Schulbesuch

Wir besuchen heute die beiden Primarschulklassen, für welche wir im Klassenlager gekocht haben. Irgendwie ist es seltsam, mit all den Berufstätigkeit auf den Zug zu warten. Wir sind ja noch nicht all zu lange ohne berufliche Verpflichtungen, aber gefühlt ist es schon sehr weit weg und momentan gar nicht so recht vorstellbar. Auch als unsere Freunde gestern gesagt haben, sie müssen heute arbeiten, war das so: „Aha, ja stimmt, das müssen normale Menschen ja.“ Auch wir müssen nächsten Frühling wieder und es graut mir ein bisschen davor. Aber das ist noch weit weg, jetzt geniessen wir erst einmal.

Die Kinder haben sich riesig gefreut, dass wir zu Besuch gekommen sind und auch wir fanden es toll, sie und die Lehrerinnen wieder zu sehen. Bei der einen Klasse konnten wir sogar beim Turnen mitmachen.

Die Baustelle in der Spina läuft langsam wieder an, es wird weiter gegraben, Balken abgestützt und kleinere Bäume gefällt und vom Wald bis vors Haus getragen. Während Sara sich weiter ihren Podcasts von der Uni widmet, merkt Jan, dass es einerseits alleine nur halb so viel Spass macht und ausserdem doppelt so anstrengend ist. Deshalb sind nach dem Nachmittagskaffee die bereits wieder angeschwemmten Büroarbeiten verlockender als weiter Bäume zu schleppen. Ausserdem können, wenn man schon mal am Laptop sitzt, erste Versuche im Bloggen gestartet werden.

In Bülach verbringen wir den Nachmittag mit Einkaufen, einem Termin beim Doktor und einem Besuch bei Freunden, die gerade ein Kind bekommen haben. Ein mega süsses Häufchen Mensch. Mein Arzt sagt, genau das, was ich hören will. Ich soll möglichst viel bewegen (sonst Trombosengefahr) und die Natur ihre Arbeit machen lassen.

Unter anderem kaufen wir Bier für’s Füchslifäscht morgen ein und natürlich müssen wir dann auch probieren..

Am Abend sind wir in Oberwinterthur. Wir haben es endlich geschafft, mit Ursi und Bruno essen zu gehen. Nach gutem thailändischem Essen gehen wir noch zusammen ans Oberdorf Fest für einen Dessert und ein Bier und treffen dort noch auf einige Freunde.

Im Zivildienst

Nun bin ich doch schon ein paar Wochen im Dienst und will mal zurückblicken.
Mit dem Zug und Bus fahren habe ich mich weitgehend angefreundet. Ich muss zwar immer noch jeden Tag nachschauen, welche Verbindung zu welcher Zeit wohin am besten ist, aber ich steig nicht mehr ständig in die falschen Verkehrsmittel ein. Es ist sogar so, dass ich das Pendeln geniessen kann. Die aufgezwungene, leere Zeit lässt sich super nutzen, wie jetzt zum bloggen, um Mails und sonstige Nachrichten zu beantworten, um Dinge zu organisieren, oder um ein Buch zu lesen und so weiter. Auch wenn es nur ein wenig Schlaf nachholen ist, ist damit schon viel gewonnen.
Meine Rolle habe ich mitlerweile auch recht gut gefunden. Sie variiert jedoch stark je nach LehrerInn, Klasse, Schulhaus und Stoff. Am Anfang war das nicht so einfach, weil es mir nicht wirklich kIar kommuniziert wurde und weil ich mir einen anderen Umgang mit Kindern aus dem Cevi gewohnt war.
Ich verstehe mich sehr gut mit den Lehrpersohnen und alle sind extrem Dankbar für meine Unterstützung.
Es wird ja sehr viel über unser Schulsystem gewettert, es wird kritisiert und schlecht gemacht. Das liegt mir eigentlich sehr fern, aber ich will doch ein paar Bemerkungen meinerseits mit euch teilen, wobei ich damit nicht behaupten will, dass es irgendwann ein mal besser war, oder ich eine bessere Idee hätte.
Meiner Meinung nach kommt die Pädagogik extrem zu kurz. Die Kinder müssen fast den ganzen Tag still sitzen, sich benehmen, sich nicht mit anderen raufen, aufpassen, ruhig sein und so weiter. Wenn ich das durchsetzen muss komme ich mir zum Teil vor wie ein Polizist, auf den keiner hört en will.
Es besteht kaum Raum, in dem sich die Kinder entfalten können, mal abgesehen vom stillen arbeiten im Zeichnungsheft. Sie werden ständig in eine Norm gezwängt und wer sie nicht erfüllt, bekommt eine Sonderbehandlung. Logopädie da, DaZ dort und individueller Förderuntericht und Betreuung durch den Zivi noch wo anders. Und und und…
Da ist das Ziel der Integration von „verhaltensauffälligen“ Schülern in Regelklassen nicht wirklich geglückt, als man die Kleinklassen abgeschafft hat. Aber natürlich hat es auch sein gutes, wenn alle gemeinsam aufwachsen können und keiner ausgeschlossen wird.
Auch im Mittagstisch gilt es sich richtig zu verhalten. Ansonsten wird bestraft, wobei es deutliche Unterschiede gibt, je nach Hort. Ich glaube, blauäugig wie ich bin, es könnte viel mehr mit Vertrauen und positiver Förderung statt mit Regeln und Sanktionen gearbeitet werden. Aber ich habe ja leicht reden. Es ist extrem schwierig eine Meute von 50 Kinder zu bändigen.
Was auch schwirig ist, vorallem für mich, ist sich so viele Namen zu merken. Ich habe mit gut 200 Kindern zu tun und die einen sehe ich eine Lektion die Woche. Die „wichtigen“ konnte ich aber bereits nach der ersten Woche.
Sehr schön ist, den Fortschritt zu sehen, den die Kinder in der kurzen Zeit bereits gemacht haben.
Mein Körper hingegen, hat bereits einen grossen Rückschritt gemacht. Nach einem Wochenende Gartenarbeit, habe ich bereits Muskelkater!

Zivi Anfang

Diese Woche beginnt nun mein Zivildienst Einsatz. Was genau auf mich zukommt, weiss ich noch nicht. Immerhin habe ich einen Stundenplan bis Mittwoch. Den von Donnerstag und Freitag ist von zwei anderen Schulhäusern in der gleichen Schulgemeinde. Diesen werde ich vor Ort bekommen.
Ich weiss also wo ich hin muss, aber wie ist und bleibt mir vorläufig ein Rätsel. Es gibt gefühlte 10000 Möglichkeiten mit dem öffentlichen Verkehr dort hin zu gelangen. Irgendwie schaffe ich es die ganze Woche, auch wenn selten so wie geplant.
Die zehn minütige Einführung kurz vor dem Unterricht reicht überhaupt nicht, um mich wirklich zurecht zu finden und meiner Rolle bewusst zu werden. Learning by doing also, vor allem auch beim Klassenzimmer, Lehrerumkleide fürs Turnen, Turnhalle und Hort suchen. zum Glück gibt es noch einen anderen Zivi an dieser Schule und das Lehrerteam ist auch sehr hilfsbereit.
Meine Funktion heisst ja Klassenassistent. Das heisst ich assistiere tatsächlich dem/der LehrerIn im regulären Unterricht. Ich betreue aber auch lernschwache, schlecht deutsch sprechende oder verhaltensauffällige Kinder. Ich arbeite mit ihnen alleine, in Gruppen oder in der Klasse. Im Turnen übernehme ich auch ein mal eine Halbklasse oder begleite am Mittag eine Gruppe Kindergärtner ins andere Schulhaus in den Hort. Dort bin ich jeden Mittag, esse mit den Kindern und betreue sie dabei. Auch nach der Schule bin ich ab und zu dort oder im Ufzgiclub.
Dadurch, dass ich kaum Pause habe den ganzen Tag, habe ich traumhafte Arbeitszeiten. Ich bin so früh zu Hause und muss so spät gehen wie seit meiner eigenen Schulzeit nicht mehr. ich weiss jetzt schon, dass ich die Zeit vermissen werde, wenn ich nicht mehr im Zivildienst bin. Ich kann nun so viele Dinge erledigen, die vorher immer liegen geblieben sind.
Alles in allem sind Kinder per se stressig, die speziellen insbesondere und für die bin ich ja da. Aber ich habe es mir viel strenger vorgestellt. Ohne wirkliche Verantwortung ist man einfach viel entspannter.