eigenen Misere, wenn es einem selbst trifft (wobei die Wahrscheinlichkeit dafür nicht einmal so hoch ist, bei all den Schutzmassnahmen). Nein, man ist auch mitverantwortlich für die momentane, epidemiologische Situation. Hätten wir eine höhere Impfquote,  müssten wir nicht über eine Impfpflicht diskutieren, die Gesellschaft würde sich nicht vermeintlich spalten, wir müssten nicht ständig Angst vor dem Kollaps des Gesundheitssystems haben, Chemoterapien und wichtige Operationen müssten nicht verschoben werden, Ich müsste viel weniger Angst um mein Kind haben, dass ich noch nicht gegen Covid impfen lassen kann, das Personal im Gesundheitswesen müsste nicht ständig auf dem Zahnfleisch gehen, es gäbe weniger psychische Krankheiten und Suizide, wir hätten längst viel mehr von unserem „normalen“ Leben zurück.

Es ist ein absolut egoistischer Akt, seine angebliche Freiheit höher zu Gewichten. Als die Freiheit der Gesamtbevölkerung. In Einer Demokratie darf jeder seine eigene Meinung haben. Man darf ein Arschloch sein, muss sich aber nicht wundern, wenn man auch wie eines behandelt wird. Man darf auch nur so fest Arschloch sein, wie das Gesetz erlaubt. Die ach so freie Schweiz, hat ganz viele Gesetze, die uns ein Zusammenleben mit den unterschiedlichsten Ansichten ermöglichen. Ja die können einzelne Individuen stark einschränken, um die Freiheit von uns allen zu gewährleisten.

Ich bin kein Freund von Überregulierung, von Gesetzen und schon gar nicht von Repression. Im herzen bin ich immer noch der fünfzehn jährige, mit dem Anarchismus liebäugelnde Springerstiefel tragende Irokese. Doch wir befinden uns hier in einer Pandemie, eine Weltweite, humanitäre, gesundheitliche Katastrophe. Jeder zweite Science Fiction Film handelt davon. Nur gibt es halt nicht so viel her als Blockbuster, wenn praktisch alle Regierungen auf der Welt, zusammen mit Wissenschaftlern und den grossen Pharma Multis (ja, sind mir auch unsympathisch) versuchen mit möglichst humanen Massnahmen die Menschheit zu schützen. Dazu gehören auch Massnahmen, die durch die Regierung erlassen werden. Regeln, die uns alle schützen, aber wie jede andere Regel, nicht allen passen.