nach Serbien

Wir nehmen es sehr gemütlich und lassen erst ein mal die Sonne in den Bus scheinen.

Die Strasse führt uns einen Berg hinunter. Gestern hatten wir nicht bemerkt, das wir ihn erklommen haben, weil es einfach stetig leicht nach oben ging. Uns bietet sich ein Ausblick auf die Ebene unter uns und die Berge dahinter. Im Tal befindet sich ein grosses Dorf. Es besteht, so weit wir sehen können nur aus Einfamilienhäusern, jedes mit Garten rund herum. Die Häuser sind aber für unsere Verhältnisse viel zu gross für eine Familie. Da hier aber meist viele Generationen unter einem Dach wohnen, ist das nicht gross verwunderlich, wird uns hier einfach das erste mal so richtig bewusst.
Weiter geht es einem Fluss entlang, der immer breiter wird, bis zu einer Staumauer. Es ist nicht mehr weit bis zu einem Grenzübergang zu Serbien. Wir wissen nicht genau, wo er ist, aber da wir um das Land zu wechseln den Fluss überqueren müssen, werden wir ihn schon finden. Um unsere bosnischen Mark noch los zu werden, kaufen wir in einem Supermarkt ein und gehen Tanken. Hier ist es üblich, den Tank nicht voll zu zu machen, sondern dem Tankwart zu sagen wie viel man will. Für unsere zwecke natürlich optimal. So werden wir jeweils wirklich alles Geld los. Ich gebe dem Mann also 76.40 und er füllt in einem Zug für 76.36 ein, drückt noch einmal kurz und der Betrag stimmt exakt. Wer das selbst schon mal probiert hat weiss wie schwierig das ist und hier können das alle. Na ja sie machen ja auch nichts anderes den ganzen Tag, aber trotzdem.
Der Grenzübergang geht relativ schnell über die Bühne, aber dieser Zöllner ist der erste, der die Klappe  unter dem Bett bemerkt. Zwar auch nur, weil er gefragt hat ob da etwas sei und ich ja geantwortet habe, aber alle zuvor sind nicht einmal auf die Idee gekommen.
Als erstes fällt uns auf, das die Strassen wieder schlechter sind und in der ersten Stadt, das die Architektur und das Strassenbild sehr stark vom Kommunismus geprägt sind. In grobe Richtung Belgrad fahrend, fallen wir in ein Gespräch über die Kriege, die hier geherrscht haben und können so, das gestern erfahrene verarbeiten. Wieder auf dem Land und als wir ein Mittagsplatz suchen, ist das Bild ein ganz anderes. Die Landschaft ist flacher und die Häuser sind weit verstreut, aber kaum einmal sind sie ganz verschwunden. Kleine Kiesplätze am Wegesrand gibt es auch nicht. Nicht so ideal für unser Vorhaben. Auf einem Feldweg können wir dann aber doch halten und uns im Fritata kochen versuchen.

Nach dem späten Mittagessen ist bald schon wieder Nachtplatz suchen angesagt. Auch wieder auf Feldwegen  werden wir fündig. Und gönnen uns nach bloggen und Hörbuch einen ausgefallenes Nachtessen.

Auf den Spuren des Krieges

Heute heisst es früh aufstehen. Für 11.00 Uhr haben wir eine Tour in der Stadt gebucht. Da wir nicht noch eine teure Nacht bezahlen wollen, müssen wir den Bus startklar machen und mit ihm in die Stadt hinein. Zuvor werden wir aber noch von unseren Nachbarn zu einem Kaffee eingeladen. Leider müssen wir dann aber doch los und können nicht weiterplaudern.

Ein Parkplatz (der natürlich bezahlt werden will) ist schnell gefunden und auch der Anfangspunkt der Tour, nach ein wenig Suchen. Die Buchung hat das Büro nicht erhalten, das System streike manchmal, aber das sei kein Problem. Der Zuständige telefoniert kurz (um dem Fahrer Bescheid zu sagen,dass er gebraucht wird) und gleich darauf geht es auch schon los. Im Obergeschoss wird uns ein Film gezeigt und wir können an Infotafeln beginnen zu lesen. Bevor wir aber auch nur in der Hälfte gewesen wären, geht die eigentliche Tour los. Mina, die den Krieg selbst als Kind miterlebt hatte, ist unser persönlicher Guide für die nächsten drei Stunden. In einem T4 werden wir von Schauplatz zu Schauplatz gefahren. Es ist extrem eindrücklich was unsere Führerin alles erzählt, aber auch die Spuren des Krieges und die riesigen Friedhöfe gehen einem nahe.

Eigentlich sollte sich, meines Erachtens, jeder etwas mit der hiesigen Vergangenheit auskennen. Umso erschreckender, das auch wir keine Ahnung hatten, obwohl wir noch nicht so lange aus der Schule sind. Für alle, denen es ähnlich ergeht hier ein kleiner Abriss von dem was uns erzählt wurde und von dem wir am Schluss der Tour dann doch noch auf den Infotafeln fertiglesen konnten:
Bosnien hatte sich von Jugoslavien als unabhängig erklärt, was sich letztere nicht gefallen lassen wollten. Sie (merheitlich Serben) belagerten die kaum bewaffnete Hauptstadt Sarajevo während annähernd vier Jahren. In dieser Zeit verübten sie grässliche Gräueltaten. So wurden Menschen, egal welchen Alters, Geschlechts oder Religion, von Snipern angeschossen, damit ihnen andere zu Hilfe eilten, welche natürlich daraufhin getötet wurden. Der Stadt wurden sämtliche Versorgungswege gekappt und der Fluss vergiftet. Bomben, Granaten Minen und vieles andere taten ihren Teil zum Elend der Bevölkerung bei. UN Truppen waren am Flughafen stationiert, zur Beschützung, doch spielten sie eine sehr unrühmliche Rolle durch ihre Tatenlosigkeit. Die Bevölkerung leistete bis zum Schluss (1995) Widerstand und schlussendlich wurde Bosnien und Herzegovina tatsächlich unabhängig und in eine Serbische Republik und Bosnien Herzegovina aufgeteilt.
Hungrig von der Tour lassen wir uns noch bosnische Küche von Mina empfehlen. In einem Restaurant in der Innenstadt essen wir Fleisch und Käse Burek, der ganz anders, aber auch sehr gut, als im Kosovo schmeckt.
Mina witzelte auf der Tour, ob wir ihr keine Schokolade mitgebracht haben. Deshalb machen wir auf dem Weg raus aus der Stadt nochmals kurz Halt, um ihr eine Tafel zu bringen. Unser Vorrat, den wir vorallem dabei haben um uns zu bedanken, neigt langsam aber sicher seinem Ende zu.
Auf Geschwindigkeitsbegrenzungen achte ich schon länger nicht mehr. Wir haben unser ganz eigenes Reisetempo, welches sehr selten schneller als erlaubt ist. Wir wollen ja etwas vom Land sehen und nicht einfach hindurchrasen. In vielen der letzten Ländern gab es ohnehin kaum Beschränkungen und wenn, hat sie niemand beachtet. Und so kommt es, das ich geblitzt werde, von einer Streife. Die Strasse war breit, übersichtlich und nur wenige Häuser standen daran. Den Berg hinauf hatten wir ständig eine Kolonne hinter uns und dann, als es hinab ging bin ich kaum schneller gefahren. Offensichtlich aber zu schnell. Da es wider anfängt zu Regnen, bitten mich die Polizisten in das Polizeiauto hinein und füllen ihre Formulare aus. In schlechtem Englisch erklären sie mir, dass ich in Sarajevo auf die Bank müsse und 60 Euro (die offizielle Währung ist eigentlich Mark) bezahlen müsse. Nach einigem hin und her, sagen sie mir, das ich es auch ihnen geben könne, und sie es für mich bezahlen können. Ich glaube ihnen sogar, dass sie es tatsächlich einzahlen werden und wir wollen ja auch weiter und nicht zurück. Passend haben wir es leider nicht und so geben wir den Herren 70 Euro. Das ist ihnen aber gar nicht recht. Nach kurzer Überzeugungsarbeit, nehmen sie es aber doch an.
Wir können also weiter. Aus einer Laune heraus, weil wir gerade Süsskinds „Parfüm“ hören, weil wir noch nicht weit gekommen sind oder wegen allem zusammen, fahren wir bis es dunkel ist. trotzdem finden wir am Rande einens kleinen Feldweges einen Platz für die Nacht.
Wir hatten eine recht zusammengewürfelte Ernährung heute, deshalb rebeliert mein Magen jetzt… Es gab in dieser Reienfolge:
Porridge mit Beeren die wir nicht kennen, Kaffee, je zwei Pflaumen, Börek mit Cola, Nudelsuppe, Schinken und eine selbstgemachte weisse Schokolade

Regenerieren auf dem Campingplatz

Den ganzen Vormittag verbringen wir im Bett. Nur unterbrochen vom Gang zur Toilette und vom Frühstück. Zum Mittagessen zwingen wir uns dann doch ganz aus den Federn. Bei der Rezeption holen wir uns eine Portion Internet, als ein Aargauer Auto gefahren kommt.

Marthe und Thomas sind mit ihrem Pickup mit Campingaufbau auf dem Weg nach Japan! Nach einem kurzen Schwatz mache ich mich ans Batterie ersetzen und neu verkabeln und schon wirds wieder dunkel. Ich verschiebe den Finish auf morgen und die anderen beiden verabschieden sich in die Stadt. Ausser Bilder hochladen machen wir nicht mehr viel produktives und schauen stattdessen einen Film.

Nightlife in Sarajevo

Happy Birthday, kleiner Bruder!

Wenn wir schon mal die Feuerschale draussen haben, dann brauchen wir sie doch auch am Morgen. Die Glut ist immer noch warm und nach einigem Pusten flackert erneut ein Feuer für das Rührei in der Murrika. So viel Material hatten wir schon lange nicht mehr ausgepackt und deshalb dauert es auch, bis wir wieder unterwegs sind. Stets kurvig geht es weiter durch die schönen Berge und durch einen Nationalpark. Begleitet werden wir von einem lustigen Musikmix von Malte und Kerstins Sammlung und meinem Sound. Von Schlager, Biene Maja über Techno und Hiphop zu Metal ist alles dabei.
Der Mittagsstopp fällt kurz aus am Wegesrand. Es gibt Reste von gestern mit zerbröseltem Fladenbrot.
Wir fahren seit langem wieder ein mal durch einen Tunnel, das mehr als 100 Meter lang ist und kommen bald darauf in eine Polizeikontrolle. Meist wurden wir bisher durchgewunken, als die Beamten sahen, das wir wirklich Schweizer sind. Aber hier wird richtig kontrolliert.
Das iPhone Navi kennt keine Adressen in Sarajevo, aber wir finden den Campingplatz auch mit dem Lonely Planet auf Anhieb. Er ist nicht wirklich schön, da er aber der einzige ist, umso teurer. Immerhin bekommen wir ein eingenes Bungalow für WC und Dusche. Das benutzen wir auch gleich nach dem Einrichten und suchen unsere saubersten Sachen heraus für den Ausgang. Mit dem Tram (eines der ältesten Europas und das merkt man auch) gehts in die Stadt hinein. Nach einem kleinen Spaziergang durch den historischen Teil setzen wir uns in eines der unzähligen Restaurants und probieren eine der lokalen Spezialitäten, Cevapcicis und danach bosnischen Kaffee.

Nach einem weiteren kleinen Spaziergang wollen wir uns in eine Bar setzen und etwas trinken und dann weiterschauen. Weiterschauen war aber gar nicht nötig. Wir verbrachten den ganzen Abend in einer Club/Lounge/Bar mit Restaurant namens Hacienda. Gleich nachdem wir hinein sind, wird uns ein Coktail empfohlen. Den probieren wir natürlich aus und bleiben danach auch bei den Cocktails. In der Schweiz hätte uns das Ruiniert, aber bei den hiesigen Preisen kann man das noch machen.

Sehr gut angeheitert suchen wir uns ein Taxi, denn das Tram fährt längst nicht mehr und gehen „nach Hause“.

Mostar

Wir haben gestern auf einem alten Fundament eines Hauses geparkt. Fast wie auf einem Podest steht der Bus nun im Regen.

Bis zur Grenze ist es nicht mehr weit, aber hinübergelassen werden wir nicht. Der Beamte spricht kein einziges Wort englisch, aber er macht uns verständlich, das dieser Grenzübergang zu sei und wir einen andern nehmen müssen. Das haben wir gestern noch geahnt, aber es hatte Wegweiser nach Bosnien Herzegovina, leider ohne Zoll-Zeichen.
Auf dem Umweg, den wir nun fahren müssen, kommen wir durch einige Dörfer und hügeliges Tundragebiet, welches uns stark an Skandinavien erinnert. Am Zoll haben wir überraschenderweise gar keine Probleme. Wir müssen nur zweimal schnell die Heckklappe öffnen, dass sie sehen können, dass nur Campingmaterial drin ist.
Die Strassen sind in Bosnien Herzegovina überraschend gut und es ist erneut vieles beschildert. Abfall liegt fast keiner herum und es wirkt alles sehr geordnet und sauber. Wir sind nun noch im kroatischen Teil (Die Bevölkerung setzt sich aus Serben, Kroaten und Bosniern zusammen). Merken tun wir das vorallem an Plakaten mit Kroatischen Flaggen und Grafitis von kroatischen Fussbalvereinen.
Wir fahren nach Westen, Richtung Mostar. Eine Stadt mit einer Historischen Altstadt. Kurz davor essen wir zu Mittag, damit uns der Hunger nicht dazu verleitet auswärts zu essen. Die Wegweiser (das Navi auf dem iPhone hat die Karten gelöscht) führen uns ganz in die Nähe des Zentrums. Dann ist plötzlich Fahrverbot. Wir überlegen, was wir nun tun sollen und schon kommt ein junger Mann zu uns gerannt und spricht uns auf Deutsch an. Er bietet uns gleich nebenan einen Parkplatz mit Bewachung an. Natürlich gegen eine Gebühr. Da wir nicht viele Alternativen sehen und die Altstadt wirklich direkt vor unserer Nase liegt, bezahlen wir und schauen uns um. Die Gebäude und Gassen stammen aus dem 16. Jahrhundert und sind sehr schön anzuschauen. Im Erdgeschoss fast jeden Hauses ist ein Laden mit Souvenirs oder ein Restaurant. Die Auslagen sind sehr orientalisch. Viel Kupfergearbeitetes Handwerk, farbige Lampen und Schmuck. Von den Minaretten her weht der Gesang eines Muezzins und einige Frauen sind verschleiert. Wir sind also im Bosnischen Teil angelangt.
Das Wahrzeichen der Stadt ist eine Brücke, die im Jugoslavienkrieg von Bosnischen Kroaten zerstört und später wieder aufgebaut wurde. Der Krieg scheint hier noch sehr präsent zu sein. Es ist ja auch noch nicht so lange her, seit hier und in den umliegenden Ländern schreckliche Dinge passiert sind. Das vergisst man gerne und es ist gut es vor Ort einmal richtig vor Augen geführt zu bekommen. Auch die Buchhandlung ist voll mit Büchern über die Konflikte. Leider kein Band der die ganze Geschichte behandelt, sondern nur aus der Sicht jeweils eines Landes. So viele Bücher wollen wir dann doch nicht lesen, um informiert zu sein.

Wir fahren weiter, mit dem Ziel morgen in Sarajevo zu sein, aber mit einem Umweg über einen Nationalpark. Wir kommen noch mehr in die Berge. Wir fühlen uns schon fast wie zu Hause, nur die Häuser sind nicht ganz so schön und nicht so zusammengedrängt und man sieht mehr VW Busse.
Das Wetter ist noch immer regnerisch und immer wieder hängt Nebel in der Luft. Ab und zu sticht die Sonne hindurch und sorgt für eine schöne Stimmmung. Einmal sogar mit Regenbogen. Den Flaggen und der kyrillischen Schrift zu urteilen sind wir nun in einem serbischen Teil.
An einem kleinen Fluss erspähen wir einen Weg hinunter ans Ufer. Es ist zwar noch etwas früh, aber da es auch genügend Feuerholz am Wegesrand hat (das wir hinten am Bus nachziehen um es an den gewünschten Platz zu transportieren) beschliessen wir, uns ein gemütlichen Lagerfeuerabend zu machen. Unser Vorzelt kommt dank des Regens auch wieder ein mal zum Einsatz. Mit Bulgarischem Abfallholz bringen wir dem Wetter zum Trotz ein Feuer hin und brutzeln uns ein Festmahl.

Wir haben allenfalls die Möglichkeit nach unserer Reise und nach, oder während eines Umbaus in das Haus meines Vaters einzuziehen. Wir fragen unsere Untermieterin, ob sie unsere Wohnung übernehmen würde und plötzlich geht alles ziemlich schnell. Sie hätte eine andere Wohnung in Aussicht und muss bereits morgen Bescheid geben, aber das mit dem Umbau ist noch nicht ganz definitiv. Wir werden sehen…