Wieder nach Bülach

Diesen Samstag ist grosses Familienfest von Nadines Familie. Weil wir also sowieso ins Unterland müssen haben wir einige Termine um dieses Wochenende gelegt. Heute ist noch ein „längster-Tag-Apéro“ bei Nadines Eltern/Grosseltern. Darum sind wir bereits heute nach dem Mittag auf dem Weg nach unten und holen bei meinem Onkel Peach mein Schweissgerät ab, um die Kaffeemühle zu reparieren.

Am Morgen habe ich noch ein wenig an der jetzigen Küche herum gegraben:

Tag der Arbeit

Heute ist Sonntag, und am Sonntag morgen geht man Dim Sum essen mit der Familie. Das ist zwar eher eine chinesische Tradition, aber hat sich auch hier verbreitet. Es ist nicht ein spezielles Essen, sondern zeichnet sich eigentlich dadurch aus, dass das meiste gedämpft ist und in kleinen Häppchen serviert wird.

Es schmekt mir sehr gut. Das meiste jedenfalls. Quallen zum Beispiel sind nicht so mein Fall. Das ganze spielt sich in einem Restaurant eines fünf Sterne Hotels ab. Zu meinen Punk zeiten hätte ich jeden ausgelacht, der gesagt hätte, dass ich solche Ferien mal machen werde. Aber hier kann man es sich auch leisten. Für die sieben vollgestopften Bäuche zahlen wir nicht einmal 100 Franken hier.
Es ist 1. Mai und in einem kommunistischen Land wie Vietnam ist das ein hoher Feiertag. Die Strassen sind geschmückt und vieles hat geschlossen, was an normalen Sonntagen sonst offen hätte. Auch morgen ist noch Frei, weil der Tag der Arbeit auf den Sonntag fiel. Finde ich sehr fair, könnte man bei uns auch mal einführen.
Die Schweiz hat dafür andere Vorzüge. Einer wäre das Recht auf Demonstration. Das gibt es hier nicht. Im Gegenteil, es ist streng verboten. Trotzdem wird es seit jüngerer Zeit gemacht und wir geraten mitten hinein.
Kurz vor einem Delikatessenladen, den wir besuchen wollen, hören wir Lautsprecher-Durchsagen und bald darauf sehen wir etliche Polizeiautos. Wir können gerade noch die Strasse überqueren, bevor der Verkehr im völligen Chaos versinkt und dann zum erliegen kommt. Vom Laden aus beobachte ich das Schauspiel. Es sind vieleicht 200 Demonstranten, wenn überhaupt. Das Personelle Aufgebot der Polizei aber, hätte die Stapo Zürich vor Neid erblassen lassen.
Wieder zu Hause, erfahren wir aus dem Internet genaueres über die Demonstration. In ganz Vietnam gingen die Leute auf die Strasse gegen ein Grossunternehmen, das Abfälle ins Meer leitet und so ein riesiges  Fischsterben auslöst. Es sollen sogar schon Menschen an den Folgen gestorben sein. Die verstörenden und zugleich traurigen Argumente der Firma zu den Fischern: „Wir haben euch ja gesagt ihr müsst euch einen neuen Job suchen.“ und: „Entweder man fängt Fische oder entwickelt sich weiter in der Industrie, man kann nicht beides haben.“
Facebook ist nun gesperrt…. Wir sind hier eben nicht in einem freien Land. Es ist noch immer ein Regime, das die Existenz einer Opposition verbietet. Wobei man klar sagen kann , dass ein Wandel stattfindet. So etwas geht ja bekanntlich nicht von heute auf morgen.
Den Nachmittag verbiringen wir mit baden, Golf üben, Ping Pong, bloggen und lesen. Mein Buch neigt sich dem Ende zu und Nadine beginnt ihr drittes.
Beim allabendlichen Apéro auf dem Turm schmieden wir den Plan für unsere verbleibenden Tage hier. Wir haben noch einiges vor!

Endlich Ferien

Dieser Titel mag euch wohl eher seltsam erscheinen, aber wir hatten tatsächlich lange keine richtigen Ferien mehr. Zumindest im klassischen Sinne. Reisen ist definitiv nicht gleich Ferien! Das ist ganz und gar nicht wertend gemeint, aber es ist einfach nicht das selbe. Seit wir weg waren war ich ein paar mal in Lagern und über Weihnacht/Neujahr zu Hause am arbeiten. Nadine war auch meist daheim und gemeinsam waren wir lediglich auf kleineren Ausflügen.

Wir sind tatsächlich total ferienreif und zählen seit Wochen schon die Tage. Ausserdem steigt das Reisefieber im Moment exponentiell. Reiseblogs, reisen mit Kindern, spannende Destinationen, nach Frankreich zu meinem Onkel wohnen gehen, Geld sparen und so weiter sind häufige Gesprächsthemen. Aber erstmal sind so richtige Ferien angesagt. Wir fliegen nach Vietnam!
Am Freitag Abend von der Arbeit nach Hause, duschen und schon gehts los. Mit Nadines Mutter Susanne und ihrem kleinsten Bruder Dylan, werden wir von Jan, ihrem mittleren Bruder mit dem VW Bus an den Flughafen gefahren. Er wird einen Tag später nachkommen mit seiner Freundin Sandra. Oli, der älteste Bruder und Nguyen, ihr Vater sind bereits dort. Nguyen lebt geschäftsbedingt etwa zur hälfte der Zeit in Ho Chi Minh City (ehemals Saigon) und besitzt deshalb dort ein Haus.
Flughafen Zürich
Nach sechs Stunden Flug sind wir in Dubai und nach einer schier endlosen Odyssee am Flughafen und weiteren sechs Stunden über den Wolken, bereits an unserem Ziel. Als wir den Flughafen verlassen schlägt uns die feuchte Hitze voll ins Gesicht und der Abendlärm der Grossstadt dringt in unsere Ohren. Wir werden vom Fahrer von Nguyen zum Haus chauffiert und ich kann erste Eindrücke sammeln. Ich war noch sehr selten in einer so grossen Stadt und noch gar nie in Asien. Es ist alles so anders und doch so vertraut. Dieses Gefühl verstärkt sich im laufe der Zeit immer mehr. Als wir in Marokko waren, sagte Nadine, es würde sie an Vietnam erinnern. Mir geht es genau gleich, einfach in die umgekehrte Richtung.
Oli übt gerade Golf und Nguyen ist noch nicht zu Hause. Wir schauen uns kurz um, verteilen die Zimmer und räumen das Gepäck ein. Bei einem Apéro auf dem hauseigenen Turm, kommen wir das erste mal in den Ferien an.