Durch Schluchten, Oasen, Wüste und dann zum Tee

Wir liegen im Bett und warten, bis die Sonne endlich den Bus wärmt, doch sie will und will einfach nicht kommen. Wir stehen dann trotzdem auf und merken, das wir am schattigsten Platz weit und breit stehen. Als die Sonne endlich bis zu uns kommt, sind wir schon im Begriff aufzubrechen.

Wir verlassen das Bachbett nur wenig unterhalb und gelangen auf eine Strasse. Sie führt uns entlang eines wasserführenden Flusses durch eine atemberaubende Schlucht und auch immer wieder durch eine Furt durch den Fluss hindurch. So können wir auch mal wieder Abwaschwasser Tanken. Der Fluss ist auch für die Bewohner dieses Gebietes wichtiger Wasserlieferant. Als wir aus der Schlucht hinaus kommen, treffen wir auf die erste Oase und viele weitere liegen an unserem Weg. Hohe Dattelpalmen drängen sich am Flussufer und kleine Felder liegen dazwischen und werden durch ein Bewässerungssystem gespeist. Überall wo es Wasser gibt, gibt es auch Menschen und so kommen wir durch etliche, meist aus Lehm gebaute Dörfer bis zur Stadt Goulmima. Hier findet man wieder mehrere Strassen und entsprechend schwer fällt es uns die Richtige zu finden, aber wir schaffen es aud die Hauptstrasse nach Errachidia zu kommen. Sie ist, wie der Reiseführer treffend sagt, landschaftlich wenig reizvoll und führt durch eine breite Wüstenebene. Nur die Bergkette des Atlas ist in der Ferne zu sehen. Irgendwo fahren wir von der Strasse ab und essen zu Mittag.
Errachidia wird als nicht sonderlich sehenswert beschrieben und ist vor allem Militärstützpunkt und Flughafen, darum fahren wir gleich weiter in den Süden in Richtung Erfoud. Dort ist heute grosser Markttag. Wir könnten das eine oder andere gebrauchen und wir wollen uns vorallem das Spektakel nicht entgehen lassen. Von der Wüstenlandschaft gelangen wir plötzlich in eine Art Canyon. Unten an den Steilen Felswänden ist alles grün von den unzähligen Palmen. Dieser Gegensatz beieindruckt einfach immer wieder.
In Erfoud müssen wir eine herbe Entäuschung hinnehmen. Der Markt ist bereits vorbei. Das hätten wir uns eigentlich denken können. Das was wir brauchen, bekommen wir aber doch noch. Eine ganze Einkaufstüte voller Gemüse und Früchte und Brot. Etwas brauchten wir aber noch von einem normalen Laden. Ich werde nicht gleich fündig, da kommt schon jemand und bietet uns seine Hilfe an. Er helfe gerne, weil er so in Kontakt zu Ausländern komme und so sein Englisch trainieren kann. Wenig später lädt er uns sogar zu sich nach Hause ein, gleich für mehrere Tage, wenn wir wollen. Er führt mich von Laden zu Laden, doch alle haben zu. Er erklärt mir dass um zwei Uhr alle Geschäfte für ein paar Stunden dicht machen, für einen Mittagsschlaf. Über einen Freund von ihm, bekomme ich aber doch noch, wonach wir gesucht haben.
Jetzt muss ich aber schnell zurück zum Bus und zu Nadine, denn sie weiss nicht wohin ich verschwunden bin. Sie ist in Gesellschaft eines jungen Marokkaners, der hier den Parkplatz bewacht. Er wäre mich suchen gekommen, wäre ich nicht bald aufgetaucht. Wir schwatzen mit ihm und seinen zwei Freunden und gehen mit ihnen in ein Teehaus, wo auch mein Führer von vorhin arbeitet. Bei Tee wird dann weiter gequatscht über alles mögliche (seltsamer Weise in Englisch). Als eine grosse Gruppe von Menschen vorbeikommt, stehen alle auf und unsere neuen Freunde fordern uns auf, es ihnen gleich zu tun. Es ist ein Beerdigungszug und um dem Toten seinen Respekt zu erweisen steht man auf und einige murmeln etwas vor sich hin. Das ganze Prozedere wiederholt sich wenig später.
Als die Teegläser leer sind, verabschieden wir uns und müssen auch die Einladung ausschlagen. Für einen Blick in den Laden von Verwandten des einen haben wir aber noch Zeit. Es ist ein kleines, gemütliches Geschäft mit Dingen der verschiedenen Völker hier. Der Besitzer spricht Französisch, so gut, das wir ihn erstaunlicherweise sehr gut verstehen. Er war auch mal in der Schweiz und hat deren Bewohner schnell durchschaut. Wir seien sehr nett und herzlich, wenn man sie kennt, sonst aber sehr verschlossen. Da mag er wohl recht haben. Er bietet uns neben dem geplaudere auch gleich einen Tee an, das heisst er besteht darauf, das wir einen trinken. Er verschwindet jedoch bald und wird von einem jüngeren Kollegen abgelöst. Mit ihm reden wir weiter und er erzählt uns von dem Laden. Bald holt er eine Kopie unseres Reiseführers hervor, in dem der Laden vermerkt ist und nicht ohne Stolz erzählt er vom Besuch der Autoren und wie zufrieden sie waren. Es herscht eine sehr ungezwungene Atmosphäre auf den Teppichen auf denen wir sitzen und unseren Tee schlürfen. Bald bekommen wir neue Namen. Fatima Couscous und Mohammed Tajine sind wir jetzt, ich sähe ohnehin einem Berber ähnlich meint er, wie auch andere zu vor. Wir kaufen dann doch noch etwas. Ich bin jetzt Besitzers eines Turbans und weiss auch wie man ihn bindet. Für mich ist es zu Hause dann eher ein Halstuch. Ausserdem hab ich jetzt ein Mitbringsel für meinen Göttibueb im Gepäck.
Als wir wieder hinauskommen, sind die Strassen wieder voll belebt, so wie es in Marokko üblich ist, ausser eben in der Zeit nach zwei Uhr. Unser kurzer Ausflug an den Markt hat sich in die Länge gezogen und wir müssen uns beeilen, um noch in der Abendsonne zu dinieren.

Pistenfahren im Atlas

Es war ziemlich kalt heute Nacht. Das lässt sich unschwer am verbliebenen Reif an den spärlichen Pflanzen im Schatten des Busses erkennen. Aber es scheint schon wieder die Sonne und einem Frühstück im Freien steht nichts im Wege.

Wir nehmen es sehr gemütlich und müssen auch noch die Räder wechseln und sind so trotz des frühen Aufstehens erst spät unterwegs.

In der Kleinen Stadt Midelt kaufen wir in einem Minimarché noch ein, zwei Dinge. Es ist ein kleines Geschäft mit fast ausschliesslich importierten Waren. Es gibt fast alles, was es bei uns auch gibt. Wir brauchen aber vorallem Wasser und so sind wir bald wieder auf der Strasse gen Süden.
Wir kommen nun in das Gebiet des Hohen Atlas. Es unterscheidet sich nicht gross vom Mittleren. Neben den weiten Hochebenen und den immer wieder aus dem Nichts auftachenden Siedlungen oder einzelnen Häusern, gibt es hier aber auch mal einen Pass zu überqueren.

Bei einem sehen wir ein Schild, das 1907 m. ü. M. anzeigt. Flussläufe sind auch vermehrt zu sehen. Meist aber ausgetrocknet. Beinahe das meiste Wasser findet man in Pfützen in den Furten, die Stellen, wo der Fluss die Strasse überquert. Wir haben es überhaupt nicht eilig, denn wir wollen erst am Heilig Abend im Erg Chebbi sein und Weihnachten in den Sanddünen feiern. So legen wir neben der Fonduebrot-Mittagspause auch mal spontan eine Zvieri-Pause ein und verdrücken bereits die letzten geschenkten Mandarinen.

Wir beschliessen auch, noch einen Abstecher auf eine Route durch eine Schlucht zu machen. Den Einstig dazu zu finden stellt sich als nicht ganz einfach heraus. In der Ortschaft Rich braucht es mehrere Anläufe, bis wir die richtige Strasse erwischen. Sie wird immer kleiner. Im Moment ist die Mitte noch Asphaltiert, doch finden nur knapp zwei Autos nebeneinander Platz. In einem kleinen Dorf steht ein Traktor, der gleichzeitig als Gütertransport und Sammeltaxi dient, im Weg. Da muss man sich auch mal ein paar Minuten gedulden, bis fertig aufgeladen ist. Etliche Kinder stehen neben der Strasse oder spielen auf ihr Fussball und winken strahlend, als wir vorbeifahren. Gleich darauf werden wir ins kalte Wasser geworfen, was marokkanisches Pistenfahren anbelangt. Der Weg ist zum Teil schwer zu erkennen und verlangt unserem Bus stellenweise einiges ab. Vorallem die etlichen Flussbett-Überquerungen sind nicht ganz einfach. Später ist der Weg sogar meist inexistent und man fährt dort, wo, in regenreicher Zeit, das Wasser fliesst. Das verlangt einiges an Konzentration, um die beste Spur zu finden. Viel schneller als Schrittempo sind wir nun nicht mehr und Nadine geht sogar ein Stück zu Fuss um mir die Richtung zu weisen. Aber es ist toll, nach langer Zeit wieder ein mal so richtig im Gelände unterwegs zu sein.
Auf einer Anhöhe in der breiten Rinne, die sich das Wasser im laufe der Jahre gefressen hat, parken wir und geniessen die letzten Sonnenstrahlen. Inspiriert vom gestrigen Mittagessen, machen wir unser eigenes gefülltes Fladenbrot und müssen schon bald wieder in den Bus verschwinden. Es wird schon wieder kühler.

Über Meines ins Atlasgebirge

Der Schlammweg wieder hinauf ist einfacher zu meistern als befürchtet und bald sind wir wieder auf der Strasse.

Kurze Zeit später kommen wir nach Meknes. Wir wollen vorallem in die Altstadt und ein paar Sachen einkaufen. Die Medina ist mit dem Reiseführer schnell gefunden und auch ein bewachter Parkplatz ist in der Nähe.

Vom grossen zentralen Platz aus, wagen wir uns in die Gassen mit dem Markt. Die Stände sind meist noch im Aufbau, aber es wird schon jetzt einfach alles angeboten. Wir lassen all die Eindrücke auf uns wirken und schlendern hindurch. Ich finde nun endlich auch ein Paar passende Schuhe. An einem Stand mit Kräutern und Gewürzen quatscht uns jemand an. Eigentlich nichts besonderes, denn viele buhlen um des Touristen Gunst, um ihnen die Stadt zu zeigen. Dieser Mann jedoch sagt, seine Familie habe auch ein Geschäft mit Gewürzen und so weiter, wir sollen doch mitkommen. Wider besseren Wissens gehen wir mit, denn wir nehmen an, dass er uns nur ein paar Meter weiter führt. Doch er geleitet uns immer weiter in die Gassen hinein und weg von dem Getümmel. Bald haben wir die Orientierung verloren. Unterwegs versucht er sich in englisch als Fremdenführer. Das wollten wir doch gar nicht! Aber wir erfahren, das heute Freitag ist (wir hatten keine Ahnung…) Und deshalb das meiste bald wieder schliessen wird. Wir landen dann tatsächlich bei einem Geschäft. Eigentlich mehr eine Nische zwischen den Häusern. Ein kleiner herziger Mann (sein Vater) sitzt darin und die beiden beginnen sogleich mit der Vorführung von allem, was sie verkaufen. Sie beteuern immer wieder, das alles selbst gemacht sei und die ganze Strasse hier einkaufe. Ein Gewürz und ein Tee erstehen wir hier und vergessen ganz zu handeln. Wir wollen ja auch endlich wieder unsere eigenen Wege gehen. Der Mann führt uns wieder in die Nähe des Platzes, aber nicht ganz bis dort hin. Wir vermuten, er hat Angst von der Polizei dort als illegaler Fremdenführer festgenommen zu werden. Seine Wegbeschreibung für das letzte Stück ist sehr ungenau. Wir beginnen uns schon ein wenig unwohl in all den Gassen zu fühlen, als wir endlich wieder an einem bekannten Ort vorbei kommen.

Wir bringen unsere Einkäufe ins Auto und machen uns auf, die eigentliche Medina zu besichtigen. Unterwegs kaufen wir noch ein paar Eier und Brot. Eigentlich würde noch mehr auf unserem Einkaufszettel stehen, aber jedes mal als wir daran vorbeikamen, sagten wir uns, das können wir noch später kaufen und jetzt sind wir schon wieder fast beim Auto. Trinkwasser müssten wir bald einmal haben, aber für einen Tag reicht es noch. Wir haben zwar auf dem Campingplatz den leeren Kanister gefüllt, sind aber skeptisch, was die trinkbarkeit anbelangt. Als wir zum dritten mal auf dem grossen Platz vorübergehen, um die dortige Töpferware zu besichtigen, wollen uns die Angestellten der vielen Restaurants immer noch zu ihnen locken. Sie haben Ausdauer, das muss man ihnen lassen. Wir verpflegen uns aber lieber preisgünstiger an einem Stand mit ein paar Plastikstühlen davor. Hier werden Merguez (kleine rote Würstchen) am Spiess gebraten und mit gebratenen Zwiebeln in ein Taschenbrot gestopft. Eine Köstlichkeit und man hat gegessen, für zwei Franken.
Weiter gehts in Richtung Süden. Das heisst in das Mittlere Atlas Gebirge. Die Strasse führt durch einen dichten Zedernwald den Berg hinauf. Hier sind wild lebende Affen zu hause und wir erhaschen sogar ein paar Blicke auf sie. Es geht immer weiter nach oben und die Landschaft wird immer karger. Es liegt sogar Schnee, doch angesichts der sehr milden Temperaturen stört uns das nicht sonderlich.

Was uns stört, ist, dass wir in eine Polizeikontrolle kommen. An und für sich kein Problem. Aber dieses mal haben sie uns geblitzt. 71 km/h statt 60, eine Tafel haben wir aber weit und breit nicht gesehen. Nach einer Ermahnung und einigem was wir nicht ganz verstehen, sagt der Polizist, er mache eine Ausnahme. Wir können weiterfahren. Glück gehabt!
Unser Weg führt uns durch etliche Hochebenen, flankiert von eindrücklichen Gebirgszügen und
Felsformationen. Wir merken es nicht wirklich, aber wir kommen wieder hinunter in tiefere Lagen, zwischen dem Hohen und dem Mittleren Altlas und es liegt natürlich längst kein Schnee mehr. Auf einer weiten Fläche fahren wir hinaus auf eine Kiesstrass und bleiben stehen. Seit langem (ausser auf
Campingplätzen) nehmen wir Tisch und Stühle nach draussen und geniessen die Sonne. Zum Abendessen gibt es Fondue, inmitten von Gebirgen im Winter. Sehr passend, auch wenn die Gegend und die Temperaturen so gar nicht an zu Hause erinnern.

Es wird danach aber schnell kühler und wir verziehen uns in den Bus, um noch ein paar Spiele zu spielen.

Fes die Handwerkerstadt

Wir haben noch einiges zu erledigen am Morgen, wie immer wenn wir auf einem Campingplatz sind. Doch heute haben wir einen fixen Abfahrtstermin. So früh wie wir dachten, sind wir doch nicht. Die holländische Truppe ist schon fast abfahrbereit.

An der Rezeption machen wir Bekanntschaft mit der marokkanischen Pünktlichkeit. Unser Führer verspätet sich und lässt sich durch den Portier entschuldigen. Bei ihm zu hause sind gerade Malerarbeiten im Gange und er wurde durch die Handwerker aufgehalten.
Um all den Eindrücken vom heutigen Tag gerecht zu werden, müsste ich wohl ein halbes Buch füllen. Ich versuche mich kurz zu halten und trotzdem möglichst viel rüber zu bringen.
Mit unserem Bus fahren wir mit einer halben Stunde Verspätung los. Zuerst machen wir halt, an einem Aussichtspunkt, der auch im Reiseführer beschrieben ist. Man hat von hier aus eine tolle Sicht über beinahe die ganze Stadt. Weiter gehts zum Königspalast und durch das ehemalige Juden und Andalusierviertel.

Während der ganzen Zeit erzählt er uns spannende Dinge aus der Vergangenheit und der Gegenwart. Den nächsten Halt machen wir bei einer Töpfer- Genossenschaft und Schule. Wir erhalten einen interessanten Einblick in das Handwerk der Töpferei und Mosaikkunst, um Brunnen und Tische zu fertigen. Natürlich werden wir auch in den Laden geführt, aber zum Kauf gedrängt, wie man das vieleicht vermuten könnte, werden wir nicht. Trotzdem, oder gerade deshalb, erstehen wir ein Mitbringsel.
Danach fahren wir zur Medina. Das ist die Altstadt einer jeden Marokkanischen Stadt. Die von Fes ist Teil des Unesco Weltkulturerbes. Noch ein wenig ausserhalb liegt das Gerber Viertel. Hier werden Tierhäute aus dem ganzen Land angeliefert und verarbeitet. Schon am Fluss, der mittendurch fliesst, sehen wir Leute beim Felle waschen. Wir werden, mit einem Halm Minze gegen den beissenden Geruch ausgerüstet, auf das Dach eines Hauses geführt. Von dort hat man einen guten Überblick über die Maschinerie dieses Handwerks und es werden uns die einzelnen Arbeitsschritte erklärt.
Wir sind auch hier in einer Genossenschaft und natürlich will man uns auch hier etwas verkaufen. Wir merken schnell, das die Marokkaner super Verkäufer sind. Sie machen es mit einer guten Mischung aus sympatischer Aufdringlichkeit und ungezwungenheit. Man fühlt sich nie unter Druck, hat aber trotzdem den Wunsch, die angepriesene Ware zu besitzen. Schlussendlich kommen wir mit zwei neuen Lederjacken aus dem Haus. Als der Verkäufer seinen Preis nannte, sagten wir ihm, dass wir sowieso zu keinem gemeinsamen kommen werden und wir es lieber sein lassen. Doch er bestand darauf unser Höchstgebot zu hören, auch wenn es noch so niedrig sei. Für nur ganz wenig mehr als das war der Handel dann beschlossene Sache. Zu knapp einem Drittels des anfänglichen Preises.
Nun folgt ein langer Rundgang durch das Labyrinth von Gassen der Medina. Alleine wären wir hoffnungslos verloren gewesen. Immer wieder besuchen wir Handwerksbetriebe und können bei der Arbeit zuschauen. Hätten wir nicht schon einen teuren Einkauf getätigt, wäre es viel schwerer geworden, den etlichen schönen Dingen zu widerstehen. Wir sehen Metallverarbeiter, Messerschleifer, Tischler, Teppich- und Seideweber, Kosmetiker und natürlich Händler jeder erdenklichen Art.
Unser Reiseleiter weiss viel zu erzählen und man merkt, das er sich auskennt und hier zu Hause ist und nicht einfach sein Programm abspuhlt. Er schwatzt kurz mit allen möglichen Leuten, krault seine Lieblingskatze oder bezahlt zum Beispiel beim vobeigehen sein frisch geschliffenes Messer und zeigt uns seine Kupferlampe, die er immer noch am abzahlen ist. Er kauft uns zwischendurch einen Snack, eine art fritierter Kartoffelstock und kauft auch für sich selbst ein. Von den Mandarinen verschenkt er immer wieder ein paar.
Unterwegs schauen wir uns auch die Sehenswürdikeiten wie die älteste Koranschule der Welt oder Moscheen und Heiligtümer an. Leider darf man als nicht Muslim nicht hinein, aber der Blick durch die imposanten Tore ist auch schon faszinierend.

Zum Mittagessen setzen wir uns in ein Restaurant. Unser Guide hat uns noch gefragt, ob diese Preisklasse Ok sei und wir haben ja gesagt. Ein viel günstigeres wäre sicher auch gut gewesen, aber es war eine tolle Erfahrung zur Vorspeise neun verschiedene Salate aufgetischt zu bekommen. Von den anderen Gängen und der Duftwasserdusche zum Schluss ganz zu schweigen.

In einem Seidenladen können wir knapp der traditionellen Kleider und schönen Tücher wiederstehen, eine neue Handtasche gibt es dann trotzdem.
Wir verabschieden uns bei einem Supermarkt, denn zum Camping müssen wir nicht zurück. Hier gibt es auch Bier und Wein, wie er uns erklärt, doch uns zieht es weiter. Obwohl er fast doppelt so lange mit uns unterwegs war wie vereinbart, verlangt er nur den ursprünglichen Preis und gibt uns seine Handynummer, falls wir in Schwierigkeiten geraten würden. Den Sack mit den
Mandarinen lässt er auch noch da und macht sich auf den Weg.
Auch wir fahren wieder los. Um aus der Stadt hinaus zu finden, wollen wir das Navi zur Hand nehmen, aber bis das mal funktioniert, sind wir längst draussen. Wenn man sich mal mit der marokanischen Beschilderung angefreundet hat, klappt das ganz gut, auch wenn vieles nicht, oder nur auf arabisch angegeben ist.
Irgendwo zwischen Fes und Meknes biegen wir von der Hauptstrasse ab, um einen Nachtplatz zu suchen. Der erste Versuch schlägt fehl und die Strasse endet bei einem Hof. Beim zweiten fahren wir ein schlammigen Weg durch einen Olivenhain hinab und finden etwas Platz unten auf den
Feldern.

Le Hobbit

Es ist sehr spannend in unserem ausführlichen Reiseführer zu stöbern, zu lesen und Routen zurecht zu legen. Wir sind jetzt schon einiges weiter als auch schon. Viele Stationen sind mehr oder weniger fix und wir wissen, wo wir durchfahren wollen. Wir erfahren viel über das vielschichtige Land und seine Leute. Es macht für uns den Eindruck, als hätte Marokko den Spagat zwischen dem westlichen und dem Arabisch islamisch- und berberischen gut gemeistert. Es hat sogar schon etliche Male eine Vermittlerrolle eingenommen. Was nicht heisst, das es nicht mit vielen eigenen Problemen zu kämpfen hat.

Als wir aus dem Bus kommen, sind bereits Leute auf dem Feld an der Arbeit. Hier wird jedes Fleckchen fruchtbare Erde bestellt und es leuchten die Hügel in einem intensiven Grün.

Unser Bus ist irgendwo auf der Beifahrerseite nicht ganz dicht und es regnet ein wenig hinein. Viel mehr als ignorieren können wir es nicht, denn wir wissen nicht woher es kommt.
Wir fahren weiter nach Fes. Es ist schön, wieder in einer Region zu sein, in der man von den Fussgängern ab und zu gegrüsst wird. Man bekommt sogar Schulterklopfer von Polizisten bei einer Kontrolle!

Die Stadt ist schnell erreicht und bald sind wir mitten drin im Gewusel. Eine Abzweigung haben wir falsch genommen und schon ist es passiert. Am Stadtrand stehen überall Busse, Last- und Lieferwagen und Dreirädrige Motorräder mit Ladefläche die Menschen und Waren in die Stadt bringen. Der Verkehr ist dementsprechend chaotisch, aber trotzdem gut zu meistern. Nadine meint, es sei ähnlich wie in Vietnam, nur dass dort jeder freie Zwischenraum mit Mofas gefüllt ist. Ein bisschen weiter landen wir mitten im Markt. Schrittempo erreichen wir kaum, doch so erhaschen wir erste Einblicke ins marokkanische Stadt treiben. Zu allem Überfluss geraten wir noch in eine Einbahnstrasse. Von der falschen Richtung her, versteht sich. Eine Tafel haben wir nicht gesehen, aber die entgegenkommenden Automobilisten weisen uns darauf hin. Wir schaffen es wieder hinaus und auch das Navi auf dem Handy funktioniert nun. Wir haben mit unserer Simkarte einen super Deal gemacht, was die Leistungen angeht, doch das Internet funktioniert auf dem Land kaum. Jetzt in der Stadt reicht es für die Navigation. Das Kino in der Neustadt finden wir auf Anhieb und auch ein bewachter Parkplatz ist in der Nähe.
Dort essen wir zuerst mal zu Mittag und laden die Blogs gleich mit Bildern hoch. Dann schauen wir nochmals, wann der Hobbit läuft. Es bleibt uns mehr als genug Zeit, herumzuschlendern. In der Neustadt sind die Häuser recht neu und von den Reicheren gebaut. Die Strassen sind breit und lärmig und auf dem Gehweg flanieren auch sehr westlich gekleidete Leute (ja, auch viele Frauen ohne Kopftuch). In den hintern Strassen ist es ruhiger und „marokkanischer“, mit vielen kleinen Geschäften und Teestuben.
Wieder beim nun offenen Kino, kaufen wir uns zwei Karten und versuchen uns an den französischen Filmzeitschriften. Wir müssen uns auf die Sprache einstimmen, wenn wir vom Film etwas verstehen wollen. Es scheint hier üblich zu sein zu spät zur Vorstellung zu kommen oder mittendrin aufzustehen und hinaus zu gehen. Wirklich stören tut es nicht, ist aber schon ein wenig irritierend. Den Film Wort für Wort zu verstehen geben wir schnell auf, aber die Zusammenhänge lassen sich leicht erschlissen, und die Dialoge können wir meist im groben verstehen. Wir haben ja das Buch gelesen. Uns hat es beiden auf jeden fall gut gefallen.
Nun fahren wir zum Campingplatz. Ich habe schon vermutet, dass es der selbe ist, auf dem ich vor ein paar Jahren schon einmal war. Und tatsächlich. Aber der Eingang ist nicht mehr am selben Ort. Ein Mann erklärt uns, dass wir einmal rundherum fahren müssen. Dort sieht es auch völlig anderst aus. Eine prunkvolle Rezeption mit vielen Bungalows daneben steht dort und auch die sanitären Anlagen sind neu.

Nachdem wir uns eingerichtet haben kommt ein sympatischer Marokkaner zu uns und spricht uns in gutem Deutsch an. Er ist ein offizieller Fremdenführer (inoffizielle beziehungsweise illegale gibt es auch viele, aufdringliche bis hin zu gefährlichen in der Stadt). Er würde uns gerne Fes zeigen. Was er uns erzählt klingt gut und auch der Preis scheint angemessen zu sein. Wir hatten uns das ohnehin überlegt, weil Fes so gross ist und auch viel zu bieten hat. Also sagen wir zu, uns morgen Früh mit ihm zu treffen.

Nach einem gelungenen Versuch, selbst Nudelsuppe zu machen, statten wir unseren einzigen Nachbarn einen Besuch ab.

Rund um ein grosses Feuer sitzt eine lustige Truppe aus Holland, die in Spanien lebt. Sie sind sozusagen auf einer Testfahrt bis nach Dakar für die nächste Reise. Aber auch diese Tour haben sie bereits getestet, beziehungsweise ihre Autos (top ausgerüstete Landrover und ein Landcruiser, sogar mit Offroadanhäner), mit einem Ausflug rund um Marokko vor ein paar Monaten. 2015 wollen sie bis nach China fahren. Nach einem Bier mit ihnen gehen die Jungen ins Bett. Wir sind müde.

Über das Rifgebirge

Na, seid ihr alle schön im Weihnachtsstress? Wir haben erst gerade heute festgestellt, dass es gar nicht mehr lange dauert, bis zum grossen Fest. Hier bekommt man davon gar nichts mit.

Klopf Klopf. Irgendjemand klopft an den Bus und mich reisst es jäh aus den Träumen, Nadine hätte wohl seelenruhig weiter geschlafen. Es ist 3 Uhr 40 (marokkanische Zeit, minus eine Stunde) und ich öffne verschlafen den Bus. Vorne dran stehen drei Polizisten und fragen, was wir hier tun. Naheliegenderweise sage ich plump: „seulement dormir“. Das ist aber anscheinend „interdit“, das sei hier kein Camping, es habe einen nicht weit von hier. Das verwundert uns sehr, da in Marokko wildcampen grundsätzlich (ausser wenn ausgeschildert) erlaubt ist. Wir haben aber im Reiseführer auch gelesen, das hier ein beliebter Ort für Schmuggler ist. Darum wohl die Wegweisung. Wir verpassen zu fragen, ob wir nicht doch noch ein paar Stunden hier bleiben können und gehen davon aus, das wir weiter müssen. Um diese Uhrzeit den Campingplatz anzusteuern macht keinen Sinn. Also fahren wir weiter der Küste entlang. Nach über einer Stunde müssen wir halten, um einen Blick auf die Karte zu werfen und bemerken, dass es genau hier genügend Platz hat, um noch ein bischen zu Schlafen. Wir sind bestimmt auch genug weit weg, damit wir nicht wieder auf die selben Polizisten treffen.
Der Wecker klingelt, dieses Erwachen ist schon viel schöner. Wir wollen zeitig weg von hier. Ganz wohl ist uns noch nicht, doch die Sonne scheint und alles nimmt seinen gewohnten gang. Als die ersten Leute auf der Strasse vorbei ziehen, ist der Schrecken der letzten Nacht schon fast verflogen. Sie sitzen auf Eseln und werfen ab und zu einen neugierigen Blick zu uns hinunter, ansonsten werden wir kaum beachtet. Die Frauen tragen farbige Gewänder, ein Kopftuch und ein Strohut mit grossen Bommeln drauf. Auch einige Männer sind für unsere Augen sehr lustig gekleidet. Sie tragen ein Djellabah. Das ist ein langer Überwurf mit grosser Kaputze, der sie ein wenig wie Zwerge aussehen lässt.
Wir fahren noch ein Stück der Küste entlang und versuchen die richtige Strasse ins Landesinnere zu erwischen. Das ist nicht ganz einfach, weil unsere Karte auch schon ein paar Jahre alt ist und in letzter Zeit viele neue Strassen gebaut wurden. Später stellt sich heraus, das wir sie nicht gefunden haben. Das macht aber nichts, wir haben schon fast damit gerechnet und können auch einen anderen Weg nehmen, den wir uns an einer Tanke erklären lassen.
Die Strasse schlängelt sich, am anfang klein, so dass nur ein Auto darauf passt und man den Mut des andern testen kann, indem man möglichst lange mit einem Rad nur wenig vom Asphalt geht und später grösser durch das Rifgebirge. Zu Beginn müssen wir uns einen Weg durch die Scharen von Schulkindern auf der Strasse bahnen. Es ist wohl Mittagspause und wir bekommen auch langsam Hunger. Wir halten am Wegesrand und können ein paar Jungen beim Spielen auf einem Fussballfeld in einem ausgetrockneten Flussbett zuschauen.
Die Berge sind sehr beeindruckend anzuschauen, in all den verschiedenen Farben der Steine und der Vegetation. Dazwischen sind überall Häuser verteilt. Es ist kein dicht besiedeltes Gebiet, doch fast überall findet man eine Behausung im Blickfeld. Auch sehr viele Menschen sind zu Fuss, auf einem Esel oder mit Schafen oder Ziegen unterwegs oder sie stehen am Strassenrand und scheinen auf etwas zu warten. Was auffällt, ist das sie fast immer schön gekleidet sind. Falls nicht in der traditionellen Tracht, kann man ab und zu einen alten Schafhirten im Anzug sehen. Wie in Albanien.
Autos sind nicht viele unterwegs. Wenn, dann sind es lustig verzierte Kleinlaster oder ebensolche, überladene Lieferwagen oder alte Mercedes Sammeltaxis.
Diese Region ist für den Hanf anbau und auch Verkauf bekannt und das bekommen wir auch zu spühren. Unser Reiseführer spricht von Belästigung durch Hasch Verkäufer, doch wir nehmen es mit Humor. Viele Männer am Strassenrand machen, zum teil sehr deutliche Handzeichen oder Rufen einem zu. Autos betätigen die Lichthupe und gestikulieren wild. Einer Hält uns sogar einen grossen Klumpen aus dem Fenster. Nur einmal finden wir es nicht mehr ganz so lustig. Ein Golf fährt lange hinter uns her, macht Zeichen und überholt uns mehrere Male. Er bleibt hartnäckig, bis wir in eine Polizeikontrolle kommen. Dann ist er plötzlich nicht mehr zu sehen. Von diesen gibt es einige. Wir müssen aber nur einmal anhalten und die freundlichen Fragen nach unserem Befinden und woher/wohin beantworten.
Beim Cannabis Anbau greift die Polizei kaum ein. Es sei denn, es wird im grosse Stil damit gehandelt. Es gibt aber Bemühungen, die Bauern zur konventionellen Landwirtschaft zu bewegen, welche natürlich auch schon praktiziert wird. Jedoch natürlich vieles noch von Hand und mit
Eseln.
Je weiter wir kommen, desto schlechter wird das Wetter. Es beginnt zu Regnen und wird plötzlich Neblig. Aus ist es mit der schönen Aussicht, dafür liegt Schnee neben der Fahrbahn. Brrrr…

Für den Nachtplatz fahren wir deshalb noch weiter, bis wir das Rifgebirge hinter uns haben. Nach Taounate fahren wir auf einem Feldweg ein wenig weg von der Strasse und stellen uns an den Wegesrand, bevor es morgen wieder hinauf über die Hügel nach Fes geht.

Nach Marokko

Wir haben nun keine Eile mehr, denn es ist nicht mehr weit zum Hafen.

Die Beschilderung zum Dock ist recht gut, aber wir haben noch keine Tickets und stehen bereits davor. Aber natürlich kommt schon einer angerannt, der uns zeigen will, wo es sie gibt. Er ist ganz in Eile und will uns noch aufs nächste Schiff bringen, das in 10 Minuten fährt. Das gibt er aber bald auf, weil es einfach nicht mehr reicht. Er führt mich in ein offiziell aussehendes Ticketbüro. Für mein Verständnis ist es zimlich teuer. Vieleicht wären wir anders doch besser gefahren. Wer weiss.

Nun heisst es warten. Die nächste Fähre legt erst in eineinhalb Stunden ab. Aber die Zeit vergeht wie im Flug. Kurz vor Abfahrt stärken wir uns mit einer Nudelsuppe, um auf dem Schiff nicht zu verhungern.

Ceuta ist, obwohl auf dem afrikanischen Kontinent, noch spanisches Gebiet. Dennoch fallen wir auf den erstbesten Afrikaner rein. Wer dreht uns die Papiere für die Fahrzeugeinfuhr nach Marokko an. Er füllt sie auch gleich selber aus. Wenn wir es selbst gemacht hätten, wären wir bestimmt schneller gewesen und hätten nichts bezahlt. Eigentlich hätten wir es ja gewusst… Mit 5 Euro wil er sich partout nicht zufrieden geben. Wir bleiben hart und erklären ihm, das auch wir länger als fünf Minuten arbeiten müssen um so viel zu verdiednen. Irgendwann sieht er dann ein, das er nicht mehr bekommt und lässt uns weiter ziehen. Wir wollen uns noch gross mit Lebensmitteln eindecken, bevor es in Marokko schwierig werden kann, alles zu bekommen. Im Laden merken wir, das wir eigentlich fast nichts brauchen ausser ein bisschen Wein und ein paar Kleinigkeiten.
Das billige Zollfreie Benzin nützen wir aber noch, bevor wir uns an die Grenze wagen. Den Weg dorthin wäre ohne Navi schwer zu finden gewesen. Jetzt funktioniert es ja noch. Für Marokko haben wir keine Karte drauf.
Es ist ein ziemliches Chaos am Zoll. Unglaublich viele Menschen wuseln herum und mann weiss nie so genau, wer ein Beamter ist und wer einem helfen will mit den Formalitäten. Natürlich gegen Lohn, was man erst später erfährt. Aber alle haben freude am ausprobieren unserer Hupe am Bügelspiegel. Wir schaffen es auch alleine und sind relativ schnell durch das Gewühl.
Wir fahren zur ersten grösseren Stadt, Tétouan. Dort holen wir marrokanische Dirhams und versuchen eine marokkoanische Simkarte zu kaufen. Wir sind schon ein wenig stolz, das wir das auf französisch hinbekommen, aber das Natel will nicht. Zuerst ist der Akku leer und ich muss zurück zum Bus das Kabel holen und dann funktioniert es nicht. Einmal aus und wieder ein (was nicht ganz einfach ist, weil der Knopf kaputt ist) hilft. Jetzt haben wir auch hier Internet.
Ich auf meinem iPhone aber nicht. Es hat beschlossen den Geist aufzugeben, wie vor ein paar Wochen mein Computer. Am besten ihr meldet euch bei Nadine, wenn ihr mich erreichen wollt, oder schreibt ein Mail.
Bevor wir weiterfahren können, müssen wir noch einen Mann abschütteln. Er erzählt vom Berbermarkt, der genau heute und nur einmal im Monat stattfindet. Dort gäbe es einen Campingplatz oder ein Parkplatz, auf dem wir stehen können. Wir zeigen kein Interesse, obwohl wir das interessant gefunden hätten. Daraufhin versucht er es mit Hasch Verkauf. Stösst dabei aber auch auf taube Ohren. Dann will er wenigstens ein Stückchen mitgenommen werden. Das ist uns ebenfalls ein wenig suspekt. Er versichert, das er unbewaffnet ist und fragt wieso wir so paranoid seien. Hier helfe man einander. Es nützt alles nicht. Wir fahren weiter aus der Stadt und erwischen sogar die richtige Strasse zur Mittelmeerküste. Im Reiseführer steht, es sei eine Piste. Das ist leider nicht mehr so und es ist nun eine geteerte Strasse. In sieben Jahren kann viel geschehen.
Auf einem grossen Kiesplatz direkt an der Steilküste machen wir halt. Für heute muss das reichen. Es wird ohnehin schon dunkel und wir verbringen die Zeit im Bus mit Bloggen, Bilder Hochladen und unseren Finanzen.

fahren, fahren, fahren

Es hat die ganze Nacht geregnet und wir Helden hatten das Fenster weit auf. Wenigstens ist das Abwaschbecken, das draussen stand, jetzt voll. Kurz nach der Abfahrt kommt von hinten ein Auto über die Kiesstrasse angebraust und betätigt die Lichthupe wie wild. Ich fahre auf die Seite und warte. Es ist ein Polizist, mitten im Nirgendwo. Er fragt, ob wir hier übernachtet haben. Wir sagen ja (ist in Spanien auch vielerorts erlaubt). Und er will ein Blick ins Wagesinnere werfen. Das genügt ihm und wir dürfen weiter fahren. Das Navi nimmt einen anderen Weg zurück zur Strasse, als wir gekommen sind und wir fragen uns schon, ob wir nicht im Kreis fahren. Endlich kommen wir zurück auf die Autobahn (na ja, gefreut auf die sie haben wir uns nicht) und dann passiert lange nichts mehr, bis die Reben allmählich verschwinden und sie von Olivenbäumen übersäten Hügeln platz machen und wir uns an einer Raststätte die Mittagspause gönnen.

450 km vor Algeciras sehen wir bereits die ersten Ticket Verkaufsstände für die Fähre. Der Reiseführer sagt aber, das wir unsere Billete auch bequem am Hafen bekommen. Wieder an der Küste erheben sich Wälder von Hotels und Ferienwohnungen. Auch Campingplätze hat es viele, aber wir stellen uns lieber einfach irgendwo hin, das ist günstiger. Da die Natur weiter im Landesinneren verborgen ist und uns ein Strandplatz unrealistisch erscheint, bleiben wir auf einem Parkplatz von geschlossenen Geschäften ein bisschen versteckt in einer Art Innenhof.

Nachdem die Sonne am Nachmittag kurz hallo sagte, wurde sie erneut von Regen abgelöst. Es kommt deshalb nicht darauf an, wo wir stehen. Wir verlassen den Bus ohnehin kaum. Wir machen uns über den ausführlichen Marokkoführer und die Karte her. Es sind so viel Informationen, das wir nicht wirklich entscheiden können, was unser Plan sein soll. Eine ganz, ganz grobe Route legen wir dann doch fest. Ein Mal im Uhrzeigersinn herum ist geplant

Kein Hobbit in Valencia

Wir stehen ja jetzt auf einem Parkplatz, trotzdem gibt es ein besonderes Frühstück.

Das Essen ist nicht speziell erwähnenswert, aber die heisse Schokolade. Eine ganze Tafel weisse Schokolade in Milch aufgelöst mit Schlagrahm und französischen Meringue. Der Zuckerschock ist garantiert!

Aber dann, Kino in Valencia ins Navi und los!

Der Tank ist bald leer und die Kanister sind es ebenfalls. Toll, wenn man dann zwei mal an eine geschlossene Tanke ran fährt. Aber schlussendlich bekommen wir unsere gut 100 Liter und das zu einem supergünstigen Preis.
Ohne, dass etwas erwähnenswertes passiert erreichen wir Valencia und das eingegebene Kino. Es ist ein riesen Einkaufs und Vergnügungskomplex. Gut für uns, so finden wir schnell einen Parkplatz und können hoffen, das der Hobbit auch in englisch gezeigt wird. Das würde wohl auch stimmen, wenn er überhaupt gezeigt würde, doch der Start ist erst ein paar Tage später… Also nichts mit Kino heute. Dafür finden wir ein gratis Wlan und erfahren, dass er in Marokko bereits läuft. Auf dem nun gestopft vollen Parkplatz (es ist Samstag) machen wir uns über Fleischbällchen Sandwiches her und fahren dann weiter. Es sieht bald so aus, als würden wir unser Zeitplan doch noch einhalten können. Wir wollen nun auf schnellstem Weg nach Algeciras auf die Fähre. Das Navi sagt, das seien noch ungefähr neun Stunden. Für uns wohl noch ein bischen mehr, denn wir fahren langsamer um den Bus zu schonen und Sprit zu sparen. Am Abend können wir aber deutlich länger fahren als auch schon. Es bleibt hier weiter im Westen viel länger hell. Seit einer gefühlten Ewigkeit ziehen sich neben der Autobahn endlos lange Rebenfelder in der Ebene hin, nur vereinzelt sind Häuser zu sehen.
Als die warme Sonne langsam verschwindet, nehmen wir eine dieser Autobahnausfarten ins nichts um zu übernachten. Ein bischen eingeschüchtert von gestern, wollen wir den Bus nicht in die Nähe eines Hauses und wenn möglich auch nicht gut sichtbar mitten auf der Ebene hinstellen. Wir kurven eine Weile über die Felder, bis wir am Rande eines Wäldchens eine geschützte Stelle finden. Ein Traktor kommt zwei Mal vorbei und wir befürchten, dass wir schon wieder umziehen müssen, aber wir dürfen bleiben.
Nach dem Abendessen schauen wir noch den ersten Teil des Hobbits fertig, denn gestern war der Akku des Laptops irgendwann mittendrin leer.

IKEA

Weiter gehts in Richtung Barcelona. Wir wollen zurück an die Küste und in Barcelona hat es eine Ikea. Dort gibt es immer gutes und günstiges essen und wir brauchen auch sonst ein paar sachen vom Möbelhaus. Eine Stadbesichtigung liegt leider nicht drin. Wir hinken schon einiges in unserem Zeitplan hinterher. Wir wollten ursprünglich am 15. Dezember in Marokko sein. Das wird jetzt kaum möglich sein.

Wir fahren also zur Ikea. Nur schnell einkaufen geht natürlich nicht, wir müssen alles anschauen. Ganz alles finden wir nicht. Eine Lampe über dem Tisch fehlt zum Beispiel immer noch und Pfannendeckel haben wir vergessen zu kaufen. Dafür hat Nadine nun ein Lammfell, zwar ein bischen teurer, als das welches wir in Riga gesehen haben und dem sie dann lange nachgetrauert hat, aber fast so kuschlig. Plastikflips um Verpackungen zu verschliessen und Material zum umtopften unseres Kaktus haben wir auch, auch wenn dafür ein anderer dran glauben muss (Sonst müssten wir einen ganzen Sack Erde kaufen).
Die Ikea hat gratis Wlan und so setzen wir uns eine Weile mit unseren Geräten ins Restaurant.
Nun geht es weiter der Küste entlang. Leider meist auf der Gratis-Autobahn, aber wir müssen ja vorwärts kommen.
Irgendwann biegen wir von ihr ab und suchen uns ein Plätzchen im Grünen. Vieles ist Privatbesitz, aber bei einem Friedhof neben einem Kieswerk finden wir einen verlassenen Kiesparkplatz. Nach dem Abendessen beginnen wir den ersten Teil des Hobbits zu schauen, weil unser Plan vorsieht, morgen in Valencia den dritten Teil zu sehen. Wir wollen uns also einstimmen, kommen aber nicht weit. Zwei Autos kommen und hupen uns aus dem Bett. Zwei Señoras erklären uns, das wir hier nicht stehen dürfen, von wegen Privatgelände, Industriezone irgendwas. Also packen wir zusammen und fahren ein  Stück weiter bis in die nächste Stadt. Nah am Strand stellen wir uns auf einen Parkplatz. Es ist ja nur zum Filmschauen und schlafen.