Corona, ich muss kurz ausholen

Mich hat es nun auch erwischt. Ich hab mich hingesetzt und wollte darüber berichten, aber ich musste kurz ausholen:

Covid ist so omnipräsent und doch war das Virus für mich doch etwas in die ferne gerückt. Es begleitet uns schon so lange, dass das „neue Normal“ doch Einzug gehalten hat. Die Zahlen sind so hoch wie nie, trotzdem scheint sich das Leben einigermassen normalisiert zu haben. Auch dank Zertifikat und co. das heute zum Glück per Abstimmung im Gesetzt verankert wurde. Eine (leider nicht so grosse) Mehrheit ist geimpft. Für die ist das Ansteckungsrisiko erheblich kleiner, die Verläufe viel milder. Bei den Impfverweigerer sieht das ganze nicht so rosig aus. Aber bei aller Menschenliebe, ich habe kein Mitleid mehr mit schwurblern auf der Intensivstation. Da kommt das grosse Wort „Selbstverantwortung“ ins Spiel. Man ist selber dafür verantwortlich, sich zu schützen, und wenn man das nicht tut, ist man schlicht und einfach selber Schuld.

Als Schwurbler ist man aber nicht nur Schuld an seiner eigenen Misere, wenn es einem selbst trifft (wobei die Wahrscheinlichkeit dafür nicht einmal so hoch ist, bei all den Schutzmassnahmen). Nein, man ist auch mitverantwortlich für die momentane, epidemiologische Situation. Hätten wir eine höhere Impfquote,  müssten wir nicht über eine Impfpflicht diskutieren, die Gesellschaft würde sich nicht vermeintlich spalten, wir müssten nicht ständig Angst vor dem Kollaps des Gesundheitssystems haben, Chemoterapien und wichtige Operationen müssten nicht verschoben werden, Ich müsste viel weniger Angst um mein Kind haben, dass ich noch nicht gegen Covid impfen lassen kann, das Personal im Gesundheitswesen müsste nicht ständig auf dem Zahnfleisch gehen, es gäbe weniger psychische Krankheiten und Suizide, wir hätten längst viel mehr von unserem „normalen“ Leben zurück.

Es ist ein absolut egoistischer Akt, seine angebliche Freiheit höher zu Gewichten. Als die Freiheit der Gesamtbevölkerung. In Einer Demokratie darf jeder seine eigene Meinung haben. Man darf ein Arschloch sein, muss sich aber nicht wundern, wenn man auch wie eines behandelt wird. Man darf auch nur so fest Arschloch sein, wie das Gesetz erlaubt. Die ach so freie Schweiz, hat ganz viele Gesetze, die uns ein Zusammenleben mit den unterschiedlichsten Ansichten ermöglichen. Ja die können einzelne Individuen stark einschränken, um die Freiheit von uns allen zu gewährleisten.

Ich bin kein Freund von Überregulierung, von Gesetzen und schon gar nicht von Repression. Im herzen bin ich immer noch der fünfzehn jährige, mit dem Anarchismus liebäugelnde Springerstiefel tragende Irokese. Doch wir befinden uns hier in einer Pandemie, eine Weltweite, humanitäre, gesundheitliche Katastrophe. Jeder zweite Science Fiction Film handelt davon. Nur gibt es halt nicht so viel her als Blockbuster, wenn praktisch alle Regierungen auf der Welt, zusammen mit Wissenschaftlern und den grossen Pharma Multis (ja, sind mir auch unsympathisch) versuchen mit möglichst humanen Massnahmen die Menschheit zu schützen. Dazu gehören auch Massnahmen, die durch die Regierung erlassen werden. Regeln, die uns alle schützen, aber wie jede andere Regel, nicht allen passen.

Njam njam

„Was issisch dän du no als Veganer?!“ Das: 


unter anderem.. ich hab mal Geschrieben, vegan sein sei ein Verzicht. Stimmt natürlich. Mittlerweile nehme ich das gar nicht mehr wahr. Im Gegenteil. Es ist eine Bereicherung. Einerseits, weil man viel mehr ausprobiert und andererseits, weil man das Essen viel mehr schätzt. Es ist immer noch etwas spezielles, wenn ich an der tanke ein Veganes Eis finde oder jemand extra wegen mir vegan kocht. Vielen, vielen Dank an die fleissigen Köche, bäcker und konditoren, die mich verköstigen, trotz Veganismus.

Nadines Bruder Jan hat mal gesagt er würde gerne öfters vegane Desserts machen (was er jetzt auch tut), er habe aber keine Rezepte. Daraufhin hat Nadine ihm ein Kochbuch geschenkt. Ich habe dann auf sein geheiss hin überall ein Zettelchen hineingeklebt, was ich gerne probieren würde. Es war verdammt schwer, unter der Hälfte der Anzahl Rezepte zu bleiben:

Mittlerweile bekommt man fast alles um nahezu alles in vegan zu machen. Und natürlich kann man auch auswärts essen gehen. Pommes gibts fast überall und geht immer. Aber wenn man sich ein bisschen informiert findet man (immer mehr), viele ganz tolle Sachen:

mein Lieblingskaffee: Sprössling am Schaffhauserplatz in Zürich

Ein veganes, vietnamesisches Restaurant in Mannheim

Bleifrei

In unserer WG waren wir uns Ende Dezember einig. Wir haben zu viel Alkohol getrunken in letzter Zeit. Es reicht!

Darum beschliessen wir, einen Alkohofreien Januar. Aber halt.. ich hab da noch ein Klassentreffen, Anina hat noch Geburtstag, wir gehen zusammen an ein Konzert und so weiter.. na gut, wir haben je drei Jocker zu Verfügung, die wir selber einsetzen können, dafür wird die Frist verlängert, bis Mitte Februar, bis Aninas Freund Kaitan vom Reisen wieder da ist.

Ich habe das Gefühl ich trinke sehr wenig Alkohol. Alleine zu Hause sowieso nicht. Wenn man ganz darauf verzichtet, wird einem wiedermal krass vor Augen geführt, das man falsch liegt (wie beim Fleisch). Ich trinke nur bei speziellen Gelegenheiten, die gibt es aber zu hauf. Ein Problem zu verzichten ist es aber nicht. Es wäre vielfach einfach noch nett, ein Glas Wein oder ein Bier zu trinken, man kann es aber gerade so gut sein lassen. Die Reaktionen der andern sind ganz natürlich und dennoch eigentlich ein wenig verstörend. Man wird sofort gefragt, warum man dann kein Alkohol trinke. Man muss sich also rechtfertigen, für etwas das man nicht tut. in unserem Fall kein Problem. Wir haben ja eine Abmachung auf die man verweisen kann. Was ist aber, wenn man einfach ein bisschen weniger (häufig) trinken will? Dann kommt man schnell in Erklärungsnotstand. Es ist ja von allen nicht böse gemeint, aber ein gewisser Gruppendruck entsteht automatisch und statt sich zu erklären nimmt man dann doch ein Bier. Das sollte doch umgekehrt sein! Alkohol ist schliesslich die Droge mit den meisten Toten und richtet fast in jedem Organ des Körpers schaden an.. Versteht mich nicht falsch.. ich mag Alkohol, manchmal auch ein wenig zu sehr, und ich habe auch keinen Lösung wie man das umkehren kann. Wahrscheinlich würde es schon viel helfen, wenn man einfach gar nicht mehr nach dem Wieso fragt.

Auf jeden fall haben wir die Alkoholfreie Zeit gut überstanden. Ich habe eine Erwartungen übertroffen und habe nur einen Jocker gebraucht und Nadine sogar gar keinen!

Vegan sein

Ich habe mich sehr gefragt, ob es wohl schwierig wird. Und nach ein paar Wochen kann ich sagen, eigentlich überhaupt nicht. Vor allem zu Hause ist es voll easy.

Es gibt aber gewisse Situationen, die etwas doof sind. Zum Beispiel:

Beim WWF gibts in unserer Abteilung das Gipfeltreffen. Man trifft sich zu Kaffee und Gipfeli. Natürlich nicht vegan, obwohl das eigentlich kein Problem wäre. Zum Glück habe ich etwas dabei. Fast immer steht in der Cafeteria etwas zum naschen. Aber ist das vegan? Keine Ahnung.. es ist ja nicht mehr verpackt..

Bei einem Workshop der Stadt Bülach gibt es ein offeriertes Mittagessen und ich habe vergessen mich vorgängig zu melden. Es gibt viel verschiedenes. Gerade mal ein Brötchen ist (vielleicht) vegan. Mein Fehler. Nächstes mal bin ich halt so ein nerviger Veganer der nachfragt. Dann wird es vielleicht irgendwann normal, dass etwas veganes angeboten wird.

Beim Arbeiten als Gärtner werde ich ab und zu zum Znüni eingeladen. Dann gibt es Guezli, gipfeli, schöggeli.. alles nicht vegan. Dann kann es unangenehm sein, alles abzulehnen und zu sagen dass man veganer ist. Immerhin zahlen die meinen Lohn und sie sollten mich sympathisch finden. Andererseits, will ich Menschen als Kunden, die keine veganer mögen? Hmm.. ich will mir diese Frage gar nicht stellen müssen.

Ans ständige Nachfragen im Restaurant ob etwas vegan ist muss ich mich noch gewöhnen. Kann ich den Angestellten überhaupt trauen? Ich war in einem Restaurant und habe den Veggie Burger bestellt, nachdem ich nachgefragt habe. Sie war unsicher und hat jemand anderen gefragt. Antwort: „Jaja“ Die Joghurtsauce drin hat mich dann weiter zweifeln lassen…

Es gibt auch sehr schöne Erlebnisse. Bei unserem mehr oder weniger regelmässigen „Bier und Kuchen“-Treffen hat der Gastgeber von sich aus für alle veganen Kuchen und Schoggimous gemacht☺️. Danke Ivy!

Wir waren bei Freunden zum Abendessen eingeladen. Zwei Tage davor fällt mir ein, dass ich vielleicht noch sagen sollte, dass ich Veganer bin. Die antwort: „Klar, haben wir auf Insta gesehen, wir kochen auch noch vegan. Mega! Das erwarte ich überhaupt nicht, ich will ja nicht zur last fallen. Um so schöner ist es.

Auch toll ist, (dass durch mich) viel über die Ernährung geredet wird. Ich will niemanden „bekehren“ (auch wens schön wäre), ich will aber grundsätzlich einen bewussteren Umgang mit tierischen Produkten. Wir sind auf einem guten Weg dorthin, zumindest in meiner sozialen Blase.

Im Steakhouse Meats gibt es einen veganen Burger. Ein bisschen seltsam für ein Fleischlokal, aber super für mich, dann muss ich nicht bloss Pommes essen, wenn ich mit Freunden dort hin gehe. Ein Blick auf die online Karte hat genügt, um das herauszufinden.

Das Italienische Restaurant Venezia hat nichts vegetarisches im Angebot. Aber wenn man anruft und fragt, wird einem versichert, dass sie sicher etwas veganes zubereiten können.

Ich habe es natürlich nicht ganz geschafft konsequent zu sein. Nicht, weil ich nicht wollte..

Zum Beispiel habe ich Rivella getrunken. Eigentlich weiss ja jedes Kind, dass da Milchserum drin ist…

Oder ein Sugus im Wartezimmer beim Augenarzt, ups.

Auf dem Pizzabrot zum Salat hatte es kaum erkennbaren Käse, hoppla.

Das Sorbet war sehr cremig, war da Milch drin??

Es wird mir immer wieder passieren, aber ich bin sicher es wird weniger. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Ernährungsform. Der Verzicht ist gar kein Problem. Im Gegenteil, was mir eher zu schaffen macht ist, das einem vor Augen geführt wir wie viel tierische Produkte alle andern konsumieren.

Neuahrsvorsätze

Find ich eigentlich doof. Wenn man etwas ändern will, dann mach es doch einfach! Da braucht es doch nicht ein neues Jahr dazu, um einen Monat später sowieso wieder in die alten Muster zurück zu fallen.

Manchmal ist aber eine klarer Zeitpunkt von Vorteil. Ich bin am 1.1.2019 Vegetarier geworden und spiele seit längerem mit dem Gedanken, vegan zu leben. Es ist die logische Konsequenz, wenn man zu den Tieren, der Umwelt und sich selber schauen will. Zu Hause essen wir fast immer vegan. Doch Auswärts, bei Freunden oder unterwegs ist es recht mühsam. Man muss sich sehr aktiv gegen tierische Produkte wehren und eckt dadurch an und verursacht Mehraufwand. Als Teilzeitveganer ist das jedes mal aufs neue ein kleiner innerlicher Kampf. Darum habe ich mich dazu entschlossen, ganz vegan zu leben. Dann ist es einfach klar. Es gibt keine Diskussion, kein soll ich oder nicht. Die Entscheidung fühlt sich gut an. Aber eine kleine Unsicherheit bleibt. Wie nimmt mein Umfeld das auf? Ist das für sie handelbar? Wird das nicht extrem mühsam für alle andern? Fragen, die eigentlich völlig nichtig sind, im Bezug auf das grosse ganze, den Klimawandel, die Massentierhaltung und so weiter..

Ps. Weinachtsguezli aufessen zählt nicht.

Nichts neues mehr. Meine Nachhaltigkeit.

Wenn man beim Footprint Rechner seinen ökologischen Fussabdruck berechnen lässt, erschrickt man meist. Ich auf jeden Fall! So eine gewaltige Menge an CO2. Da wären ein Paar Erden notwendig, für leute wie mich.. und ich beschäftige mich ja doch des öfteren mit dem Thema.

Aber man kann sehr viel tun. Drei grosse Punkte, die man einfach beeinflussen kann sind die Ernährung, der Transport und der Konsum. Die ersten zwei Punkte habe ich schon in Angriff genommen. Ich bin Vegetarier geworden und esse sonstige tierische Produkte nur noch selten. Ausserdem kaufen wir möglichst regional, saisonal und unverpackt ein.

Ich verzichte wo es geht auf das Auto (Ausflüge mit dem Bus als Schlafplatz mal ausgenommen). Im Winter ist er nicht ein mal eingelösst. Und Ich habe beschlossen nicht mehr zu fliegen.

Beim Konsum ist es schon etwas schwieriger, sich klar fest zu legen. „weniger“ konsumieren ist sehr diffus und kaum messbar. Darum habe ich mir vorgenommen einfach nichts neues mehr zu kaufen. Ausgenommen natürlich Esswaren und Dinge wie WC Papier (Taschentücher hingegen brauche ich nur noch solche aus Stoff, genauer gesagt, Stoffresten).

Das meiste, was man kauft, ist gar nicht nötig. Man hat sooo viel Krempel zu Hause. Meist findet man sogar bei sich selbst einen Ersatz, für das, was man eigentlich kaufen wollte. Oder man nimmt etwas, dass man schon hat und baut es um, hübscht es auf, oder was auch immer.

Wenn das nicht geht, kann man das Objekt der Begierde oftmals auch ausleihen, denn sind wir mal ehrlich. Viele dinge brauchen wir extrem selten. Da lohnt es sich sogar zu mieten. (Zum Beispiel auf der Mietplatform https://www.sharely.ch.

Wenn man dort auch nicht fündig wird, oder seine Socken doch lieber selber besitzt, gibt es fast alles gebraucht. Sei es auf Flohmärkten, in Brokenhäuser, auf Facebook oder www.ricardo.ch. Es mag mühsam erscheint, doch es macht sogar Spass auf die Jagt nach einem guten Gebraucht-Gegenstand zu gehen. Das Erfolgserlebnis ist ungemein grösser, als wenn man einfach etwas von der Stange kauft und hat Zeit, sich zu überlegen, ob man ihn auch wirklich braucht.

Alleine mit dem nicht kaufen ist es aber noch nicht getan. Ich war vor kurzem an der Büüli-Mäss und habe mir doch tatsächlich ein Hipsterbag als Werbegeschenk andrehen lassen. Auch sonst ist es nicht ganz einfach mit den Geschenken. Das muss man klar kommunizieren und das braucht etwas Überwindung und Zeit.

Konsum bringt ja bekanntlich Befriedigung. Die Kunst besteht meines erachtens darin, das ganze um zu drehen. Viele sagen Vegi sein, weniger Konsumieren, nicht Fliegen etc. sei gar kein Verzicht. Meiner Meinung nach stimmt das überhaupt nicht. Es ist ein Verzicht! Ein grosser sogar, aber einer, der richtig viel Freude machen kann. Ich fühle mich gut, wenn ich etwas nicht gekauft habe, oder eine Aubergine auf dem Grill habe. Nicht weil ich gegrilltes Gemüse so toll finde, nicht weil ich Fleisch nicht mag, nein. Weil ich etwas gutes aus Überzeugung machen kann (oder eben nicht tue) und auch einhalte.

Reisen ist toll

Reisen ist super, das höchste der Gefühle, das Beste was man machen kann. Man hört es von überall her. Vor allem die sozialen Medien zeichnen dieses Bild stark mit. Ich stimme dem voll und ganz zu, aber es führt dazu, das sich alle das blaue vom Himmel erträumen und zu hohe Erwartungen haben. Es ist immer schön. Mit dem Menschen den du am meisten liebst verbringst du all deine Zeit in völliger Freiheit und kannst nur geniessen. Da muss man doch immer überglücklich sein!? Immer!

Man kann eben nicht ständig glücklich sein. Das Glück braucht Unglück, um sich davon abzuheben und das fehlt auf Reisen über weite Strecken. Wenn etwas nicht ganz so ist, wie man es will, dann ändert man es eben, damit es wieder stimmt. Das führt dazu, das man sich selbst unter Druck setzt, man muss doch immer fröhlich sein, weil man alles hat. Das kann gefährlich sein und sogar zu Reisedepressionen führen. Denn wenn das ja alles ist, was ich mir je erträumt habe und es mich nicht glücklich macht, wie soll ich dann jemals glücklich sein?

Es sind eben nicht die Umstände die einem zufrieden machen, sondern jeder ist selbst dafür verantwortlich das was er hat, zu schätzen und mit sich selbst zufrieden zu sein. Nicht zuletzt muss man Unzufriedenheiten auch als Teil des ganzen akzeptieren und sie vielleicht sogar zu schätzen Wissen.

Nicht das ihr jetzt denkt wir geniessen unsere Reise nicht, ganz im Gegenteil, aber halt nicht immer gleich fest.

Eine andere Art zu Reisen

Auf unserer letzten Reise durch Europa waren wir anders unterwegs als jetzt durch Australien. Als wir mit dem Bus unterwegs waren, war viel mehr der Weg das Ziel. Wir sind einfach mal darauf los gefahren und haben so neue Landschaften und Gebiete entdeckt.

In Australien ist das etwas anders. Die Distanzen sind so riesig, dass man viel mehr planen muss. Welche Strasse man nimmt bestimmt die nächsten 1000km. Man kann zwar immer wieder davon wegfahren, aber schlussendlich führt nur die eine in die gewünschte Richtung.

So fährt man diese eine Strasse und zweigt ab und zu ab, um sich eine schön beschilderte Sehenswürdigkeit an zu sehen. Ich will das nicht schlecht reden, im Gegenteil. Es ist wahnsinnig cool, was die australische Regierung ihren Touristen hier bietet. Es ist einfach etwas anderes und manchmal kommt man sich schon ein wenig wie ein Massentourist vor, wenn man immer wieder die gleichen Leute sieht, obwohl man doch als Individualreisender unterwegs ist.

Über Nachhaltigkeit

Während den langen Autofahrten hat man viel Zeit sich über alles mögliche Gedanken zu machen und zu diskutieren. Ich bin ein totaler Fan von Verkausplatformen wie Ricardo, Tauschbörsen wie exsila.ch und Ausleih-Seiten wie sharely. Man muss nicht alles haben, man kann es auch tauschen oder sich leihen. Und wenn doch, dann kann es doch auch gebraucht sein. Das ist viel günstiger, schont Ressourcen und reduziert den Energieverbrauch. Nachhaltigkeit ist voll im Trend und jede Art von sharing (auch von Wohnungen, Autos und so weiter) ist im Hoch. Super Sache also. Die Welt ist auf dem richtigen Weg. Noch besser wäre allerdings Verzicht. Etwas gebrachtes, faires nachhaltiges zu kaufen ist immer schlechter als etwas nicht zu kaufen.

Leider nicht ganz. Ich habe vor einiger Zeit eine Studie von weitem gesehen, die besagt, dass das Gegenteil der Fall ist. Ich konnte das nicht richtig glauben und habe mich nicht weiter damit befasst. Jetzt habe ich mir nochmal Gedanken darüber gemacht.

Nehmen wir an Hans Muster verdient im Jahr 100,000.- im Jahr. Durch fleissiges Teilen spart er 5000.- Franken. Was passiert mit dem Geld? Früher oder später wird Er es aus geben. Wie ich den Hans kenne, fährt oder fliegt er damit eine Woche mehr in die Ferien. Und auch wenn er es für „nachhaltige“ Dinge einsetzt, Geld ausgeben geht einfach immer mit Emissionen einher.

Klar kolerieren die beiden Dinge nicht ganz linear miteinander. Wer aber wirklichen Umweltschutz betreiben will, müsste auf einen Teil seines Lohnes verzichten oder wie wir einfach ein Mal nicht arbeiten. Obwohl wir nicht gerade emissionssarm reisen, haben wir schlussendlich über das Jahr gesehen weniger Geld ausgegeben, als wenn wir gearbeitet hätten.

Ganz so radikal muss es natürlich nicht sein. Man kann mit dem gesparten auch die Produkte, die man sowieso kaufen würde, einfach in einer teureren, nachhaltigeren Version erwerben.

Sparen

Wir sind von mehreren Seiten nun gefragt worden wie wir das machen mit dem Geld, deshalb will ich mir hier ein paar Gedanken machen. Ich wusste auf die schnelle nämlich keine Antwort, sparen funktioniert bei uns schon fast automatisch.

Im Frühling 2015 kamen wir von unserer halbjährigen Europa-Reise nach Hause und hatten nicht mehr viele Reserven. Meine gingen für die Motorrevision des Busses drauf. Wir haben uns dann vorgenommen drei Jahre auf eine sechs monatige Australienreise zu sparen. Das taten wir mit Erfolg. Aber uns kam unser Maiensäss Projekt dazwischen. Na gut, Australien gestrichen, wir bauen uns ein Haus. Der Gedanke ans Verreisen lies uns nicht los und so machten wir Anfang 2018 einen Kassensturz. Und siehe da, es reicht für beides. Die Materialkosten für den Umbau ausgenommen. Die zahlen nicht wir alleine. Das Maiensäss gehört zur Hälfte meinem Bruder Jan, andere zahlen auch mit und wir haben noch ein Darlehen aus der Familie aufgenommen.

Wir haben also ein Budget gemacht Für unsere Reisen und den Umbau. Sogar zu Hause haben wir unsere Ausgaben mal aufgeschlüsselt. Es war jedes Mal um zu schauen ob es im grossen und ganzen aufgeht und nicht um sich behördenmässig daran zu halten. Das kann nämlich auch nach hinten los gehen. Wenn man ständig schaut wie viel Geld man zur Verfügung hat, gibt man es auch aus.

Nein, es ist mehr um ein Überblick zu haben und eine Idee zu bekommen was man bereit ist auszugeben, beziehungsweise ausgeben kann. Man kriegt ein bewussteren Blick und Umgang darauf und kann vergleichen ob die eigenen Prioritäten mit den Ausgaben übereinstimmen.

Dann sieht man auch mal was die Fixkosten sind. Die grosse Kunst des Sparens liegt darin, diese tief zu halten und den Rest nicht zu verschleudern.

Die Miete ist wohl das offensichtlichste und effektivste, aber auch sehr schwierig, da man die Entscheidung ein Mal von Gefühlen geleitet trifft und danach vielfach Jahre lang damit lebt. Und sich schwer tut das gemachte Nest zu verlassen.

Die Krankenkasse birgt auch grosses Sparpotenzial. Zum einen kann man einfach die günstigste nehmen wie ich (Nadine will sich lieber auf ihre verlassen können und ist schon jahrelang bei der selben), zum anderen kann man die Franchise auf das Maximum setzen. Verlieren kann man dabei nichts, denn wenn man die 2500.- Franken wirklich braucht, ist man mit der Ersparnis bei den Prämien immer noch gleich teuer, wie mit der tiefsten Franchise. Braucht man sie nicht auf, ist das alles geschenktes Geld.

Das Auto ist auch ein grosser Posten. Meist fällt es aber nicht auf. Benzin verschwindet in den anderen Ausgaben, die Vignette kauft man halt mal, die Versicherung, der Service und die Verkehrsabgabe kommen nur ein Mal im Jahr und der Wertverlust merkt man eh nicht. Der Parkplatz ist das einzige was monatlich zu bezahlen ist. Ist ja nicht so viel denkt, man sich, es können aber schnell Mal 1000.- Franken im Jahr sein. Alles in allem ist ein Auto einfach sauteuer. Wenn man ehrlich rechnet wäre man mit einem GA viel besser dran. Da haben wir noch viel Sparpotenzial mit zwei VW Bussen die wir kaum brauchen und einem GA. Darum will Nadine ihren Bus wohl oder übel verkaufen.

Viele kleine Fixkosten wie Handyabos, Internet, Tv und so weiter bergen auch sparpotential. Bei jedem einzelnen nicht viel, aber alles zusammen auf das ganze Jahr gerechnet kommt doch einiges zusammen. Zudem finde ich es für das Soziale verhalten gesund, nicht unbegrenzt mit highspeed Internet verbunden zu sein.

Beim einkaufen ist es schwachsinnig zu glauben, man spare, wenn man das günstige nimmt. Denn genau das will uns die Werbung eintrichtern. Völlig falsch! Kauf es gar nicht und du hast zwar immer noch nichts gespart, aber immerhin auch nichts ausgegeben. Eine tolle Aussage diesbezüglich habe ich mal gehört: „Ich gebe zu viel Geld aus, zum Beispiel esse ich viel zu viele Chips zu Hause vor dem Fernseher.“ Dann kauf sie nicht! Wenn ich immer Chips zu Hause hätte, würde ich diese auch die ganze Zeit in mich hinein stopfen.

Das gleiche machen wir mit Fleisch. Wir kaufen es einfach nicht (nicht nur weil es teuer ist, aber das ist ein anderes Thema). Grundsätzlich kaufen wir Bio ein, lassen dafür alles unnötige Weg und kaufen eher Migros Budget, statt teure Markenprodukte. Qualität und Herstellungsbedingungen sind nämlich oft ziemlich gleich, nur der Preis ist um Faktoren verschieden. So reichen uns zu zweit ca. 200.- pro Monat fürs Essen, inklusive Mittagessen und zNüni. Das nehmen wir ebenfalls von zu Hause mit. Es ist überhaupt nicht so, das wir uns nichts gönnen. Wir haben beide in völlig verschiedenen Bereichen, für den jeweils anderen, nicht ganz nachvollziehbare Kaufgelüste, die wir auch befriedigen. Aber bewusst und überlegt, damit man auch wirklich Freude daran hat.

Wohnungseinrichtung finde ich auch ein spannendes Thema. Ich habe gleichaltrige Freunde, die haben dafür 30000.- ausgegeben. Und ich noch keinen Rappen. Wenn man ein bisschen Geduld und die Augen offen hat, fliegt einem vieles zu. Von Freunden, Verwandten, zu Verschenken Seiten auf Facebook und so weiter. Oder man schaut sich auf Ricardo und in Brokis um oder macht einmal etwas selbst. Klar, man kann nicht die gleichen Ansprüche haben und muss etwas flexibler sein, dafür spart man Unmengen an Geld. Für 30000.- verreisen Nadine und ich locker für ein Jahr und lassen es uns gut gehen. Andere kaufen sich für diesen oder einen noch viel höheren Betrag ein Auto, dass sie nach drei Jahren nicht mehr haben wollen und dann nur noch die Hälfte Wert hat.