Odyssee nach Marrakesch

Es ist Eile geboten heute Morgen, aber schlussendlich sind wir sogar fünf Minuten zu früh und der Abschleppdienst einige zu spät. Bis alle Papiere ordnungsgemäss ausgefüllt und unser Gepäck dokumentiert ist, dauert es eine Weile. Es wird alles sehr genau genommen.

Natürlich schauen wir nochmals bei der Patisserie vorbei und gehen zum Büro des Busunternehmens. Es hat zu. Wir essen erst mal ein bisschen vom eben gekauften und setzen uns ins Kaffee gegenüber und bestellen Tee. Gleich darauf öffnet das Büro. Ich geh hinüber um Tickets zu kaufen, doch angeblich gibt es keinen Bus nach Marrakesch und der Angestellte verschwindet auch gleich wieder. Zuerst ein mal Tee trinken. Dann versuche ich es noch einmal, diesmal mit Verstärkung und der Gewissheit, das im Internet steht, dass es einen Bus gibt. Es fährt trotzdem keiner wegen den Überschwemmungen im November letzten Jahres. Wir müssen zuerst nach Tiznit und von dort aus gibt es einen. Na dann kaufen wir eben von Tiznit aus ein Ticket. Geht auch nicht, der Bus ist schon voll, es gibt jedoch am Abend noch einen. Na dann eben diesen…
Der Regionalbus lässt auf sich warten und wir machen es uns auf einer Mauer bequem. Als er endlich kommt, wissen wir nicht, wo wir unser Billet lösen müssen und steigen einfach mal ein. Das war die richtige Entscheidung, denn kurz nach der Abfahrt geht einer herum und kassiert ein. Die Busfahrt ist sehr amüsant. Ein paar albern immer wieder herum, spielen mit einem Lautsprecher mit Mikrofon und alle Passagiere lachen mit.
An unserem vorläufigen Ziel angekommen setzen wir uns auf eine Bank und essen etwas.
Danach schauen wir dem Treiben der Leute zu. Ab und an kommt jemand vorbei, fragt wie es geht und heisst uns Willkommen. Wir schlendern ein wenig durch die Altstadt und den Markt. Mit einem Koffer im Schlepptau macht das aber nicht so viel Spass. Es dauert noch etliche Stunden bis unser Bus fährt, trotzdem wollen wir mal schauen, wo die Haltestelle ist. Ich habe noch nie in meinem Leben ein Koffer besessen und war mir nicht richtig bewusst, dass sie keine grösseren Absätze mögen und kraks… bricht ein Rad ab. Jetzt heisst es Koffer tragen, toll mit dem restlichen Wasservorrat aus dem Bus drin.
Wir machen eine kurze Verschnaufpause, als uns ein Velofahrer zuwinkt. Ich winke zurück, was unweigerlich zur Folge hat, dass er zu uns kommt. Er hat einen tollen Laden, gratis Tee und so weiter. Das kennen wir ja bereits, haben aber sowieso nichts besseres zu tun. Der Koffer wird aufs Fahrrad geladen und es geht immer weiter in die Stadt hinein. Schlussendlich winkt er sogar noch ein Taxi herbei, dass er bezahlt und uns mitnimmt.
Wir verbringen sehr viel Zeit in seinem Geschäft und unterhalten uns beim Tee und beim
Stöbern durch die vielen alten Sachen. Er redet sehr gerne und schnell auf französisch, aber recht verständlich für uns. Was er erzählt ist auch meist sehr interessant und man hat das Gefühl, er weiss wovon er spricht. Sei es über Politik, Marokko und seine Probleme oder Familie.
Schlussendlich kaufen wir jede Menge Krimskrams. Ausser bei Nadines Babouches (Eine Art Leder-Hausschuhe) wissen wir eigentlich auch nicht wieso.

Mit dem Taxi gelangen wir zur Busstation. Für einen Franken und wir haben eher zu viel bezahlt. Wir setzen uns in ein Kaffee, trinken Tee und vertreiben uns die Zeit mit Lesen. Vor dem Busbüro essen wir das zweite Sandwich und warten und warten.. Dann merken wir, das wir unser Gepäck noch wägen und bezahlen müssen und warten erneut. Bis der Bus endlich kommt. Am Anfang lassen wir unsere Reise noch einmal mit den Fotos Revue passieren (eigentlich wollte ich ja bloggen…), essen die Letzten Kekse aus Zagora und versuchen dann zu Schlafen.
3/4 Stunden zu früh erreichen wir Marrakesch. Ich bin schlaftrunken und sehr verwirrt. Aber Nadine weiss, dass wir am richtigen Ort sind. Es sind noch erstaunlich viele Leute auf den Strassen und in den Kaffes. Es ist halb zwei in der Nacht und trotzdem empfängt uns eine ganze Gruppe Taxifahrer. Mit dem letzten bisschen Akku auf dem Handy finden wir heraus, das unser herausgesuchtes Hostel zu weit weg ist um zu Fuss zu gehen (mit Koffer tragen) und wir ein Taxi brauchen. Es kommt auch gleich wieder einer und bietet seine Dienste an, zu einem völlig überrissenen Preis. Er ist ein wenig verwirrt, als wir einfach ablehnen und geht am Schluss fast auf die Hälfte herunter.
Wir finden vom grossen Platz aus das richtige Gässlein und das Hostel, aber die Türen sind zu. Im Internet hiess es, es habe eine 24 Stunden Rezeption. Nach mehrmaligen Klingeln taucht dann doch jemand auf und man sieht ihm an, dass wir ihn geweckt haben. Im Internet waren noch alle Zimmer frei, er sagt uns aber, es ist alles besetzt. Er hat aber noch zwei Betten im Zelt auf dem Dach. Ist uns jetzt auch egal, wir nehmen auch das. Auch wenn schon jemand drin liegt.

 

Packtag

Ausser einer längeren Unterhaltung mit einem Schweizer Rentner und motivationslosen Packversuchen passiert nichts erwähnenswertes bis zum späteren Nachmittag.

Wir fühlen uns schon ziemlich Camper-pisser-mässig. Einfach rum zu hocken, nichts tun und die anderen Touristen in ihrem Treiben zu beobachten. Ein lustiges Ratespiel ist, das Herkunfsland eines Mobils herauszufinden, ohne das Nummernschild zu sehen. Gewisse Tendenzen gibts da nämlich.

Die Rezeption hat keinen Kopierer. Wir lassen uns stattdessen den Weg zu einem Zeitungsladen erklären, der so ein Gerät besitzt. Wir brauchen sowieso noch Brot als Proviant für morgen und wollen uns nach einer Tajine umschauen. Auch dafür holen wir uns, auch wenn eine ganz ungenaue, Wegbeschreibung.
Den Zeitungsladen finden wir nicht, deshalb fragen wir mal in der Post nach. Kopien gibt es hier keine, dafür nochmals einen Versuch uns zu erklären wo der Zeitungsladen ist. Diesmal werden wir fündig. In dem kleinen Kioskartigen Laden drängeln sich sehr viele Leute, die auch irgend eine Kopie oder sonst etwas brauchen und machen Lauthals auf sich aufmerksam.
Brot zu finden ist kein Problem, aber eine Tajine…  Wir fragen nach bei einem Händler, der uns Schmuck verkaufen oder gegen Handys oder sonst etwas tauschen will. Übrigens der einzige, der uns hier angesprochen hat. Es sind zwar einige Touristen unterwegs, aber man wird in Ruhe gelassen. Die Touristen wirken auch mehr integriert, fallen weniger auf und die Marrokaner haben gewisse Züge vom Surferstil übernommen, was ebenfalls zur Durchmischung beiträgt.
Wir bekommen also noch eine Beschreibung. Besser gesagt zwei, denn er weiss von zwei Läden. Sie sind beide ziemlich kompliziert und dazu noch französisch. Die zweite versuchen wir uns schon gar nicht zu merken und probieren die erste. Nach ein wenig herumschlendern finden wir sogar zwei Läden mit Tajinen. Der Preis ist so niedrig, das wir es nicht ein mal wagen zu handeln und nehmen gleich zwei. Also müssen beide von uns schleppen. Mit der Zeit sind sie ziemlich schwer. Das hält uns nicht davon ab, noch kurz bei der Pattisserie Halt zu machen. Wir kaufen ähnlich ein wie gestern, aber heute ist es fast doppelt so teuer, gleich teuer wie eine Tajine und immer noch sehr günstig.
Zurück beim Campingplatz eilt uns der Rezeptionist nach und teilt uns mit, dass der Abschleppdienst schon auf dem Weg ist und uns in einer Stunde erreicht. Ausserdem brauchen wir noch mehr Kopien unserer Papiere!
Ziemlich gestresst fangen wir an zu packen und rufen die Versicherung an. Die kann uns aber beruigen. Wir müssen erst morgen bereit sein, dafür schon um 8.00 Uhr. Wir packen trotzdem noch weiter und essen oder stopfen die letzten Reste der verderblichen Lebensmittel in zwei Fladenbrote für morgen. Wir hätten nicht gedacht, dass wir alles wegbringen, aber mit dem riesigen Topf Bohnen zum Schluss haben wir es geschafft.

Kofferkauf

Auf dem Campingplatz stehen nicht nur Dauercamper, sondern auch lustige Hippie Gruppen, ein paar Reisemobile und ein paar Familien in kleinen Transportern. Sehr improvisiert ausgebaut, aber sicher genau gleich zweckmässig wie unser Bus.

Der englische Motorradfahrer verabschiedet sich von uns, aber nicht bevor wir noch einmal länger mit ihm unterhalten haben.

Der Mechaniker kommt doch nicht, wie wir dann irgendwann von der Versicherung erfahren. Dafür haben wir ein Zeitpunkt für den Abschleppdienst. Übermorgen um 10.00 Uhr soll der Bus abgeholt werden. Jetzt bekommt unsere Abreise ein sehr definitiven Charakter. Ein ziemlich seltsames Gefühl.

Wir brauchen also einen Koffer für unser Gepäck, dass wir mit nach Hause nehmen wollen. Deshalb gehen wir am späten Nachmittag (früher wäre sowieso das meiste zu) in die Stadt. Durch einen mächtigen Zufall finden wir tatsächlich einen Laden mit Koffern. Auf dem kleinen Markt hat es nämlich nichts dergleichen.

Auf dem Rückweg kommen wir an einer Patisserie vorbei und sehen mal hinein. Die Ware sieht super lecker aus und wir gönnen uns etwas. Beziehungsweise ein bisschen mehr als etwas. In einem Kreisverkehr, der gleichzeitig als kleiner Park dient, machen wir Pause und verspeisen die Hälfte des gekauften. Wir wollen ja noch einen Dessert fürs Abendessen.

Wir erfahren noch, dass wir Kopien von meinem Pass brauchen. Das können wir aber auch noch morgen erledigen. Wir haben ja Zeit…

Humla muss nach Hause

Gestern Abend bot sich uns ein Lustiges Schauspiel. Es war irgend ein Marokkanischer Feiertag und wir hatten den Eindruck, jeder Jugendliche von ganz Sidi Ifni war auf den Beinen. Sie liefen schön herausgeputzt den Uferweg vor dem Camping auf und ab. Dazwischen immer wieder jemand in der traditionellen Djellabah, der Rest hätte, von der Kleidung her, auch gut direkt vom europäischen Ausgang kommen können.

Ich wollte schon lange mal schreiben, dass ich es faszinierend finde, wie viel man schlafen kann, wenn man Zeit hat. Mindestens drei Stunden mehr als zu Hause, Faulenzen am Morgen nicht mitgerechnet und es ginge sicher noch mehr. Zumindest bei mir. Da frag ich mich ob ich normalerweise unter massivem Schlafmangel leide, oder ob ich hier einfach zu viel schlafe. Daheim wäre es auf jeden Fall nicht umsetzbar, ausser ich würde auf jegliche Freizeit verzichten und nur noch arbeiten und essen. Es gibt aber auch seltene Tage wie gestern, da klappts einfach nicht mit einschlafen und man ist noch stundenlang wach. Langweilig wird es mir dann aber auch nicht. Ein hoch auf die Technik und ihre Unterhaltungselektronik.
Den Tag verbringen wir auf dem Campingplatz und warten erst mal auf Bescheid der Werkstatt. Irgendwann am Nachmittag haben wir Gewissheit. Der Bus muss nach Hause. Also setzen wir uns mit der Versicherung in Kontakt. Die Telefon Verbindung braucht mehrere Anläufe. Mit der marokkanischen Simkarte klappt es dann und die ganze Maschinerie kommt ins rollen. Der Rücktransport und die Heimreise sind auf jeden Fall gedeckt. Morgen (heute ist anscheinend immer noch Feiertag) kommt ein Mechaniker vorbei, obwohl wir den eigentlich nicht brauchen, wir wollen ja keine Reparatur vor Ort. Das sei aber zwingend, damit der Bus nach Hause geschickt werden kann. Wenn sie wollen, sollen sie doch einen schicken, machen darf er aber trotzdem nichts.
Wir freunden uns beim abwaschen mit einem englischen Motorradfahrer an und unterhalten uns sozusagen auf dem Rückweg zum Bus sehr lange mit ihm. Es geht vor allem ums Reisen und was man dabei Lernen kann von den verschiedenen Kulturen. Er ist durch seinen Beruf als Fotograf und selbsternannter „self unemployed“ schon sehr viel auf der Welt herum gekommen und weiss einiges zu erzählen.

Gegen Abend machen wir uns auf, das Städtchen anzuschauen. Es war früher unter Spanischer Herrschaft und man bemerkt den Einfluss noch heute. Auf den Strassen ist etwas los und die Kaffese gut besetzt. Ab und zu auch von einem Touristen. Was auffällt, sind die vielen ausländischen Hippies (sie sehen zumindest so aus). Auf dem Markt werden noch die letzten Fische verkauft und wir gehen zurück, um unsere Vorräte aufzuessen.
Viele neue Bilder sind nun online, ein paar auch in der Rubrik Essen.

Ende Gelände

Der Wind bläst ganz schön stark und deshalb müssen wir drinnen frühstücken. Nach einer Nacht Schlaf und ein Blick auf den Ölstand, wollen wir nicht mehr viel wagen und fahren gen Norden.

Nicht die abenteuerliche Strecke am Strand entlang, aber doch über eine Piste. Den Einstieg dafür haben wir viel näher in Erinnerung und mit den Gedanken an den Motor bin ich ziemlich gereizt. Die Abzweigung kommt dann doch noch. Die Piste ist bis zu einem Disneyland artigen Campingplatz mitten im nichts recht gut. Dann gilt es einen Fluss zu überqueren und die Piste wird schlechter und es wird schwer die richtige zu finden. Die Routenbeschreibung fängt an unserem Zielort an und ist recht ungenau, aber die Himmelsrichtung stimmt ungefähr. Wir kommen durch eine hügelige Halbwüste mit endlos vielen Kakteen. Viele davon sind auch angepflanzt. Wir rätseln darüber, was man wohl aus ihnen gewinnen kann. Öl vielleicht?!

Irgendwann treffen wir auf eine Strasse, die es zu Zeiten unseres Reiseführers wohl noch nicht gegeben hat. Die Karte auf dem Handy (haben gerade wieder etwas Internet erwischt) schon und sie führt nach Sidi Ifni. Nach einer erneuten Öl Kontrolle beim Mittagessen wird für uns klar das wir nur noch dort hin fahren und auf einen Campingplatz gehen. Weiterfahren trauen wir uns so nicht. Wir wollen erst mal auf eine Antwort von der Werkstatt warten. Natürlich ist, wie meist in solchen Fällen, Wochenende.
Kurz vor unserem Ziel sehen wir, dass es hier durchaus viel Wasser haben kann. Der Fluss hat eine ganze Brücke weggeschwemmt und weiter unten die halbe Strasse. Von der andern Seite ist sie gesperrt, von unserer aber nicht… Gegenverkehr haben wir trotzdem.

Der Camping ist sehr schnell gefunden. Nicht der hübscheste, dafür direkt am Meer und nahe an der Stadt, mit vielen (vorallem französischen) Dauercampern. Es sind aber auch zwei VW Busse da und zu diesen stellen wir uns hin.
Wir sehen es erst jetzt aber die VW Bus Werkstatt hat gestern doch noch zurückgeschrieben und das bestätigt, was ich befürchtet habe. Der Motor ist hinüber. Wir nehmen mal an, dass wir nun ohne Bus nach Hause reisen müssen. Im Moment nehmen wir es mit Humor und sind ein wenig überdreht. Ändern können wir ja doch nichts. Bei Kaffee sitzen wir unter unserem Vorzelt, das nur wenig gegen die Sonne hilft und schmieden Pläne für den Rest unserer Reise. Wir verbringen zunächst sicher einige Tage hier, geniessen die Wärme und essen alle unsere Vorräte auf. Dann wollen wir sicherlich noch Marrakesch sehen. Falls unser Gefährt abgeholt werden muss, nehmen wir einen Bus dort hin (8,5 h Fahrt!), bleiben dort mindestens eine Nacht in einem der hunderten Hostels und fahren weiter mit den ÖV nach Casablanca um nach Hause zu fliegen.
Das sind mal die ersten Pläne. Wir müssen das ganze mal noch sacken lassen, mit der Werkstatt telefonieren, mit der Versicherung reden und wenn es tatsächlich so kommt brauchen wir einen Rucksack oder Koffer!