Elch

Heute wollen wir möglichst nahe an Zagreb heran, um morgen ein Fussballspiel zu sehen. Es sind nur 299 km, das sollte zu schaffen sein. Erstmal müssen wir über die Grenze. Die serbischen Beamten sind lustig drauf, als sie unseren Bus auseinander nehmen. Den kroatischen Zöllnerinnen genügt ein Blick auf unser Bett. Ab jetzt scheint die Sonne wieder, das hebt, mit der richtigen Musik, sofort die Stimmung. Die Landschaft ist flach und von grossen Felder überzogen. Die Dörfer sind zahlreich und links und rechts der Strasse ist immer ein grosser Grünstreifen mit einem Graben und etlichen Bäumen.
Am Nachmittag, nach einem kurzen Mittagsstopp am Wegesrand werden die Strassen kleiner, bis sie nur noch Feldwege sind (auf dem Navi wieder ein mal kürzester Weg eingestellt). Wir kommen seit langem wieder in richtigen Wald und bemalen beim Fahren den Bus mit Dreck.
Wir sind, wie uns scheint, abseits von allem. Die Häuser werden spärlicher und sind immer mehr zerfallen oder noch nicht fertig gestellt. Zwischendurch, wieder auf einer grösseren Strasse, sehen wir ein grosses Gehege mit Wildtieren. Wir trauen unseren Augen kaum und fahren zurück. Da ist ein Elch mittendrin! Nicht in Norwegen, nicht in Schweden und auch nicht in Finnland, nein in Kroatien sehen wir einen! Also doch kein Fabelwesen…

All zu weit sind wir heute doch nicht gekommen. Wir sind gestern früh ins Bett und heute trotzdem recht spät auf den Beinen. Ausserdem ist kürzester Weg nicht gleich schnellster und kurz nach vier ist auch bereits wieder Schluss mit fahren.
Neben einem künstlich angelegten Bach finden wir ein Plätzchen. Das legendäre Thunfischsandwich gelingt leider nicht ganz so gut wie beim letztenMmal.

Subotica

Ich weiss gar nicht, ob schon ein Bild von mir online ist in diesem Monat, falls ja, habt ihr euch sicher gefragt, was der alberne Schnurrbart soll. Hier die Hintergründe: movember.com und es ist auch ganz einfach nur lustig.
Der nächste Punkt auf unserem Programm ist Subotica. Das ist eine Stadt ganz im Norden, an der Ungarischen Grenze. Es ist bereits die vierte Stadt in fünf Tagen. Die Landschaft ist nicht speziell sehenswert und so verbringen wir wenigstens ein paar Stunden am Tag ausserhalb des Busses.
Wieso wir genau diesen Ort anschauen wollten, wissen wir bei der Ankunft nicht mehr so genau. Die Touristeninformation ist auch hier gut beschildert und wir finden sie deshalb sofort. Erneut auf einem Parkplatz stehend, den wir nicht bezahlen können, holen wir uns einen Stadplan und erkundigen uns, wo wir gratis parken können.
Wir stellen unser Gefährt dort ab und wollen uns die Stadt anschauen, geniessen können wir es aber nicht, denn wir beide müssen aufs Klo und keines ist weit und breit in Sicht und auch keines im Plan verzeichnet. Also setzen wir uns in ein Kaffee und bestellen eine heisse Schokolade. Hier wird das sehr wörtlich genommen, denn sie ist eher eine heisse Schokocreme, als ein Milchgetränk, aber trotzdem gut. Da es hier W-Lan hat und schön warm ist (draussen weht ein eisiger Wind) bleiben wir eine Weile sitzen. Irgendwann raffen wir uns dann doch auf und sehen uns die grösste Synagoge, die ich je gesehen habe, Kirchen, das Rathaus, die Fußgängerzone und was uns sonst noch vor die Augen kommt, an.

Dann wollen wir auf den Markt. Fast alle sind schon am zusammenräumen, aber wir ergattern doch noch etwas Gemüse. Für den Rest gehen wir in einen Supermarkt. Unsere Handyakkus mit der Einkaufsliste sind leer und der Laden hat nicht so viel anzubieten. Deshalb fällt der Einkauf sehr klein aus. Weil für die Vineries im umliegenden Weingebiet überall eine Voranmeldung nötig ist, wollen wir uns wenigstens eine Flasche von hier kaufen. Die bekommen wir aber nicht. Wir müssten dazu eine leere zurückgeben. Verstehen wir nicht ganz, aber wir haben ja noch einen Schluck aus Montenegro.
Wir fahren weiter bis fast an die Grenze zu Kroatien. Unterwegs werden wir von der Polizei angehalten. Sie wollen den Führerschein sehen, werfen ein Blick hinten in den Bus, fragen woher wir kommen, wohin wir gehen und schon können wir weiter.

Novi Sad

Die Tage werden doch langsam deutlich kälter. Am Abend verziehen wir uns schnell in den Bus oder sitzen meist gar nicht mehr raus und am Morgen ist es ein kaltes erwachen mit stark beschlagenen Scheiben. Zum Glück (noch) nicht gefroren. Leider sind wir immer noch nicht im Besitz einer Standheizung, obwohl wir uns im Kosovo, wo es doch so viele Busse gibt, um eine bemüht haben. Das gibt es hier nicht, war die Antwort. Und trotzdem fahren wir weiter in den Norden. Wir müssen ja, wenn wir, wenn es ganz kalt ist, in Marokko sein wollen.

Die Umgebung erinnert nun stark an die ungarischen Felderlandschaft. Wir sind auch nicht mehr so weit davon entfernt. In Novi Sad sehen wir gleich auf Anhieb die Touristeninformation. Nur für die Abzweigung zum Parkplatz ist es zu spät. Nach einer kleinen Rundfahrt, um zurück zu gelangen, stehen wir erneut auf einem Parkplatz, der per SMS zu bezahlen wäre. Es gibt zwar auch eine Parkuhr, aber die frisst nur Münzen. Da aber die kleinste Note gerade mal 50 Rappen wert hat, ist es nicht verwunderlich, dass wir nicht genügend Kleingeld haben. Wir wagen uns trotzdem kurz zum Touricenter. Wir bekommen einen Stadtplan und ausführliche Erklärungen dazu. Ausserdem wissen wir jetzt, wo es ein Parkhaus und wo es den einzigen gratis Parkplatz gibt. Bei zweiterem haben wir Glück und es fährt gerade ein Auto hinaus. Wir befinden uns nun direkt neben dem Museum of Vojvodina. Das wollten wir uns sowieso anschauen. Es behandelt die Geschichte der Gegend hier von der Steinzeit an. Wir waren schon sehr lange nicht mehr in einem Museum und dieses hier kostet gerade mal 100 Dinar (=1SFr.). Das ist wahrlich fair, bekommt man doch einiges zu sehen, wenn auch nicht immer so viel in englisch zu lesen. Ausserdem ist zufällig eine Ausstellung von Henry Moores Bildern inklusive.
Nach einem Rundgang in der Altstadt wenden wir uns dem eigentlichen Grund unseres Besuches dieser Stadt zu. Ein mega Schinken Sandwich, das im Reiseführer beschrieben ist. Wir müssen ein wenig suchen, bis wir es endlich finden. Es ist tatsächlich mega!

Durch den Stadtpark schlendern wir zum Bus zurück und machen einen Zwischenstopp am City Beach an der Donau, bevor es weiter geht. Im Sommer pulsiert hier sicher das Leben, doch bei dem garstigen Wetter treffen wir nur vereinzelte Mütter mit ihren Kindern und eine Gruppe älterer Herren die in einem Kreis von Plastikstühlen Tee trinken.

Die Festung der Stadt lassen wir links liegen (davon haben wir jetzt doch schon einige gesehen) und fahren weiter gen Norden. Wir sind noch sehr früh dran und überlegen, was wir mit dem angebrochenen Tag machen wollen. Bei einem See wollen wir schauen, ob wir ein nettes Plätzchen suchen. Auf einem ganz gewöhnlichen, sumpfigen Weg bleiben wir stecken. Es geht weder vor, noch zurück und das nicht mal im Gelände. Jetzt wissen wir auch, was wir mit der Zeit anfangen. Wir bergen den Bus mit Hilfe von Sandblechen und Wagenheber. Danach müssen wir auch noch die Räder tauschen. Es sind schon wieder 3000 km um. Etwas positives hatte die Schlamm Aktion: der Wagenheber ist schon draussen.

Nach einem Bier an der frischen Luft und ein paar vorbeiziehender Hündeler wird es bereits wieder dunkel und wir verkriechen uns in unsere gelbe Höhle um zu bloggen, Abendessen kochen und geniessen und vorlesen, bezieungsweise zuhören.

 

Belgrad

Über holprige Kiestrassen gelangen wir wieder auf Asphalt und durch Dörfer hindurch. Es sind nicht mehr so viele VWs zu sehen, dafür um so mehr Ladas, Yugos und Zastavas. An einem Fluss mit vielen schwimmenden Häusern, Badestränden und Sportplätzen entlang, kommen wir nach Belgrad. Die Hauptstadt Serbiens wird im Reiseführer als nicht schön, aber Sehenswert beschrieben. Wir jedoch finden, dass sie sehr wohl schöne Seiten hat. Sehr viele verschiedene, einige weniger schön, andere schöner. Vom Kommunismus geprägte Plattenbauten sind hier genau so zu sehen, wie alte jonische Säulengebäude und ungarisch oder türkisch beeinflusste Architektur. Die Stadt hat eine sehr bewegte Geschichte und hat viele Kriege über sich ergehen lassen müssen. Je nach Machthaber, wurde natürlich auch anders Gebaut. Die Festung, die wir besichtigen werden hat nicht weniger als 115 Schlachten erlebt und wurde dabei 40 Mal zerstört. Zuerst müssen wir aber einen Parkplatz finden. Das ist gar nicht so schwer, aber das bezahlen um so mehr. Im Internet finden wir die Anleitung. Entweder man kauft ein Ticket am Kiosk, oder zahlt per SMS. Kiosk ist keiner in Sicht und per SMS geht mit ausländischen Telefonen nicht. Das wir nicht riskieren können, schwarz zu parken, merken wir gleich darauf. Ein Kontrolleur kommt vorbei und wir schildern ihm unser Problem. Da er nicht so gut englisch spricht und uns keine Lösung artikulieren kann, sagt er, wir können gratis parken, einfach nur bis 14.00 Uhr, dann sei seine Schicht vorbei. So kann man also auch Geld sparen.

Die Festung reisst uns nicht gerade vom Hocker. Trotzdem und trotz des Regens spazieren wir ein Mal rund herum. Danach suchen wir in der Stadt eine Möglichkeit serbisches Geld zu bekommen. In einer Wechselstube tauschen wir ein paar Franken und holen uns bei einem Bäcker etwas zu Essen. Für zwei Franken kann man sich (warm) satt essen!
Die Zeit ist um und wir müssen zurück zum Bus. Dort verzehren wir das Mitgebrachte und surfen noch kurz im freien W-Lan. Und dann erleben wir etwas, was uns schon ewig nicht mehr passiert ist. Wir sind uns nicht sicher ob überhaupt schon mal auf unserer Reise. Wir stehen im Stau. Wir haben aber keine Eile. Morgen wollen wir uns Novi Sad anschauen, welches nicht weit, nördlich von der Stadt liegt. Kurz vorher suchen wir uns einen Nachtplatz neben einem Feld und bestaunen den Sonnenuntergang.

Ich komme erneut in den Genuss, dass mir vorgelesen wird und dieses mal gleich das halbe Buch „Das letzte Schiff“.

nach Serbien

Wir nehmen es sehr gemütlich und lassen erst ein mal die Sonne in den Bus scheinen.

Die Strasse führt uns einen Berg hinunter. Gestern hatten wir nicht bemerkt, das wir ihn erklommen haben, weil es einfach stetig leicht nach oben ging. Uns bietet sich ein Ausblick auf die Ebene unter uns und die Berge dahinter. Im Tal befindet sich ein grosses Dorf. Es besteht, so weit wir sehen können nur aus Einfamilienhäusern, jedes mit Garten rund herum. Die Häuser sind aber für unsere Verhältnisse viel zu gross für eine Familie. Da hier aber meist viele Generationen unter einem Dach wohnen, ist das nicht gross verwunderlich, wird uns hier einfach das erste mal so richtig bewusst.
Weiter geht es einem Fluss entlang, der immer breiter wird, bis zu einer Staumauer. Es ist nicht mehr weit bis zu einem Grenzübergang zu Serbien. Wir wissen nicht genau, wo er ist, aber da wir um das Land zu wechseln den Fluss überqueren müssen, werden wir ihn schon finden. Um unsere bosnischen Mark noch los zu werden, kaufen wir in einem Supermarkt ein und gehen Tanken. Hier ist es üblich, den Tank nicht voll zu zu machen, sondern dem Tankwart zu sagen wie viel man will. Für unsere zwecke natürlich optimal. So werden wir jeweils wirklich alles Geld los. Ich gebe dem Mann also 76.40 und er füllt in einem Zug für 76.36 ein, drückt noch einmal kurz und der Betrag stimmt exakt. Wer das selbst schon mal probiert hat weiss wie schwierig das ist und hier können das alle. Na ja sie machen ja auch nichts anderes den ganzen Tag, aber trotzdem.
Der Grenzübergang geht relativ schnell über die Bühne, aber dieser Zöllner ist der erste, der die Klappe  unter dem Bett bemerkt. Zwar auch nur, weil er gefragt hat ob da etwas sei und ich ja geantwortet habe, aber alle zuvor sind nicht einmal auf die Idee gekommen.
Als erstes fällt uns auf, das die Strassen wieder schlechter sind und in der ersten Stadt, das die Architektur und das Strassenbild sehr stark vom Kommunismus geprägt sind. In grobe Richtung Belgrad fahrend, fallen wir in ein Gespräch über die Kriege, die hier geherrscht haben und können so, das gestern erfahrene verarbeiten. Wieder auf dem Land und als wir ein Mittagsplatz suchen, ist das Bild ein ganz anderes. Die Landschaft ist flacher und die Häuser sind weit verstreut, aber kaum einmal sind sie ganz verschwunden. Kleine Kiesplätze am Wegesrand gibt es auch nicht. Nicht so ideal für unser Vorhaben. Auf einem Feldweg können wir dann aber doch halten und uns im Fritata kochen versuchen.

Nach dem späten Mittagessen ist bald schon wieder Nachtplatz suchen angesagt. Auch wieder auf Feldwegen  werden wir fündig. Und gönnen uns nach bloggen und Hörbuch einen ausgefallenes Nachtessen.