Durch Schluchten, Oasen, Wüste und dann zum Tee

Wir liegen im Bett und warten, bis die Sonne endlich den Bus wärmt, doch sie will und will einfach nicht kommen. Wir stehen dann trotzdem auf und merken, das wir am schattigsten Platz weit und breit stehen. Als die Sonne endlich bis zu uns kommt, sind wir schon im Begriff aufzubrechen.

Wir verlassen das Bachbett nur wenig unterhalb und gelangen auf eine Strasse. Sie führt uns entlang eines wasserführenden Flusses durch eine atemberaubende Schlucht und auch immer wieder durch eine Furt durch den Fluss hindurch. So können wir auch mal wieder Abwaschwasser Tanken. Der Fluss ist auch für die Bewohner dieses Gebietes wichtiger Wasserlieferant. Als wir aus der Schlucht hinaus kommen, treffen wir auf die erste Oase und viele weitere liegen an unserem Weg. Hohe Dattelpalmen drängen sich am Flussufer und kleine Felder liegen dazwischen und werden durch ein Bewässerungssystem gespeist. Überall wo es Wasser gibt, gibt es auch Menschen und so kommen wir durch etliche, meist aus Lehm gebaute Dörfer bis zur Stadt Goulmima. Hier findet man wieder mehrere Strassen und entsprechend schwer fällt es uns die Richtige zu finden, aber wir schaffen es aud die Hauptstrasse nach Errachidia zu kommen. Sie ist, wie der Reiseführer treffend sagt, landschaftlich wenig reizvoll und führt durch eine breite Wüstenebene. Nur die Bergkette des Atlas ist in der Ferne zu sehen. Irgendwo fahren wir von der Strasse ab und essen zu Mittag.
Errachidia wird als nicht sonderlich sehenswert beschrieben und ist vor allem Militärstützpunkt und Flughafen, darum fahren wir gleich weiter in den Süden in Richtung Erfoud. Dort ist heute grosser Markttag. Wir könnten das eine oder andere gebrauchen und wir wollen uns vorallem das Spektakel nicht entgehen lassen. Von der Wüstenlandschaft gelangen wir plötzlich in eine Art Canyon. Unten an den Steilen Felswänden ist alles grün von den unzähligen Palmen. Dieser Gegensatz beieindruckt einfach immer wieder.
In Erfoud müssen wir eine herbe Entäuschung hinnehmen. Der Markt ist bereits vorbei. Das hätten wir uns eigentlich denken können. Das was wir brauchen, bekommen wir aber doch noch. Eine ganze Einkaufstüte voller Gemüse und Früchte und Brot. Etwas brauchten wir aber noch von einem normalen Laden. Ich werde nicht gleich fündig, da kommt schon jemand und bietet uns seine Hilfe an. Er helfe gerne, weil er so in Kontakt zu Ausländern komme und so sein Englisch trainieren kann. Wenig später lädt er uns sogar zu sich nach Hause ein, gleich für mehrere Tage, wenn wir wollen. Er führt mich von Laden zu Laden, doch alle haben zu. Er erklärt mir dass um zwei Uhr alle Geschäfte für ein paar Stunden dicht machen, für einen Mittagsschlaf. Über einen Freund von ihm, bekomme ich aber doch noch, wonach wir gesucht haben.
Jetzt muss ich aber schnell zurück zum Bus und zu Nadine, denn sie weiss nicht wohin ich verschwunden bin. Sie ist in Gesellschaft eines jungen Marokkaners, der hier den Parkplatz bewacht. Er wäre mich suchen gekommen, wäre ich nicht bald aufgetaucht. Wir schwatzen mit ihm und seinen zwei Freunden und gehen mit ihnen in ein Teehaus, wo auch mein Führer von vorhin arbeitet. Bei Tee wird dann weiter gequatscht über alles mögliche (seltsamer Weise in Englisch). Als eine grosse Gruppe von Menschen vorbeikommt, stehen alle auf und unsere neuen Freunde fordern uns auf, es ihnen gleich zu tun. Es ist ein Beerdigungszug und um dem Toten seinen Respekt zu erweisen steht man auf und einige murmeln etwas vor sich hin. Das ganze Prozedere wiederholt sich wenig später.
Als die Teegläser leer sind, verabschieden wir uns und müssen auch die Einladung ausschlagen. Für einen Blick in den Laden von Verwandten des einen haben wir aber noch Zeit. Es ist ein kleines, gemütliches Geschäft mit Dingen der verschiedenen Völker hier. Der Besitzer spricht Französisch, so gut, das wir ihn erstaunlicherweise sehr gut verstehen. Er war auch mal in der Schweiz und hat deren Bewohner schnell durchschaut. Wir seien sehr nett und herzlich, wenn man sie kennt, sonst aber sehr verschlossen. Da mag er wohl recht haben. Er bietet uns neben dem geplaudere auch gleich einen Tee an, das heisst er besteht darauf, das wir einen trinken. Er verschwindet jedoch bald und wird von einem jüngeren Kollegen abgelöst. Mit ihm reden wir weiter und er erzählt uns von dem Laden. Bald holt er eine Kopie unseres Reiseführers hervor, in dem der Laden vermerkt ist und nicht ohne Stolz erzählt er vom Besuch der Autoren und wie zufrieden sie waren. Es herscht eine sehr ungezwungene Atmosphäre auf den Teppichen auf denen wir sitzen und unseren Tee schlürfen. Bald bekommen wir neue Namen. Fatima Couscous und Mohammed Tajine sind wir jetzt, ich sähe ohnehin einem Berber ähnlich meint er, wie auch andere zu vor. Wir kaufen dann doch noch etwas. Ich bin jetzt Besitzers eines Turbans und weiss auch wie man ihn bindet. Für mich ist es zu Hause dann eher ein Halstuch. Ausserdem hab ich jetzt ein Mitbringsel für meinen Göttibueb im Gepäck.
Als wir wieder hinauskommen, sind die Strassen wieder voll belebt, so wie es in Marokko üblich ist, ausser eben in der Zeit nach zwei Uhr. Unser kurzer Ausflug an den Markt hat sich in die Länge gezogen und wir müssen uns beeilen, um noch in der Abendsonne zu dinieren.