Koblenz

Auf dem Campingplatz dauert es meist etwas länger bis wir los können. Mit Duschen, Wasser auffüllen etc. Dieses mal habe ich auch noch den Verstärker ausgebaut. Eine gute Musikanlage ist schon lässig, aber sie braucht Platz und Gewicht. Und in Hinblick darauf, das wir bald zu dritt unterwegs sind, sind das kostbare Güter. Wenn ich ehrlich bin, habe ich sie kaum wirklich genutzt und in Zukunft wäre das noch weniger der Fall. Ausserdem hatte ich wieder ein mal einen Wackelkontakt an den Kabeln. Wir konnten also bis jetzt auf dieser Reise gar nichts hören. Ohne Verstärker sollte es gehen. Testen kann ich es aber nicht, weil sich die Batterie jeweils über Nacht entlädt.

Wir fahren weiter Nach Koblenz und der Radio tut nicht richtig. Was für eine Überraschung. Ziel von Koblenz: 1, 2 Sachen einkaufen. Dann können wir auch gleich ein wenig spazieren und uns die Stadt anschauen. Zum Glück bin ich mit meinem Bus unter zwei Metern geblieben, dann kommt man in fast jedes Parkhaus. Dort machen wir noch schnell, schnell einen Salat für unterwegs.

Koblenz hat eine schöne Altstadt mit vielen alten Gebäuden und fast ebenso viele Touristen. Fast alle mit dem Fahrrad unterwegs.

Am „Deutschen Eck“ fliessen der Rhein und die Mosel zusammen.


Und ein gewaltiges Denkmal wacht darüber.

Auch ein Schloss steht in der Nähe. Der Garten ist sehr sehenswert, das Gebäude etwas weniger.

Die Tagesaugabe erfüllen wir am Schluss. Im Rewe gibt es eine riesige Kühlvitrine, nur mit veganen Ersatzprodukten.

Dann fällt der Einkauf halt etwas grösser aus…

wir fahren Raus aus der Zivilisation und Nehmen den ersten Waldweg den wir sehen und landen gleich einen Treffer. Hoch über der Strasse und einem Nebenfluss machen wir es uns gemütlich. Nadine packt ein Spiel aus, dass wir nun ca. 30‘000 km Mitschleppen und nie gebraucht haben.


Und das Radio bringe ich auch wieder zum laufen.

auf der Piste durch die Wüste

Die Landschaft um uns herum sieht schon wieder völlig anderst aus. Es ist sehr steinig und zerklüftete Felsen ragen aus der Ebene empor. Vor langer Zeit war hier ein mal ein Korallenriff. Wir sind, nach dem Frühstück, gerade dabei aufzustehen, als ein Auto unter uns auf der Strasse hält. Ein Mann steigt aus und verstaut etwas auf der anderen Strassenseite. Dann kommt er in unsere Richtung und kramt etwas bei ein paar versteckten Fahrrädern heraus. Er kommt mit einem grossen Tablett voller Mineralien und Versteinerungen zu uns und setzt sich mit seinem portablen Laden neben den Bus. Wir grüssen ihn und beachten ihn nicht weiter und packen zusammen. Er ist enttäuscht, als wir aufbrechen, winkt aber freundlich mit einem Lachen im Gesicht. An Steinen haben wir kein Bedarf und wenn suchen wir sie uns selber.

Wir fahren weiter auf der Teerstrasse. Ursprünglich war geplant, die Offroad Variante direkt vom Erg Chebbi nach Zagora zu nehmen. Wegen meines Fingers (dem es heute schon viel besser geht) haben wir aber auf die etwas harmlosere Alternative umdisponiert. Nur asphaltierte Strasse fahren wollen wir dann doch nicht und biegen im Mecissi auf eine Piste ab. Dank den etlichen Kontrollpunkten im Reiseführer gelangen wir auf dem richtigen Weg durch wunderschöne Wüstenlandschaft, durch kleine Dörfer und vorbei an bewässerten Feldern und imposanten Felsformationen. Plötzlich hat es zwischendurch wieder Sanddünen. Auf eine fahren wir hinauf und essen zu Mittag.

Irgendwann finden wir keine dieser Punkte mehr und sind uns nicht mehr so sicher wo wir sind. Als wir anhalten, um auf die Karte zu schauen, hält ein spektakulär beladener Landrover neben uns und der Fahrer kann uns weiterhelfen. Wir sind ein gutes Stück von der Route abgekommen und werden schon bald eine andere erreichen, wenn wir ein bischen zurück fahren und dann abbiegen. Wir vermuten, das die Piste bis hierhin neu erstellt wurde und wir deshalb falsch gefahren sind. Nicht weiter tragisch. Auch hier ist es schön und es geht weiter. Zuerst müssen wir einen fast ausgetrockneten See überqueren und fahren dann einer schwarzen Bergkette entlang. Die hellen Sanddünen, die zum Teil bis weit oben angeweht wurden geben einen sehr speziellen Kontrast. Die Pistenvarianten, beziehungsweise die vielen Spuren, verteilen sich über eine weite Kiesebene und wir kommen schnell voran, bis die Bodenwellen wieder grösser weden. Mit nur einem neuen Stossdämper ist das nicht immer lustig. Vorallem für den frisch umgetopften Kaktus.

Wir können unseren Weg nun wieder mit dem Buch nachvollziehen und es wird holprig. Wie beschrieben. Der steinige Untergrund schüttelt uns mächtig durch. Erst als wir beginnen einen Pass hoch zu fahren wird es besser. Bevor wir zu weit hoch kommen, fahren wir querfeldein auf eine Ebene hinaus und packen die Stühle und den Tisch aus um die Karte nachzutragen die Finanzen zu machen, zu kochen und natürlich zu essen.

Weihnachten im Sand

Wir sind uns immer noch nicht sicher, was wir nun tun wollen und ob mein Finger vielleicht doch einen Arzt braucht. Nach Rücksprache mit medizinischem Fachpersonal in der Schweiz halten wir an unserem Plan fest Weihnachten im Sand zu verbringen.

Als endlich alles zusammen gepackt ist, wollen wir bezahlen. Die Dirham reichen aber nicht. Auch ein zweiter Versuch mit einem kleinen Rest an Euros klappt nicht, dafür meint der Rezeptionist nun, es gehe auch mit Kreditkarte, Analog versteht sich.
Vor der Abfahrt plaudern wir noch ein bischen mit unseren Nachbarn und beschliessen, das wir uns später nochmals sehen, weil wir eine ähnliche Route fahren. Da sie aber mit einem 2Wd unterwegs sind, bezweifeln wir das ein bisschen.
Wir fahren erneut durch Merzouga hindurch und werden dieses mal ganz in Ruhe gelassen. Dann geht es vorbei an etlichen Kasbahs (aus Lehm gebaute Hotels, Restaurants etc.). Nadine fährt, da ich stark eingeschränkt bin. Wir kommen weg von der Zivilisation und versuchen uns ein wenig im Sand. Der Boden wird plötzlich ganz weich und wir versinken. Sehr entmutigend für den Sandneuling. Wir müssen uns mit Schaufel und Sandblechen behelfen und sind so schnell wieder draussen und essen erst mal was. Fürs erste nehmen wir etwas Abstand von den Dünen und fahren auf der Strasse. Dann verläuft die Piste durch sandiges Gebiet. Hier kann man sich gut an den speziellen Untergrund gewöhnen und Mut für gewagtere Abenteuer schöpfen.

Nadine fährt wie ein Profi mitten hinein in die Dünen bis wir erneut (wegen einer falschen Anweisung von mir) stecken bleiben. Nicht so schlimm, denn wir hatten ohnehin vor, so weit zu fahren bis wir das erste mal festsitzen und dann Weihnachten zu feiern. Ich parke aber noch kurz um, weil der Bus sehr schräg steht. Viel besser ist es danach auch nicht, aber es reicht.
Dann beginnen die Festlichkeiten. Erster Punkt ist, sich zu sonnen und zu Faulenzen. Dann gibt es Zvieri und die erste Flasche Wein.
Dabei bekommen wir gleich doppelt Besuch. Zwei lustige deutsche mit ihrem Suzuki kommen vorbei und fragen, ob wir Hilfe benötigen. Es amüsiert sie sichtlich, dass wir zwar stecken geblieben sind, aber es voll geniessen. Ein wenig später kommt eine Marokkanerin vorbei. Sie spricht kaum irgend etwas, was wir verstehen und setzt sich einfach in der Nähe hin. Wir fühlen uns mehr als nur ein wenig beobachtet. Zum Glück geht sie bald wieder.
Nun ist Christbaum schmücken angesagt. Ja wir haben einen, wenn auch nicht ganz so traditionell. Statt einer Maria nehmen wir Fatima Busbus und der Tannenbaum fällt eher etwas stachlig aus.

Wir sind gerade beim nächsten Programmpunkt, dem marokkanischen Tee, angelangt, als wir erneut Besuch bekommen. Wir werden einfach nicht schlau aus ihm. Der Mann scheint irgend etwas zu wollen, kann sich aber nicht ausdrücken. Entäuscht verlässt er uns wieder.
Die Sonne versinkt hinter den Dünen und wir zünden Kerzen und Fackeln an. Es wird Zeit für unser Festessen. Käsefondue unter freiem Himmel im Sand.
In der Wüste wird es in der Nacht bekanntlich sehr kalt und so müssen wir rein ins warme. Spätestens jetzt ist alles im Bus voller Sand.

Durch Schluchten, Oasen, Wüste und dann zum Tee

Wir liegen im Bett und warten, bis die Sonne endlich den Bus wärmt, doch sie will und will einfach nicht kommen. Wir stehen dann trotzdem auf und merken, das wir am schattigsten Platz weit und breit stehen. Als die Sonne endlich bis zu uns kommt, sind wir schon im Begriff aufzubrechen.

Wir verlassen das Bachbett nur wenig unterhalb und gelangen auf eine Strasse. Sie führt uns entlang eines wasserführenden Flusses durch eine atemberaubende Schlucht und auch immer wieder durch eine Furt durch den Fluss hindurch. So können wir auch mal wieder Abwaschwasser Tanken. Der Fluss ist auch für die Bewohner dieses Gebietes wichtiger Wasserlieferant. Als wir aus der Schlucht hinaus kommen, treffen wir auf die erste Oase und viele weitere liegen an unserem Weg. Hohe Dattelpalmen drängen sich am Flussufer und kleine Felder liegen dazwischen und werden durch ein Bewässerungssystem gespeist. Überall wo es Wasser gibt, gibt es auch Menschen und so kommen wir durch etliche, meist aus Lehm gebaute Dörfer bis zur Stadt Goulmima. Hier findet man wieder mehrere Strassen und entsprechend schwer fällt es uns die Richtige zu finden, aber wir schaffen es aud die Hauptstrasse nach Errachidia zu kommen. Sie ist, wie der Reiseführer treffend sagt, landschaftlich wenig reizvoll und führt durch eine breite Wüstenebene. Nur die Bergkette des Atlas ist in der Ferne zu sehen. Irgendwo fahren wir von der Strasse ab und essen zu Mittag.
Errachidia wird als nicht sonderlich sehenswert beschrieben und ist vor allem Militärstützpunkt und Flughafen, darum fahren wir gleich weiter in den Süden in Richtung Erfoud. Dort ist heute grosser Markttag. Wir könnten das eine oder andere gebrauchen und wir wollen uns vorallem das Spektakel nicht entgehen lassen. Von der Wüstenlandschaft gelangen wir plötzlich in eine Art Canyon. Unten an den Steilen Felswänden ist alles grün von den unzähligen Palmen. Dieser Gegensatz beieindruckt einfach immer wieder.
In Erfoud müssen wir eine herbe Entäuschung hinnehmen. Der Markt ist bereits vorbei. Das hätten wir uns eigentlich denken können. Das was wir brauchen, bekommen wir aber doch noch. Eine ganze Einkaufstüte voller Gemüse und Früchte und Brot. Etwas brauchten wir aber noch von einem normalen Laden. Ich werde nicht gleich fündig, da kommt schon jemand und bietet uns seine Hilfe an. Er helfe gerne, weil er so in Kontakt zu Ausländern komme und so sein Englisch trainieren kann. Wenig später lädt er uns sogar zu sich nach Hause ein, gleich für mehrere Tage, wenn wir wollen. Er führt mich von Laden zu Laden, doch alle haben zu. Er erklärt mir dass um zwei Uhr alle Geschäfte für ein paar Stunden dicht machen, für einen Mittagsschlaf. Über einen Freund von ihm, bekomme ich aber doch noch, wonach wir gesucht haben.
Jetzt muss ich aber schnell zurück zum Bus und zu Nadine, denn sie weiss nicht wohin ich verschwunden bin. Sie ist in Gesellschaft eines jungen Marokkaners, der hier den Parkplatz bewacht. Er wäre mich suchen gekommen, wäre ich nicht bald aufgetaucht. Wir schwatzen mit ihm und seinen zwei Freunden und gehen mit ihnen in ein Teehaus, wo auch mein Führer von vorhin arbeitet. Bei Tee wird dann weiter gequatscht über alles mögliche (seltsamer Weise in Englisch). Als eine grosse Gruppe von Menschen vorbeikommt, stehen alle auf und unsere neuen Freunde fordern uns auf, es ihnen gleich zu tun. Es ist ein Beerdigungszug und um dem Toten seinen Respekt zu erweisen steht man auf und einige murmeln etwas vor sich hin. Das ganze Prozedere wiederholt sich wenig später.
Als die Teegläser leer sind, verabschieden wir uns und müssen auch die Einladung ausschlagen. Für einen Blick in den Laden von Verwandten des einen haben wir aber noch Zeit. Es ist ein kleines, gemütliches Geschäft mit Dingen der verschiedenen Völker hier. Der Besitzer spricht Französisch, so gut, das wir ihn erstaunlicherweise sehr gut verstehen. Er war auch mal in der Schweiz und hat deren Bewohner schnell durchschaut. Wir seien sehr nett und herzlich, wenn man sie kennt, sonst aber sehr verschlossen. Da mag er wohl recht haben. Er bietet uns neben dem geplaudere auch gleich einen Tee an, das heisst er besteht darauf, das wir einen trinken. Er verschwindet jedoch bald und wird von einem jüngeren Kollegen abgelöst. Mit ihm reden wir weiter und er erzählt uns von dem Laden. Bald holt er eine Kopie unseres Reiseführers hervor, in dem der Laden vermerkt ist und nicht ohne Stolz erzählt er vom Besuch der Autoren und wie zufrieden sie waren. Es herscht eine sehr ungezwungene Atmosphäre auf den Teppichen auf denen wir sitzen und unseren Tee schlürfen. Bald bekommen wir neue Namen. Fatima Couscous und Mohammed Tajine sind wir jetzt, ich sähe ohnehin einem Berber ähnlich meint er, wie auch andere zu vor. Wir kaufen dann doch noch etwas. Ich bin jetzt Besitzers eines Turbans und weiss auch wie man ihn bindet. Für mich ist es zu Hause dann eher ein Halstuch. Ausserdem hab ich jetzt ein Mitbringsel für meinen Göttibueb im Gepäck.
Als wir wieder hinauskommen, sind die Strassen wieder voll belebt, so wie es in Marokko üblich ist, ausser eben in der Zeit nach zwei Uhr. Unser kurzer Ausflug an den Markt hat sich in die Länge gezogen und wir müssen uns beeilen, um noch in der Abendsonne zu dinieren.

Pistenfahren im Atlas

Es war ziemlich kalt heute Nacht. Das lässt sich unschwer am verbliebenen Reif an den spärlichen Pflanzen im Schatten des Busses erkennen. Aber es scheint schon wieder die Sonne und einem Frühstück im Freien steht nichts im Wege.

Wir nehmen es sehr gemütlich und müssen auch noch die Räder wechseln und sind so trotz des frühen Aufstehens erst spät unterwegs.

In der Kleinen Stadt Midelt kaufen wir in einem Minimarché noch ein, zwei Dinge. Es ist ein kleines Geschäft mit fast ausschliesslich importierten Waren. Es gibt fast alles, was es bei uns auch gibt. Wir brauchen aber vorallem Wasser und so sind wir bald wieder auf der Strasse gen Süden.
Wir kommen nun in das Gebiet des Hohen Atlas. Es unterscheidet sich nicht gross vom Mittleren. Neben den weiten Hochebenen und den immer wieder aus dem Nichts auftachenden Siedlungen oder einzelnen Häusern, gibt es hier aber auch mal einen Pass zu überqueren.

Bei einem sehen wir ein Schild, das 1907 m. ü. M. anzeigt. Flussläufe sind auch vermehrt zu sehen. Meist aber ausgetrocknet. Beinahe das meiste Wasser findet man in Pfützen in den Furten, die Stellen, wo der Fluss die Strasse überquert. Wir haben es überhaupt nicht eilig, denn wir wollen erst am Heilig Abend im Erg Chebbi sein und Weihnachten in den Sanddünen feiern. So legen wir neben der Fonduebrot-Mittagspause auch mal spontan eine Zvieri-Pause ein und verdrücken bereits die letzten geschenkten Mandarinen.

Wir beschliessen auch, noch einen Abstecher auf eine Route durch eine Schlucht zu machen. Den Einstig dazu zu finden stellt sich als nicht ganz einfach heraus. In der Ortschaft Rich braucht es mehrere Anläufe, bis wir die richtige Strasse erwischen. Sie wird immer kleiner. Im Moment ist die Mitte noch Asphaltiert, doch finden nur knapp zwei Autos nebeneinander Platz. In einem kleinen Dorf steht ein Traktor, der gleichzeitig als Gütertransport und Sammeltaxi dient, im Weg. Da muss man sich auch mal ein paar Minuten gedulden, bis fertig aufgeladen ist. Etliche Kinder stehen neben der Strasse oder spielen auf ihr Fussball und winken strahlend, als wir vorbeifahren. Gleich darauf werden wir ins kalte Wasser geworfen, was marokkanisches Pistenfahren anbelangt. Der Weg ist zum Teil schwer zu erkennen und verlangt unserem Bus stellenweise einiges ab. Vorallem die etlichen Flussbett-Überquerungen sind nicht ganz einfach. Später ist der Weg sogar meist inexistent und man fährt dort, wo, in regenreicher Zeit, das Wasser fliesst. Das verlangt einiges an Konzentration, um die beste Spur zu finden. Viel schneller als Schrittempo sind wir nun nicht mehr und Nadine geht sogar ein Stück zu Fuss um mir die Richtung zu weisen. Aber es ist toll, nach langer Zeit wieder ein mal so richtig im Gelände unterwegs zu sein.
Auf einer Anhöhe in der breiten Rinne, die sich das Wasser im laufe der Jahre gefressen hat, parken wir und geniessen die letzten Sonnenstrahlen. Inspiriert vom gestrigen Mittagessen, machen wir unser eigenes gefülltes Fladenbrot und müssen schon bald wieder in den Bus verschwinden. Es wird schon wieder kühler.

Über Meines ins Atlasgebirge

Der Schlammweg wieder hinauf ist einfacher zu meistern als befürchtet und bald sind wir wieder auf der Strasse.

Kurze Zeit später kommen wir nach Meknes. Wir wollen vorallem in die Altstadt und ein paar Sachen einkaufen. Die Medina ist mit dem Reiseführer schnell gefunden und auch ein bewachter Parkplatz ist in der Nähe.

Vom grossen zentralen Platz aus, wagen wir uns in die Gassen mit dem Markt. Die Stände sind meist noch im Aufbau, aber es wird schon jetzt einfach alles angeboten. Wir lassen all die Eindrücke auf uns wirken und schlendern hindurch. Ich finde nun endlich auch ein Paar passende Schuhe. An einem Stand mit Kräutern und Gewürzen quatscht uns jemand an. Eigentlich nichts besonderes, denn viele buhlen um des Touristen Gunst, um ihnen die Stadt zu zeigen. Dieser Mann jedoch sagt, seine Familie habe auch ein Geschäft mit Gewürzen und so weiter, wir sollen doch mitkommen. Wider besseren Wissens gehen wir mit, denn wir nehmen an, dass er uns nur ein paar Meter weiter führt. Doch er geleitet uns immer weiter in die Gassen hinein und weg von dem Getümmel. Bald haben wir die Orientierung verloren. Unterwegs versucht er sich in englisch als Fremdenführer. Das wollten wir doch gar nicht! Aber wir erfahren, das heute Freitag ist (wir hatten keine Ahnung…) Und deshalb das meiste bald wieder schliessen wird. Wir landen dann tatsächlich bei einem Geschäft. Eigentlich mehr eine Nische zwischen den Häusern. Ein kleiner herziger Mann (sein Vater) sitzt darin und die beiden beginnen sogleich mit der Vorführung von allem, was sie verkaufen. Sie beteuern immer wieder, das alles selbst gemacht sei und die ganze Strasse hier einkaufe. Ein Gewürz und ein Tee erstehen wir hier und vergessen ganz zu handeln. Wir wollen ja auch endlich wieder unsere eigenen Wege gehen. Der Mann führt uns wieder in die Nähe des Platzes, aber nicht ganz bis dort hin. Wir vermuten, er hat Angst von der Polizei dort als illegaler Fremdenführer festgenommen zu werden. Seine Wegbeschreibung für das letzte Stück ist sehr ungenau. Wir beginnen uns schon ein wenig unwohl in all den Gassen zu fühlen, als wir endlich wieder an einem bekannten Ort vorbei kommen.

Wir bringen unsere Einkäufe ins Auto und machen uns auf, die eigentliche Medina zu besichtigen. Unterwegs kaufen wir noch ein paar Eier und Brot. Eigentlich würde noch mehr auf unserem Einkaufszettel stehen, aber jedes mal als wir daran vorbeikamen, sagten wir uns, das können wir noch später kaufen und jetzt sind wir schon wieder fast beim Auto. Trinkwasser müssten wir bald einmal haben, aber für einen Tag reicht es noch. Wir haben zwar auf dem Campingplatz den leeren Kanister gefüllt, sind aber skeptisch, was die trinkbarkeit anbelangt. Als wir zum dritten mal auf dem grossen Platz vorübergehen, um die dortige Töpferware zu besichtigen, wollen uns die Angestellten der vielen Restaurants immer noch zu ihnen locken. Sie haben Ausdauer, das muss man ihnen lassen. Wir verpflegen uns aber lieber preisgünstiger an einem Stand mit ein paar Plastikstühlen davor. Hier werden Merguez (kleine rote Würstchen) am Spiess gebraten und mit gebratenen Zwiebeln in ein Taschenbrot gestopft. Eine Köstlichkeit und man hat gegessen, für zwei Franken.
Weiter gehts in Richtung Süden. Das heisst in das Mittlere Atlas Gebirge. Die Strasse führt durch einen dichten Zedernwald den Berg hinauf. Hier sind wild lebende Affen zu hause und wir erhaschen sogar ein paar Blicke auf sie. Es geht immer weiter nach oben und die Landschaft wird immer karger. Es liegt sogar Schnee, doch angesichts der sehr milden Temperaturen stört uns das nicht sonderlich.

Was uns stört, ist, dass wir in eine Polizeikontrolle kommen. An und für sich kein Problem. Aber dieses mal haben sie uns geblitzt. 71 km/h statt 60, eine Tafel haben wir aber weit und breit nicht gesehen. Nach einer Ermahnung und einigem was wir nicht ganz verstehen, sagt der Polizist, er mache eine Ausnahme. Wir können weiterfahren. Glück gehabt!
Unser Weg führt uns durch etliche Hochebenen, flankiert von eindrücklichen Gebirgszügen und
Felsformationen. Wir merken es nicht wirklich, aber wir kommen wieder hinunter in tiefere Lagen, zwischen dem Hohen und dem Mittleren Altlas und es liegt natürlich längst kein Schnee mehr. Auf einer weiten Fläche fahren wir hinaus auf eine Kiesstrass und bleiben stehen. Seit langem (ausser auf
Campingplätzen) nehmen wir Tisch und Stühle nach draussen und geniessen die Sonne. Zum Abendessen gibt es Fondue, inmitten von Gebirgen im Winter. Sehr passend, auch wenn die Gegend und die Temperaturen so gar nicht an zu Hause erinnern.

Es wird danach aber schnell kühler und wir verziehen uns in den Bus, um noch ein paar Spiele zu spielen.

fahren, fahren, fahren

Es hat die ganze Nacht geregnet und wir Helden hatten das Fenster weit auf. Wenigstens ist das Abwaschbecken, das draussen stand, jetzt voll. Kurz nach der Abfahrt kommt von hinten ein Auto über die Kiesstrasse angebraust und betätigt die Lichthupe wie wild. Ich fahre auf die Seite und warte. Es ist ein Polizist, mitten im Nirgendwo. Er fragt, ob wir hier übernachtet haben. Wir sagen ja (ist in Spanien auch vielerorts erlaubt). Und er will ein Blick ins Wagesinnere werfen. Das genügt ihm und wir dürfen weiter fahren. Das Navi nimmt einen anderen Weg zurück zur Strasse, als wir gekommen sind und wir fragen uns schon, ob wir nicht im Kreis fahren. Endlich kommen wir zurück auf die Autobahn (na ja, gefreut auf die sie haben wir uns nicht) und dann passiert lange nichts mehr, bis die Reben allmählich verschwinden und sie von Olivenbäumen übersäten Hügeln platz machen und wir uns an einer Raststätte die Mittagspause gönnen.

450 km vor Algeciras sehen wir bereits die ersten Ticket Verkaufsstände für die Fähre. Der Reiseführer sagt aber, das wir unsere Billete auch bequem am Hafen bekommen. Wieder an der Küste erheben sich Wälder von Hotels und Ferienwohnungen. Auch Campingplätze hat es viele, aber wir stellen uns lieber einfach irgendwo hin, das ist günstiger. Da die Natur weiter im Landesinneren verborgen ist und uns ein Strandplatz unrealistisch erscheint, bleiben wir auf einem Parkplatz von geschlossenen Geschäften ein bisschen versteckt in einer Art Innenhof.

Nachdem die Sonne am Nachmittag kurz hallo sagte, wurde sie erneut von Regen abgelöst. Es kommt deshalb nicht darauf an, wo wir stehen. Wir verlassen den Bus ohnehin kaum. Wir machen uns über den ausführlichen Marokkoführer und die Karte her. Es sind so viel Informationen, das wir nicht wirklich entscheiden können, was unser Plan sein soll. Eine ganz, ganz grobe Route legen wir dann doch fest. Ein Mal im Uhrzeigersinn herum ist geplant

Kein Hobbit in Valencia

Wir stehen ja jetzt auf einem Parkplatz, trotzdem gibt es ein besonderes Frühstück.

Das Essen ist nicht speziell erwähnenswert, aber die heisse Schokolade. Eine ganze Tafel weisse Schokolade in Milch aufgelöst mit Schlagrahm und französischen Meringue. Der Zuckerschock ist garantiert!

Aber dann, Kino in Valencia ins Navi und los!

Der Tank ist bald leer und die Kanister sind es ebenfalls. Toll, wenn man dann zwei mal an eine geschlossene Tanke ran fährt. Aber schlussendlich bekommen wir unsere gut 100 Liter und das zu einem supergünstigen Preis.
Ohne, dass etwas erwähnenswertes passiert erreichen wir Valencia und das eingegebene Kino. Es ist ein riesen Einkaufs und Vergnügungskomplex. Gut für uns, so finden wir schnell einen Parkplatz und können hoffen, das der Hobbit auch in englisch gezeigt wird. Das würde wohl auch stimmen, wenn er überhaupt gezeigt würde, doch der Start ist erst ein paar Tage später… Also nichts mit Kino heute. Dafür finden wir ein gratis Wlan und erfahren, dass er in Marokko bereits läuft. Auf dem nun gestopft vollen Parkplatz (es ist Samstag) machen wir uns über Fleischbällchen Sandwiches her und fahren dann weiter. Es sieht bald so aus, als würden wir unser Zeitplan doch noch einhalten können. Wir wollen nun auf schnellstem Weg nach Algeciras auf die Fähre. Das Navi sagt, das seien noch ungefähr neun Stunden. Für uns wohl noch ein bischen mehr, denn wir fahren langsamer um den Bus zu schonen und Sprit zu sparen. Am Abend können wir aber deutlich länger fahren als auch schon. Es bleibt hier weiter im Westen viel länger hell. Seit einer gefühlten Ewigkeit ziehen sich neben der Autobahn endlos lange Rebenfelder in der Ebene hin, nur vereinzelt sind Häuser zu sehen.
Als die warme Sonne langsam verschwindet, nehmen wir eine dieser Autobahnausfarten ins nichts um zu übernachten. Ein bischen eingeschüchtert von gestern, wollen wir den Bus nicht in die Nähe eines Hauses und wenn möglich auch nicht gut sichtbar mitten auf der Ebene hinstellen. Wir kurven eine Weile über die Felder, bis wir am Rande eines Wäldchens eine geschützte Stelle finden. Ein Traktor kommt zwei Mal vorbei und wir befürchten, dass wir schon wieder umziehen müssen, aber wir dürfen bleiben.
Nach dem Abendessen schauen wir noch den ersten Teil des Hobbits fertig, denn gestern war der Akku des Laptops irgendwann mittendrin leer.

IKEA

Weiter gehts in Richtung Barcelona. Wir wollen zurück an die Küste und in Barcelona hat es eine Ikea. Dort gibt es immer gutes und günstiges essen und wir brauchen auch sonst ein paar sachen vom Möbelhaus. Eine Stadbesichtigung liegt leider nicht drin. Wir hinken schon einiges in unserem Zeitplan hinterher. Wir wollten ursprünglich am 15. Dezember in Marokko sein. Das wird jetzt kaum möglich sein.

Wir fahren also zur Ikea. Nur schnell einkaufen geht natürlich nicht, wir müssen alles anschauen. Ganz alles finden wir nicht. Eine Lampe über dem Tisch fehlt zum Beispiel immer noch und Pfannendeckel haben wir vergessen zu kaufen. Dafür hat Nadine nun ein Lammfell, zwar ein bischen teurer, als das welches wir in Riga gesehen haben und dem sie dann lange nachgetrauert hat, aber fast so kuschlig. Plastikflips um Verpackungen zu verschliessen und Material zum umtopften unseres Kaktus haben wir auch, auch wenn dafür ein anderer dran glauben muss (Sonst müssten wir einen ganzen Sack Erde kaufen).
Die Ikea hat gratis Wlan und so setzen wir uns eine Weile mit unseren Geräten ins Restaurant.
Nun geht es weiter der Küste entlang. Leider meist auf der Gratis-Autobahn, aber wir müssen ja vorwärts kommen.
Irgendwann biegen wir von ihr ab und suchen uns ein Plätzchen im Grünen. Vieles ist Privatbesitz, aber bei einem Friedhof neben einem Kieswerk finden wir einen verlassenen Kiesparkplatz. Nach dem Abendessen beginnen wir den ersten Teil des Hobbits zu schauen, weil unser Plan vorsieht, morgen in Valencia den dritten Teil zu sehen. Wir wollen uns also einstimmen, kommen aber nicht weit. Zwei Autos kommen und hupen uns aus dem Bett. Zwei Señoras erklären uns, das wir hier nicht stehen dürfen, von wegen Privatgelände, Industriezone irgendwas. Also packen wir zusammen und fahren ein  Stück weiter bis in die nächste Stadt. Nah am Strand stellen wir uns auf einen Parkplatz. Es ist ja nur zum Filmschauen und schlafen.

Susa – Gastblog von Jan Humbel

Da der Einte krank ist und die Anderen müde vom nächtlichen Neuigkeitenaustausch sind, wird selbst auf dem ungemütliche Parkplatz am nebligen Comersee vor der Abfahrt Kaffee gekocht. Die Ebene zwischen Mailand und Turin hat bekanntlicherweise für Busreisende nicht sehr viel zu bieten, sodass wir beschliessen noch heute möglichst bis in die Alpen zu kommen. Wir entscheiden uns in Richtung Susa zu fahren, wo ich mit Manuel und Luca vor einigen Jahren bereits auf unserem Roadtrip mit Manuels Doka genächtiget haben. Nadine setzt sich hinter das Steuer des Polos und ich darf endlich wieder Bus fahren. Auch wenn ich mich zusammenreissen muss, weil ich einen Krankentransporter fahre, macht es enorm Spass. Da wir die einzige Raststätte weit und breit verpasst haben, muss die Pinkelpause auf einem Waldweg nahe der Autobahn verrichtet werden. Den Zweck erfüllt die Pause, jedoch fällt sie kürzer aus, als geplant. Eine Frau versucht uns zu erklären, dass wir hier nicht bleiben dürfen. Ich habe weder Italienschunterricht genossen, noch habe ich auf dem Bau gearbeitet und so muss Manuels Sprachgewandtheit ausreichen, um zu verstehen, wie sie sich selbst als „Putana“ bezeichnet und dass wir von ihrem Arbeitsplatz verschwinden sollen.

Beim Tanken stärken wir uns mit M&M’s, bevor wir in den Feldern neben der Strasse halten, um eine Suppe zu essen und die Schlammfähigkeiten des Polos zu testen. Beides funktioniert einwandfrei.

Ausser von den Turiner Automobilisten gibt es nichts abenteuerliches zu berichten, bis wir den Alpen immer näher kommen. Wir entscheiden uns, den Nachtplatz zu suchen, an welchem wir bereits mit Luca waren. Die Erinnerungen sind noch immer sehr präsent, sodass wir ihn beinahe auf Anhieb finden. Der Stausee lässt nur sehr spärlich Wasser durch und wir müssen deshalb einige Meter laufen, um an Wasser zu kommen. Holz gibt es ganz in der Nähe, jedoch ist es gleich nass, wie wenn es direkt im Fluss gelegen hätte. Mit viel Geduld und Feng-Shui kann aber dennoch genügend Hitze erzeugt werden, dass wir unser Fondue direkt über dem Feuer geniessen können. Mit Bier und Schnaps reden wir noch eine Weile, bevor das Bett ruft.