Fluss La Durance – Gastblog von Jan Humbel

Der Regen nieselt vom Himmel und deshalb lädt der an sich schöne Platz nicht zum verweilen ein. Das Frühstück fällt sehr ausgiebig aus, sodass das Mittagessen später gestrichen werden kann. Gestern haben wir gelesen, dass der Pass nach Frankreich  gesperrt sei. Deshalb suchen wir den nächst südlicheren Pass, sodass wir bei Claviere nach Frankreich gelangen. Auf dem Weg vom Pass hinunter lädt ein Kiesplatz zum spielen ein. Wieder im Tal, fahren wir der „La Durance“ entlang, an der wir einen schönen Platz neben einem geschlossenen Campingplatz finden. Wir stellen uns direkt an den Fluss und fangen an, Holz zu sammeln. Dieses Mal ist es zwar trocken, aber überall verteil, sodass es einige Zeit dauert, bis die gebratenen Nudeln fertig sind. Bis der Akku des Laptop aufgibt, geniesse ich die Diashow mit Live-Kommentar über das bisher Erlebte. In Gespräche vertieft und vom Feuer gewärmt, merken wir kaum, dass es immer kälter wird. Plötzlich ist das Holz auf dem Stapel gefroren und die Autoscheiben mit einer Eisschicht bedekt. Niemand bemerkt, wie die ganze Nacht an uns vorbeigeflogen ist, sodass es bereits 5Uhr ist, als wir in die vorgeheizten Better kriechen.

    

Susa – Gastblog von Jan Humbel

Da der Einte krank ist und die Anderen müde vom nächtlichen Neuigkeitenaustausch sind, wird selbst auf dem ungemütliche Parkplatz am nebligen Comersee vor der Abfahrt Kaffee gekocht. Die Ebene zwischen Mailand und Turin hat bekanntlicherweise für Busreisende nicht sehr viel zu bieten, sodass wir beschliessen noch heute möglichst bis in die Alpen zu kommen. Wir entscheiden uns in Richtung Susa zu fahren, wo ich mit Manuel und Luca vor einigen Jahren bereits auf unserem Roadtrip mit Manuels Doka genächtiget haben. Nadine setzt sich hinter das Steuer des Polos und ich darf endlich wieder Bus fahren. Auch wenn ich mich zusammenreissen muss, weil ich einen Krankentransporter fahre, macht es enorm Spass. Da wir die einzige Raststätte weit und breit verpasst haben, muss die Pinkelpause auf einem Waldweg nahe der Autobahn verrichtet werden. Den Zweck erfüllt die Pause, jedoch fällt sie kürzer aus, als geplant. Eine Frau versucht uns zu erklären, dass wir hier nicht bleiben dürfen. Ich habe weder Italienschunterricht genossen, noch habe ich auf dem Bau gearbeitet und so muss Manuels Sprachgewandtheit ausreichen, um zu verstehen, wie sie sich selbst als „Putana“ bezeichnet und dass wir von ihrem Arbeitsplatz verschwinden sollen.

Beim Tanken stärken wir uns mit M&M’s, bevor wir in den Feldern neben der Strasse halten, um eine Suppe zu essen und die Schlammfähigkeiten des Polos zu testen. Beides funktioniert einwandfrei.

Ausser von den Turiner Automobilisten gibt es nichts abenteuerliches zu berichten, bis wir den Alpen immer näher kommen. Wir entscheiden uns, den Nachtplatz zu suchen, an welchem wir bereits mit Luca waren. Die Erinnerungen sind noch immer sehr präsent, sodass wir ihn beinahe auf Anhieb finden. Der Stausee lässt nur sehr spärlich Wasser durch und wir müssen deshalb einige Meter laufen, um an Wasser zu kommen. Holz gibt es ganz in der Nähe, jedoch ist es gleich nass, wie wenn es direkt im Fluss gelegen hätte. Mit viel Geduld und Feng-Shui kann aber dennoch genügend Hitze erzeugt werden, dass wir unser Fondue direkt über dem Feuer geniessen können. Mit Bier und Schnaps reden wir noch eine Weile, bevor das Bett ruft.

Krankentransport an den Comersee und Besuch

Mein Kopf explodiert fast, ich habe schlecht geschlafen und ich bin fiebrig. Kurz ich bin Krank. Zu gar nichts fähig seuche ich vor mich hin und Nadine muss alles erledigen. Die Fahrt an den Comersee verbringe ich im Bett, immer wieder schlafend.

Dort angekommen machen wir uns bereits auf die Suche nach einem Nachtplatz, auch wenn es erst Mittag ist, denn wir wollen etwas tolles finden, um auf meinen Bruder Jan zu warten. Es ist ziemlich schwer. Die Strasse verläuft entweder direkt am See, oder die Küste fällt steil ab. Ins Land hinein kommt man auch kaum, da die verwinkelten Gässchen die Berge hinauf Privat, zu klein für den Bus sind oder nicht ins Grüne führen. Ich kann in meinem Zustand Nadine überhaupt nicht unterstützen und wir sind schon fast am verzweifeln. Schlussendlich finden wir ein Parkplatz direkt an der Strasse, dafür mit Seesicht. Ich bekomme von der Umgebung ohnehin nicht viel mit.

Da Jan ohnehin erst nach der Arbeit losfährt und erst mitten in der Nacht ankommen wird, legen wir uns beide ins Bett und schlafen schon mal. Zufällig sind wir gerade wach als er ankommt. Die Wiedersehensfreude ist gross und er kommt noch „kurz“ in den Bus und wir versorgen uns mit den latest News. Als er in seinen Polo kriecht ist dann doch bereits 4.00 Uhr

Piemont

Schreibt man zwei, drei Tage keinen Blog, fällt die Erinnerung bereits wieder schwer. Wo haben wir schon wieder übernachtet? Was haben wir gemacht? Wo sind wir durchgefahren? Zusammen lässt es sich dann aber das meiste rekonstruiren.

Wir liegen noch eine Weile im Bett am Morgen. Das Wetter ist erneut nicht so prikelnd. Ungefähr alle Viertelstunde sind Geräusche zu hören, als würde ein Abfallcontainer geleert. Aber das kann doch nicht sein!? Es stellt sich heraus, dass kleine Lieferwagen den Abfall in den engen Gässchen einsammeln und ihn in einen grossen Müllwagen kippen. Ausgerechnet auf unserem Parkplatz. Wir lassen uns dadurch nicht stören und machen uns langsam zum Aufbruch bereit.
Wir fahren in Richtung Comersee. Mein Bruder Jan kommt uns in zwei Tagen besuchen und wir fahren ihm ein wenig entgegen. Für uns kommt es nicht so drauf an, ob wir Italien im Norden oder an der Küste durchqueren und er hat so eine kürzere Anreise.
Die Fahrt ist nicht sonderlich spannend. Das Gelände ist flach und kürzester Weg dauert lange wegen der vielen Städte und nicht wegen lustigen Kiesstrassen. Wir haben auf unserer Reise jede Menge, sagen wir mal intressante, Verkehrsteilnehmer kennengelernt, doch die Italiener sind mit Abstand die schlimmsten. Im Balkan wird zwar viel weniger auf Verkehrsregeln geachtet und es ist ohnehin wenig geregelt, aber es wird viel mehr auf einander geschaut. Es wird sozusagen auf Sicht gefahren und mit hupen oder sonstigen Zeichen miteinander kommuniziert.
Unterwegs machen wir noch einen kleinen Einkaufsstopp. Es gibt auch hier eine Migros, aber mit zwei s. Wir wollen unsere Bilder wieder ein Mal hochladen und halten deshalb vor einem McDonalds und essen erst mal zu Mittag, bevor wir hineingehen und uns bei einem Dessert dem Internet widmen. Das einloggen ist sehr mühsam. Schlussendlich schaffen wir es mit zwei von drei Geräten. Wenigstens sind die Bilder nach zwei Stunden aktuell.
Wir übernachten neben einem Fluss an einer Zufahrt zu einem Restaurant oder etwas ähnlichem. Wir hofften hier würde kaum jemand durchfahren, doch das Gegenteil ist der Fall.

Gardasee

Von heute gibt es nicht all zu viel zu berichten. Eigentlich nur, dass wir an den Gardasee gefahren sind.

Natürlich haben wir zuvor auf dem Campingplatz noch die Duschen, Abwaschstellen und so weiter genutzt und sind erst gegen Mittag los. Zu Mittag wollten wir eigentlich ein Brot kaufen und unseren Schinken dazu essen. Aber der einzig Laden, den wir fanden, hatte zu und so verpflegten wir uns mit einem Sandwich von der Tanke. Zum kochen hatten wir einfach keine Lust.
Jetzt stehen wir auf einem Parkplatz direkt am Gardasee. Wir sind ja nicht so Parkplatzfan, aber es ist fast alles verbaut am Ufer und der Rest ist mit abgesperrten Olivenhainen bedeckt. Aus irgendeinem unerklärlichen Grund sind wir beide total müde und müssen uns erst einmal hinlegen bevor wir uns an den Schinkenrisotto machen.

Venedig

Vor der Abfahrt kochen wir noch etwas Reis, um mit den Resten von gestern etwas zu Mittag zu haben. Heute stellen wir wohl einen Rekord im nicht weit fahren auf. Der Camping ist nur ein paar Minuten von hier entfernt. Nachdem wir das Vorzelt aufgestellt haben, machen wir uns auch schon bald auf den Weg nach Venedig. Gleich um die Ecke fährt ein Schiff, das uns in 20 Minuten in die Stadt bringt. Wir haben vom Campingplatz eine Karte mit den eingezeichneten Routen der Touren bekommen. Eigentlich sind sie für zwei Tage ausgelegt, doch wir, ambitiös wie wir sind, versuchen es in einem. Ich war schon mehrere Male hier und ich habe das Gefühl, Venedig wird immer renovationsbedürftiger. Es ist aber trotzdem immer noch schön.

Wir werden von einem heftigen Regenschauer überrascht, und müssen doch noch einen Schirm kaufen. Gummistiefel brauchen wir zum Glück knapp keine, aber die Stege für ein Hochwasser sind bereits oder immer noch ausgelegt. Selfie-Stöcke scheinen hier sehr beliebt zu sein, werden sie doch an jeder Ecke angeboten. Zumindest im sehr touristischen Teil. Unterwegs verzehren wir im Stehen unser Mittagessen. Bänke scheinen hier ein Fremdwort zu sein und auf einer Treppe zu sitzen ist verboten.

Übrigens ist ein WC am Markusplatz nicht ganz einfach zu finden, vorallem wenn es ganz dringend ist. Zumal, wenn man sich nicht in eines der super überteuerten Cafes setzen will.
Unterwegs haben wir immer nach Wechselstuben ausschau gehalten. Die mit dem besten Kurs hat natürlich zu und die zweitbeste ist bei unserer Schiffsstation. Weil wir sowieso noch warten müssen, gehen wir nochmals dort hin, aber jetzt ist gerade Mittagspause, um 15.00 Uhr. Wir setzten uns mit dem letzten Geld in ein Cafe und probieren es später nocheinmal. Was wir für unsere Franken bekommen hätten, war uns dann aber doch zu wenig und wir verlassen Venedig erschöpft.
Der Camping ist sehr teuer und fürs Wifi mus man noch extra bezahlen. Jeder noch so kleine und günstige stellte das bis jetzt gratis zur verfügung, aber der hier nützt wohl seine Monopolstelle an dieser Lage aus. Wir hatten schon länger nicht mehr richtig Internet und wollen die 5 Euro bezahlen, doch es geht nur Cash und wir haben ja kein Geld mehr. Der Campingeigene Geldautomat spuckt auch nichts aus und darum müsst ihr noch etwas auf Bilder warten.

Eindrucksvolle Grotten

Für heute haben wir wieder ein Mal einen Wecker gestellt, wir müssen ja wieder zurück, um die Führung nicht noch einmal zu verpassen. Es ist noch dunkel, als er klingelt. Halb so schlimm, ein bisschen länger liegen bleiben ist auch nicht schlimm.

Der See verläuft ganz anders, als wir das im dunkeln erahnen konnten und stellt sich leider als weniger spektakulär heraus als erhofft. Man muss aber fairer Weise sagen, dass das Wetter nicht so gut ist und wir nur noch schwer zu beeindrucken sind, nach den Seen in Kroatien. Es hat sich also nicht wirklich gelohnt, den ganzen Weg hierhin zu fahren. Auch wenn das Gewässer noch so bezaubernd gewesen wäre, wäre die Anreise ohnehin in keinem Verhältnis gestanden. Doch das ist uns eigentlich egal. So bekommen wir wenigstens noch etwas von Slowenien zu Gesicht.
Für eine Wanderung am Ufer entlang, ist wie gesagt, das Wetter nicht entsprechend und uns bleibt auch nicht mehr viel Zeit dafür. Um den See herumfahren kann man auch nicht und so machen wir uns auf den Weg zurück zu den Skocjane Grotten. Diesmal auf schnellstem, nicht kürzestem Weg. Wenn auch nicht über Autobahnen und Schnellstrassen, denn für die bräuchte man eine Vignette. Das Navi berechnet dafür genau gleich viel Zeit, wie wir gestern effektiv auf der kürzesten Route gebraucht haben. Der Weg führt uns nahe an Tolmin vorbei, dort war ich bereits mehrere Male an einem Openair und wir machen den kleinen Schlenker, um zu sehen wie es dort unter dem Jahr aussieht. Natürlich ganz normal 😉
Bei der Grotte angelangt, haben wir noch genügend Zeit, um zu Mittag zu kochen und gemütlich zu essen. Auch ein Spaziergang zum Aussichtspunkt und ein Kaffee liegt noch drin, bis unsere Führung beginnt.

Die Höhlen und der unterirdische Fluss sind extrem eindrucksvoll. Durch einen Stollen von gerade mal 1.80m höhe gelangen wir in immer grössere Hallen, bis zur grössten, die 100m misst und der Fluss Reka hindurchfliesst. Stalaktiten wachsen von der Decke hinunter und Stalagmiten vom Boden hinauf und bilden tolle Skulpturen, die eindrücklich beleuchtet sind. Mit Worten ist so eine faszinierende Unterwelt schwer zu beschreiben und leider können wir euch kaum Bilder zeigen, denn das Fotografieren war meist verboten.

Es ist bereits nach 15.00 Uhr als wir beim Bus zurück sind. Eigentlich war einmal der Plan, heute noch bis kurz vor Venedig zu kommen, um morgen die Stadt an zu schauen. Wir geben das Ziel unserem Tomtom bekannt und fahren einfach mal in diese Richtung. Wir fahren dann tatsächlich bis ein paar hundert Meter vor den Campingplatz, auf dem wir den Bus morgen stehen lassen wollen. Langsam haben wir Übung darin, im Dunkeln zu fahren.
Als Nachtplatz müssen wir schon wieder mit einem Parkplatz vorlieb nehmen, obwohl wir uns bereits gestern gesagt haben, dass wir uns in der Natur ohne Menschen viel wohler fühlen. Aber hier fehlen uns einfach die Alternativen. Wir sind nicht mal sicher ob wir hier parken dürfen (campen wohl sowieso nicht), aber wir sind morgen früh wieder weg. Nach feinen Fajitas und dem tippen dieses Textes ist auch bald schon wieder Zeit für ins Bett.