Heute ist Sonntag, und am Sonntag morgen geht man Dim Sum essen mit der Familie. Das ist zwar eher eine chinesische Tradition, aber hat sich auch hier verbreitet. Es ist nicht ein spezielles Essen, sondern zeichnet sich eigentlich dadurch aus, dass das meiste gedämpft ist und in kleinen Häppchen serviert wird.
Es schmekt mir sehr gut. Das meiste jedenfalls. Quallen zum Beispiel sind nicht so mein Fall. Das ganze spielt sich in einem Restaurant eines fünf Sterne Hotels ab. Zu meinen Punk zeiten hätte ich jeden ausgelacht, der gesagt hätte, dass ich solche Ferien mal machen werde. Aber hier kann man es sich auch leisten. Für die sieben vollgestopften Bäuche zahlen wir nicht einmal 100 Franken hier.
Es ist 1. Mai und in einem kommunistischen Land wie Vietnam ist das ein hoher Feiertag. Die Strassen sind geschmückt und vieles hat geschlossen, was an normalen Sonntagen sonst offen hätte. Auch morgen ist noch Frei, weil der Tag der Arbeit auf den Sonntag fiel. Finde ich sehr fair, könnte man bei uns auch mal einführen.
Die Schweiz hat dafür andere Vorzüge. Einer wäre das Recht auf Demonstration. Das gibt es hier nicht. Im Gegenteil, es ist streng verboten. Trotzdem wird es seit jüngerer Zeit gemacht und wir geraten mitten hinein.
Kurz vor einem Delikatessenladen, den wir besuchen wollen, hören wir Lautsprecher-Durchsagen und bald darauf sehen wir etliche Polizeiautos. Wir können gerade noch die Strasse überqueren, bevor der Verkehr im völligen Chaos versinkt und dann zum erliegen kommt. Vom Laden aus beobachte ich das Schauspiel. Es sind vieleicht 200 Demonstranten, wenn überhaupt. Das Personelle Aufgebot der Polizei aber, hätte die Stapo Zürich vor Neid erblassen lassen.
Wieder zu Hause, erfahren wir aus dem Internet genaueres über die Demonstration. In ganz Vietnam gingen die Leute auf die Strasse gegen ein Grossunternehmen, das Abfälle ins Meer leitet und so ein riesiges Fischsterben auslöst. Es sollen sogar schon Menschen an den Folgen gestorben sein. Die verstörenden und zugleich traurigen Argumente der Firma zu den Fischern: „Wir haben euch ja gesagt ihr müsst euch einen neuen Job suchen.“ und: „Entweder man fängt Fische oder entwickelt sich weiter in der Industrie, man kann nicht beides haben.“
Facebook ist nun gesperrt…. Wir sind hier eben nicht in einem freien Land. Es ist noch immer ein Regime, das die Existenz einer Opposition verbietet. Wobei man klar sagen kann , dass ein Wandel stattfindet. So etwas geht ja bekanntlich nicht von heute auf morgen.
Den Nachmittag verbiringen wir mit baden, Golf üben, Ping Pong, bloggen und lesen. Mein Buch neigt sich dem Ende zu und Nadine beginnt ihr drittes.
Beim allabendlichen Apéro auf dem Turm schmieden wir den Plan für unsere verbleibenden Tage hier. Wir haben noch einiges vor!