Novi Sad

Die Tage werden doch langsam deutlich kälter. Am Abend verziehen wir uns schnell in den Bus oder sitzen meist gar nicht mehr raus und am Morgen ist es ein kaltes erwachen mit stark beschlagenen Scheiben. Zum Glück (noch) nicht gefroren. Leider sind wir immer noch nicht im Besitz einer Standheizung, obwohl wir uns im Kosovo, wo es doch so viele Busse gibt, um eine bemüht haben. Das gibt es hier nicht, war die Antwort. Und trotzdem fahren wir weiter in den Norden. Wir müssen ja, wenn wir, wenn es ganz kalt ist, in Marokko sein wollen.

Die Umgebung erinnert nun stark an die ungarischen Felderlandschaft. Wir sind auch nicht mehr so weit davon entfernt. In Novi Sad sehen wir gleich auf Anhieb die Touristeninformation. Nur für die Abzweigung zum Parkplatz ist es zu spät. Nach einer kleinen Rundfahrt, um zurück zu gelangen, stehen wir erneut auf einem Parkplatz, der per SMS zu bezahlen wäre. Es gibt zwar auch eine Parkuhr, aber die frisst nur Münzen. Da aber die kleinste Note gerade mal 50 Rappen wert hat, ist es nicht verwunderlich, dass wir nicht genügend Kleingeld haben. Wir wagen uns trotzdem kurz zum Touricenter. Wir bekommen einen Stadtplan und ausführliche Erklärungen dazu. Ausserdem wissen wir jetzt, wo es ein Parkhaus und wo es den einzigen gratis Parkplatz gibt. Bei zweiterem haben wir Glück und es fährt gerade ein Auto hinaus. Wir befinden uns nun direkt neben dem Museum of Vojvodina. Das wollten wir uns sowieso anschauen. Es behandelt die Geschichte der Gegend hier von der Steinzeit an. Wir waren schon sehr lange nicht mehr in einem Museum und dieses hier kostet gerade mal 100 Dinar (=1SFr.). Das ist wahrlich fair, bekommt man doch einiges zu sehen, wenn auch nicht immer so viel in englisch zu lesen. Ausserdem ist zufällig eine Ausstellung von Henry Moores Bildern inklusive.
Nach einem Rundgang in der Altstadt wenden wir uns dem eigentlichen Grund unseres Besuches dieser Stadt zu. Ein mega Schinken Sandwich, das im Reiseführer beschrieben ist. Wir müssen ein wenig suchen, bis wir es endlich finden. Es ist tatsächlich mega!

Durch den Stadtpark schlendern wir zum Bus zurück und machen einen Zwischenstopp am City Beach an der Donau, bevor es weiter geht. Im Sommer pulsiert hier sicher das Leben, doch bei dem garstigen Wetter treffen wir nur vereinzelte Mütter mit ihren Kindern und eine Gruppe älterer Herren die in einem Kreis von Plastikstühlen Tee trinken.

Die Festung der Stadt lassen wir links liegen (davon haben wir jetzt doch schon einige gesehen) und fahren weiter gen Norden. Wir sind noch sehr früh dran und überlegen, was wir mit dem angebrochenen Tag machen wollen. Bei einem See wollen wir schauen, ob wir ein nettes Plätzchen suchen. Auf einem ganz gewöhnlichen, sumpfigen Weg bleiben wir stecken. Es geht weder vor, noch zurück und das nicht mal im Gelände. Jetzt wissen wir auch, was wir mit der Zeit anfangen. Wir bergen den Bus mit Hilfe von Sandblechen und Wagenheber. Danach müssen wir auch noch die Räder tauschen. Es sind schon wieder 3000 km um. Etwas positives hatte die Schlamm Aktion: der Wagenheber ist schon draussen.

Nach einem Bier an der frischen Luft und ein paar vorbeiziehender Hündeler wird es bereits wieder dunkel und wir verkriechen uns in unsere gelbe Höhle um zu bloggen, Abendessen kochen und geniessen und vorlesen, bezieungsweise zuhören.

 

Belgrad

Über holprige Kiestrassen gelangen wir wieder auf Asphalt und durch Dörfer hindurch. Es sind nicht mehr so viele VWs zu sehen, dafür um so mehr Ladas, Yugos und Zastavas. An einem Fluss mit vielen schwimmenden Häusern, Badestränden und Sportplätzen entlang, kommen wir nach Belgrad. Die Hauptstadt Serbiens wird im Reiseführer als nicht schön, aber Sehenswert beschrieben. Wir jedoch finden, dass sie sehr wohl schöne Seiten hat. Sehr viele verschiedene, einige weniger schön, andere schöner. Vom Kommunismus geprägte Plattenbauten sind hier genau so zu sehen, wie alte jonische Säulengebäude und ungarisch oder türkisch beeinflusste Architektur. Die Stadt hat eine sehr bewegte Geschichte und hat viele Kriege über sich ergehen lassen müssen. Je nach Machthaber, wurde natürlich auch anders Gebaut. Die Festung, die wir besichtigen werden hat nicht weniger als 115 Schlachten erlebt und wurde dabei 40 Mal zerstört. Zuerst müssen wir aber einen Parkplatz finden. Das ist gar nicht so schwer, aber das bezahlen um so mehr. Im Internet finden wir die Anleitung. Entweder man kauft ein Ticket am Kiosk, oder zahlt per SMS. Kiosk ist keiner in Sicht und per SMS geht mit ausländischen Telefonen nicht. Das wir nicht riskieren können, schwarz zu parken, merken wir gleich darauf. Ein Kontrolleur kommt vorbei und wir schildern ihm unser Problem. Da er nicht so gut englisch spricht und uns keine Lösung artikulieren kann, sagt er, wir können gratis parken, einfach nur bis 14.00 Uhr, dann sei seine Schicht vorbei. So kann man also auch Geld sparen.

Die Festung reisst uns nicht gerade vom Hocker. Trotzdem und trotz des Regens spazieren wir ein Mal rund herum. Danach suchen wir in der Stadt eine Möglichkeit serbisches Geld zu bekommen. In einer Wechselstube tauschen wir ein paar Franken und holen uns bei einem Bäcker etwas zu Essen. Für zwei Franken kann man sich (warm) satt essen!
Die Zeit ist um und wir müssen zurück zum Bus. Dort verzehren wir das Mitgebrachte und surfen noch kurz im freien W-Lan. Und dann erleben wir etwas, was uns schon ewig nicht mehr passiert ist. Wir sind uns nicht sicher ob überhaupt schon mal auf unserer Reise. Wir stehen im Stau. Wir haben aber keine Eile. Morgen wollen wir uns Novi Sad anschauen, welches nicht weit, nördlich von der Stadt liegt. Kurz vorher suchen wir uns einen Nachtplatz neben einem Feld und bestaunen den Sonnenuntergang.

Ich komme erneut in den Genuss, dass mir vorgelesen wird und dieses mal gleich das halbe Buch „Das letzte Schiff“.