Le Hobbit

Es ist sehr spannend in unserem ausführlichen Reiseführer zu stöbern, zu lesen und Routen zurecht zu legen. Wir sind jetzt schon einiges weiter als auch schon. Viele Stationen sind mehr oder weniger fix und wir wissen, wo wir durchfahren wollen. Wir erfahren viel über das vielschichtige Land und seine Leute. Es macht für uns den Eindruck, als hätte Marokko den Spagat zwischen dem westlichen und dem Arabisch islamisch- und berberischen gut gemeistert. Es hat sogar schon etliche Male eine Vermittlerrolle eingenommen. Was nicht heisst, das es nicht mit vielen eigenen Problemen zu kämpfen hat.

Als wir aus dem Bus kommen, sind bereits Leute auf dem Feld an der Arbeit. Hier wird jedes Fleckchen fruchtbare Erde bestellt und es leuchten die Hügel in einem intensiven Grün.

Unser Bus ist irgendwo auf der Beifahrerseite nicht ganz dicht und es regnet ein wenig hinein. Viel mehr als ignorieren können wir es nicht, denn wir wissen nicht woher es kommt.
Wir fahren weiter nach Fes. Es ist schön, wieder in einer Region zu sein, in der man von den Fussgängern ab und zu gegrüsst wird. Man bekommt sogar Schulterklopfer von Polizisten bei einer Kontrolle!

Die Stadt ist schnell erreicht und bald sind wir mitten drin im Gewusel. Eine Abzweigung haben wir falsch genommen und schon ist es passiert. Am Stadtrand stehen überall Busse, Last- und Lieferwagen und Dreirädrige Motorräder mit Ladefläche die Menschen und Waren in die Stadt bringen. Der Verkehr ist dementsprechend chaotisch, aber trotzdem gut zu meistern. Nadine meint, es sei ähnlich wie in Vietnam, nur dass dort jeder freie Zwischenraum mit Mofas gefüllt ist. Ein bisschen weiter landen wir mitten im Markt. Schrittempo erreichen wir kaum, doch so erhaschen wir erste Einblicke ins marokkanische Stadt treiben. Zu allem Überfluss geraten wir noch in eine Einbahnstrasse. Von der falschen Richtung her, versteht sich. Eine Tafel haben wir nicht gesehen, aber die entgegenkommenden Automobilisten weisen uns darauf hin. Wir schaffen es wieder hinaus und auch das Navi auf dem Handy funktioniert nun. Wir haben mit unserer Simkarte einen super Deal gemacht, was die Leistungen angeht, doch das Internet funktioniert auf dem Land kaum. Jetzt in der Stadt reicht es für die Navigation. Das Kino in der Neustadt finden wir auf Anhieb und auch ein bewachter Parkplatz ist in der Nähe.
Dort essen wir zuerst mal zu Mittag und laden die Blogs gleich mit Bildern hoch. Dann schauen wir nochmals, wann der Hobbit läuft. Es bleibt uns mehr als genug Zeit, herumzuschlendern. In der Neustadt sind die Häuser recht neu und von den Reicheren gebaut. Die Strassen sind breit und lärmig und auf dem Gehweg flanieren auch sehr westlich gekleidete Leute (ja, auch viele Frauen ohne Kopftuch). In den hintern Strassen ist es ruhiger und „marokkanischer“, mit vielen kleinen Geschäften und Teestuben.
Wieder beim nun offenen Kino, kaufen wir uns zwei Karten und versuchen uns an den französischen Filmzeitschriften. Wir müssen uns auf die Sprache einstimmen, wenn wir vom Film etwas verstehen wollen. Es scheint hier üblich zu sein zu spät zur Vorstellung zu kommen oder mittendrin aufzustehen und hinaus zu gehen. Wirklich stören tut es nicht, ist aber schon ein wenig irritierend. Den Film Wort für Wort zu verstehen geben wir schnell auf, aber die Zusammenhänge lassen sich leicht erschlissen, und die Dialoge können wir meist im groben verstehen. Wir haben ja das Buch gelesen. Uns hat es beiden auf jeden fall gut gefallen.
Nun fahren wir zum Campingplatz. Ich habe schon vermutet, dass es der selbe ist, auf dem ich vor ein paar Jahren schon einmal war. Und tatsächlich. Aber der Eingang ist nicht mehr am selben Ort. Ein Mann erklärt uns, dass wir einmal rundherum fahren müssen. Dort sieht es auch völlig anderst aus. Eine prunkvolle Rezeption mit vielen Bungalows daneben steht dort und auch die sanitären Anlagen sind neu.

Nachdem wir uns eingerichtet haben kommt ein sympatischer Marokkaner zu uns und spricht uns in gutem Deutsch an. Er ist ein offizieller Fremdenführer (inoffizielle beziehungsweise illegale gibt es auch viele, aufdringliche bis hin zu gefährlichen in der Stadt). Er würde uns gerne Fes zeigen. Was er uns erzählt klingt gut und auch der Preis scheint angemessen zu sein. Wir hatten uns das ohnehin überlegt, weil Fes so gross ist und auch viel zu bieten hat. Also sagen wir zu, uns morgen Früh mit ihm zu treffen.

Nach einem gelungenen Versuch, selbst Nudelsuppe zu machen, statten wir unseren einzigen Nachbarn einen Besuch ab.

Rund um ein grosses Feuer sitzt eine lustige Truppe aus Holland, die in Spanien lebt. Sie sind sozusagen auf einer Testfahrt bis nach Dakar für die nächste Reise. Aber auch diese Tour haben sie bereits getestet, beziehungsweise ihre Autos (top ausgerüstete Landrover und ein Landcruiser, sogar mit Offroadanhäner), mit einem Ausflug rund um Marokko vor ein paar Monaten. 2015 wollen sie bis nach China fahren. Nach einem Bier mit ihnen gehen die Jungen ins Bett. Wir sind müde.

Schreibe einen Kommentar